Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Substitution, Ersetzung, Philosophie: Hier geht es um das Ersetzen sprachlicher Elemente oder logischer Symbole innerhalb von Aussagen oder logischen Formeln durch andere sprachliche Elemente oder logische Symbole, die an der gleichen syntaktischen Position in der Lage sind, eine sinnvolle Aussage zu bilden. Wenn dabei der Wahrheitswert (wahr oder falsch) der Aussage erhalten bleibt, spricht man von Substituierbarkeit eines Terms durch einen anderen in einem Kontext. Siehe auch Gleichheit, Einsetzen, Bedeutung, Identität, Koreferenz.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

J. Hintikka über Substitution – Lexikon der Argumente

II 194
Substitutivität der Identität/Intensionalität/Hintikka: Ein sicherer Indikator für Intensionalität ist das Fehlschlagen der Bewahrung der Identität des Individuenbereichs.
>Intentionalität
.
Wenn es passiert, dass die Identität von einer möglichen Welt zur anderen fehlschlägt, haben wir ein Gegenbeispiel zu dem bekannten Gesetz ((s) Leibniz’ Gesetz):

(SI) (x)(y) (X = y > F[x] > F[y])).

((s) Identische Gegenstände haben alle Eigenschaften gemeinsam.)
Das wird manchmal auch die „Gebundene-Variable-Form der Identität“ genannt.
Äquivalent damit:

(x)(y) ( x = y > notwendig (x = y))

((s) Was identisch ist, ist notwendig identisch).
Hintikka: Dieses Fehlschlagen der Substitutivität der Identität ist zu unterscheiden von dem Fehlschlagen für beliebige singuläre Termini. Hier kann es einfach daran liegen, dass ein singulärer Term in einer anderen möglichen Welt auf ein anderes Ding referiert.
II 195
Identität/Individuen/Hintikka: Es ist viel weniger klar, wie die Identität für bestimmte Individuen beim Übergang zu einer anderen möglichen Welt fehlschlagen kann. D.h. dass Weltlinien sich verzweigen können (>Spaltung).
Spaltung/KripkeVsSpaltung/SI/Hintikka: Kripke schließt Spaltung aus, weil für ihn die (SI) gültig ist. Eine Spaltung würde nach ihm die Transitivität der Identität verletzen. Nach einer Spaltung wären die Individuen keinesfalls identisch, selbst wenn sie es nach der Transitivität sein sollte. Daher ist für Kripke die (SI) unverletzlich.
HintikkaVsKripke: Das ist zirkulär:
Transitivität der Identität/Hintikka: Die Transitivität der Identität kann zweierlei bedeuten:
a) Transitivität innerhalb einer Welt oder
b) zwischen den Welten.
Die Plausibilität der Transitivität gehört zur ersteren, nicht zur letzteren.
Transitivität der Identität zwischen möglichen Welten zu fordern, hieße einfach, Spaltung auszuschließen. Das ist das Zirkuläre an Kripkes Argument.
Substitutivität der Identität/Hintikka: Viele Autoren haben angemerkt, dass Identität und Quantifikation in intensionale Kontexte sinnlos bleiben, wenn wir nicht die Substitutivität der Identität haben.
HintikkaVs: Das ist einfach falsch: Nachdem die Weltlinien definiert sind, können wir die Wahrheitsbedingungen für Sätze mit beliebigen intensionalen Ausdrücken formulieren. Und zwar dann unabhängig vom Verhalten der Weltlinien.

Modallogik/(SI)/Hintikka: Es ist doppelt ironisch, dass die Verteidiger der konventionellen Modallogik die (SI) retten wollen, indem sie sagen, dass ohne sie Möglichkeit und intensionale Logik keinen Sinn mache. Denn (SI) schließt Spaltung aus,
Fusion/Hintikka: Um Fusion auszuschließen, brauchen wir die umgekehrte Form statt (SI) brauchen wir (IS):

(IS) (x)(y) (möglich (x = y) > x = y)

((s) Mögliche Identität ist Identität, d.h. letztlich ist sie notwendig.)
Problem/Hintikka: (IS) ist in manchen konventionellen Systemen der quantifizierten Modallogik nicht gültig, einschließlich der von Ruth Barcan Marcus.
Für diese Systeme müssen wir Spaltung erlauben, wenn wir von möglichen Welten in Richtung der aktualen Welt gehen (nach Hause reisen).
Richtung/Interpretation/Hintikka: Aber bei der Interpretation gibt es gar nichts zu unterscheiden zwischen den Richtungen.
II 196
Es ist nämlich nur ein Zufall, dass diese Systeme keine Rückblickenden Operatoren“ (Saarinen, s.o.) enthalten.
D.h. jeder Verteidiger dieser konventionellen Systeme verteidigt insgeheim doch die Möglichkeit von Spaltungen, d.h. die Zurückweisung von (SI).
Spaltung/Hintikka: Spaltung ist bei einigen wenigen Modellen der Querwelteinidentifikation, Re-Identifikation in der Zeit sinnvoll. Bsp Ein Computer könnte auseinandergenommen werden und zwei Computer daraus gebaut werden. Das könnte später wieder revidiert werden.
>Identität zwischen Welten.
Re-Identifikation/Reidentifikation/Hintikka: Reidentifikation ist der Schlüssel zu Fällen von Spaltung und Fusion.
Spaltung/Hintikka: Es gibt einen strukturellen Grund, warum sie so selten ist: Wenn Weltlinien aus infinitesimalen Elementen zusammengesetzt sind wie die Lösungen von Differentialgleichungen, entspricht die Spaltung einer Singularität, und dies ist ein seltenes Phänomen.
Spaltung/Hintikka: Die Argumente gegen sie sind zirkulär in einem tiefen Sinn. Sie basieren auf der Idee, dass für Quantifikation der Individuenbereich fixiert bleiben sollte. (HintikkaVsKripke).
Mögliche Welt/Individuenbereich/HintikkaVsKripke: Man sollte nicht fordern, dass die Individuen beim Wechsel von Welt zu Welt dieselben bleiben müssen. Die Rede von Welten ist leer, wenn es keine möglichen Erfahrungen gibt, die sie unterscheiden könnten.

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Hintikka I
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
Untersuchungen zu Wittgenstein Frankfurt 1996

Hintikka II
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
The Logic of Epistemology and the Epistemology of Logic Dordrecht 1989

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z