Philosophie Lexikon der Argumente

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Sinn, Philosophie: Sinn ist eine Eigenschaft von Aussagen, die die Feststellung des Wahrheitswerts (wahr oder falsch) grundsätzlich ermöglicht, wenn auch nicht garantiert. Auch falsche Aussagen haben Sinn, sonst könnte ihre Falschheit nicht festgestellt werden. Sinnlos ist demnach, was nicht negiert werden kann. Aussagen über die Zukunft erlauben eine Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten, wenn sie sinnvoll sind ohne einen Wahrheitswert zu haben. Wünsche und Befehle sind sinnvoll und verstehbar, wenn sie in negierbare Aussagesätze umformuliert werden können. Siehe auch Verstehen, Negation, Wahrheitswerte, Verifikation, Bestimmtheit, Unbestimmtheit, Wahrscheinlichkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Max Weber über Sinn – Lexikon der Argumente

Habermas III 22
Sinn/Rationalität/Max Weber/Habermas: Webers Hierarchie der Handlungsbegriffe ist auf den Typus zweckrationalen Handelns hin angelegt, sodass alle übrigen Handlungen als spezifische Abweichungen von diesem Typus eingestuft werden können.
>Zweckrationalität
.
Die Methode des Sinnverstehens analysiert Weber so, dass die komplexeren Fälle auf den Grenzfall des Verstehens zweckrationalen Handelns bezogen werden können: Das Verständnis des subjektiv erfolgsorientierten Handelns erfordert zugleich dessen objektive Bewertung (nach Maßstäben der Richtigkeitsrationalität).
>Erfolg, >Richtigkeit, >Rationalität.
Habermas III 229
Sinn/Weber/Habermas: Die empirische und vollends die mathematisch orientierte Weltbetrachtung entwickelt prinzipiell die Ablehnung jeder Betrachtungsweise, welche überhaupt nach einem ‚Sinn‘ des innerweltlichen Geschehens fragt.
Wo immer rationales empirisches Erkennen die Entzauberung der Welt und deren Verwandlung in einen kausalen Mechanismus konsequent vollzogen hat, tritt die Spannung gegen die Ansprüche des ethischen Postulats: dass die Welt ein gottgeordneter, also irgendwie ethisch sinnvoll orientierter Kosmos sei, endgültig hervor.(1)
>Ethik, >Begründung, >Letztbegründung.

Habermas III 315
Sinn/Rationalität/Weber/Habermas: Dass die Welt als Kosmos den Anforderungen der rationalen religiösen Ethik genüge, oder irgendeinen ‚Sinn‘ aufweise, damit hatte das religiöse Erkennen gar nichts mehr zu schaffen. Der Kosmos der Naturkausalität und der postulierte Kosmos der ethischen Augleichskausalität standen in unvereinbarem Gegensatz zueinander. Der Intellekt schuf eine von allen persönlichen ethischen Qualitäten der Menschen unabhängige, also unbrüderliche Aristokratie des rationalen Kulturbesitzes. (2)
>Protestantische Ethik/Weber, Rationalisierung/Weber.
HabermasVsWeber: diese Erklärung gesellschaftlicher Rationalisierung ist unbefriedigend: Weber bleibt den Nachweis dafür schuldig, dass ein prinzipiengeleitetes moralisches Bewusstsein nur in religiösen Kontexten überleben kann.
Habermas III 335/336
Sinn/Weber/Habermas: Weber, These vom Sinnverlust: Angesichts der rationalen Eigengesetzlichkeiten der modernen Lebensordnungen ist sowohl die ethische als auch die theoretische Vereinheitlichung der Welt – sei es im Namen der Religion, sei es im Namen der Wissenschaft – nicht mehr möglich.
>Einheit, >Vereinheitlichung.
Weber sieht (in Anlehnung an das Spätwerk von J. St. Mill) einen neuen Polytheismus, eine versachlichte Gestalt eines Antagonismus zwischen unpersönlichen Wert- und Lebensordnungen. (3)
Habermas: Darin spiegelt sich die generationstypische Erfahrung des Nihilismus.
>Nihilismus.
Habermas III 337
Habermas: Weber begründet die These vom Sinnverlust so: Die Vernunft selbst spaltet sich in eine Pluralität von Wertsphären auf und vernichtet ihre eigenen Universalität. Der Einzelne soll nun diese Einheit, die objektiv nicht mehr hergestellt werden kann, in der Privatheit der eigenen Biografie herzustellen versuchen.
>Wertsphären.

Habermas III 377
Sinn/Weber/Habermas: Weber führt „Sinn“ als (undefinierten) Grundbegriff ein, um Handeln definieren zu können. Dabei hat Weber keine Bedeutungstheorie, sondern eine intentionalistische Bewusstseinstheorie im Rücken. D.h. er bezieht Sinn nicht auf sprachliche Verständigung sondern auf Meinungen und Absichten eines Handlungssubjekts.
Habermas III 378
Es geht also zum Zwecktätigkeit, nicht um Verständigung. Verständigung kann dann erst sekundär mithilfe eines Intentionsbegriffs konstruiert werden.(4)

1. M. Weber, Gesammelte Ausätze zur Religionssoziologie, Bd. I. 1963, S. 569.
2. M. Weber, M. Weber, Die protestantische Ethik, hrsg. v. J. Winckelmann, Bd 2, Hamburg 1972, S. 569.
3.M. Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hrsg. v. J. Winckelmann, Tübingen 1968, S. 603f.
4.M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. v. J. Winckelmann, Tübingen 1964, S. 3.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Weber I
M. Weber
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus München 2013

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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