Philosophie Lexikon der Argumente

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Literatur: Literatur umfasst schriftliche Werke, die Sprache und Form verwenden, um eine künstlerische Erfahrung zu schaffen. Sie wird von anderen Arten des Schreibens wie wissenschaftlichen Texten unterschieden. Siehe auch Schrift, Texte.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Umberto Eco über Literatur – Lexikon der Argumente

I 32
Bibel/Allegorie/Mittelalter/Heilige Schrift/Hermeneutik/Eco: Die Heilige Schrift konnte auf drei verschiedene Arten interpretiert werden: Bsp Jacob in Ägypten:
(Buchstäblich geht es um den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.)
1. Allegorie: ist die Interpretation unserer Erlösung durch Christus,
2. Moralisch: ist die Interpretation der Wendung der Seele aus Trauer und Elend der Sünde zum Stand der Gnade,
3. Anagogisch: ist die Interpretation des Ausgangs der heiligen Seele aus der Knechtschaft dieser Verderbnis zur Freiheit der ewigen Herrlichkeit.
I 36
Novalis/Eco: Novalis nutzt eine reine evokative Macht der Poesie als eine Kunst des unbestimmten Sinnes und der unpräzisen Bedeutung.
I 37
Mallarmé: »Es muss vermieden werden, dass ein einziger Sinn sich aufdrängt«.
I 200
Drama/Tragödie/Eco: Terminologie: Eco nennt die tiefere Schichten »Aktion«. Handlung: Die Handlung ist eindeutig. Aktion: Die Aktion ist vieldeutig und unerschöpflich.
I 206
Literatur/Kunst/Leben/Eco: Es ist nur natürlich, dass das Leben mehr dem Ulysses als den drei Musketieren gleicht. Dennoch sind wir alle eher geneigt, es in den Kategorien der drei Musketiere zu denken als in denen des Ulysses. Oder besser: Ich kann das Leben nur erinnern und beurteilen, wenn ich es als traditionellen Roman denke.
I 258
Reim: Der Reim stimuliert zunächst Erfindung und angenehme Lautstruktur.
I 259
Später macht der Reim uns zum Gefangen. Der Reim gebiert das Reimlexikon, das zunächst Repertoire des Reimbaren, später aber Repertoire des Gereimten wird. >Entfremdung.
Eco I passim
Offenheit/Literatur: Eco spricht von »Komplexität und Ungenauigkeit der Beziehungen der Gestalten. ((s) Denkform: Ungenauigkeit als objektive Eigenschaft.)
I 290
Robbe Grillet/Nouveau Roman: "Die Welt ist weder sinnvoll noch absurd: sie ist... um uns herum, die Dinge sind da. Ihre Oberfläche ist säuberlich und glatt, unberührt, aber ohne zweideutigen Glanz und ohne Durchsichtigkeit. Erst sollen die Gegenstände und Gebärden durch ihre Gegenwart ihre Existenz beweisen. Das Hiersein soll vorherrschen über jede erklärende Theorie hinaus, die es einsperren wollte. Sinn und Absurdität sind keine objektiven Eigenschaften!" ((s) Robbe-GrilletVsEco.)
I 282/283
CalvinoVsRobbe: Grillet warnte vor der überflutenden und beunruhigenden Präsenz eines »Meeres der Objektivität«. Sprechen über dieses Meer in scheinbar objektiven Termini bedeutet ein zurückführen der »Objektivität« auf ein menschliches Universum.
I 284
Robbe Grillet: Grillet möchte laut Eco durch seine Erzähltechnik ein nicht durch ein Interesse an den Dingen verzerrtes Anschauen erreichen.
Robbe Grillet/Eco: Gegen Grillet selbst kann man ihn vielleicht so interpretieren: Der Erzähler bestimmt die Dinge nicht als fremde und in keiner Beziehung zu uns stehende metaphysische Entitäten. Er bestimmt ganz im Gegenteil eine besondere Art der Beziehung zwischen uns und den Dingen, einen uns eigenen Modus, die Dinge zu »intentionieren«. Anstatt die Dinge einfach sein zu lassen, nimmt er sie auf den Bereich einer Gestaltungsoperation, die zum Urteil über sie wird.
(Dies ist nicht Robbe Grillets eigene Interpretation).
I 285
EcoVsRobbe Grillet: Grillet hat Recht, wenn er meint, dass die Erzählstruktur unterhalb der verschiedenen Deutungen bleiben muss. Aber er hat Unrecht, wenn er glaubt, sie entzöge sich ihnen, weil sie ihnen fremd gegenüber steht. Sie steht Ihnen nicht fremd gegenüber, sondern ist die Satzfunktion einer Reihe von Situationen, in denen wir uns befinden. Eingerichtet in einer Sprache, die schon so viel geredet hatte, das ist es.
I 286
Sartre: Sartre war verwirrt, dass die Vertreter des Nouveau Roman Seite an Seite mit ihm politisch engagierte Manifeste unterschrieben.
I 290
Balzac: Marx und Engels waren reaktionär und legitimistisch eingestellt, hatten im Grunde kein Interesse an bestimmten Problemen und waren mit der Welt, in der sie lebten einverstanden.
Eco: Eco hat aber ihre Zusammenhänge so klar aufgehellt, dass er, wenigstens in ihrem Werk, nicht ihr Gefangener geblieben ist.
I 291
Moderne Literatur/Eco: Moderne Literatur kann die Welt nicht mehr in der Weise analysieren, dass sie sich einem Sujet zugewendet. Sie tut dies vielmehr, indem sie sich der Disposition einer bestimmten strukturellen Artikulation des Sujets zu verändert. Indem sie die Artikulation zum Sujet macht und indem sie den eigentlichen Inhalt des Werkes auflöst.
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II 148 Fußnote
Literatur/Reim/Jakobson/Eco: Jakobson analysiert meisterhaft den Reim als relationalen Faktor, wo die Äquivalenz des Lautes - auf die Sequenz als sein konstituierendes Prinzip projiziert - unvermeidlich die semantische Äquivalenz impliziert(1).

(1) R. Jakobson, „Closing Statement: Linguistics and Poetics“, Style in Language, Hrsg. T. A. Seboek, (1960).


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Eco I
U. Eco
Das offene Kunstwerk Frankfurt/M. 1977

Eco II
U, Eco
Einführung in die Semiotik München 1972

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