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Relativitätstheorie: Die Relativitätstheorie beschreibt das Verhältnis zwischen Raum und Zeit. Sie wurde von Albert Einstein im frühen 20. Jahrhundert entwickelt. A. Die Spezielle Relativitätstheorie (1905) Die Gesetze der Physik sind in allen gleichförmig bewegten Bezugssystemen gleich. D.h. die physikalischen Gesetze sind gleichermaßen gültig, ob man sich in Ruhe oder in einer gleichmäßigen Bewegung befindet. Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ist für alle Beobachter gleich, unabhängig von der Bewegung der Lichtquelle oder des Beobachters. - B. Allgemeine Relativitätstheorie (1915) Diese berücksichtigt die Verteilung von Massen und beschreibt die Gravitation als Krümmung der Raumzeit. Siehe auch Raum, Zeit, Raumzeit, Gekrümmter Raum.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Bruno Latour über Relativitätstheorie – Lexikon der Argumente

Sokal I 145
Relativitätstheorie/Bruno Latour/BricmontVsLatour/SokalVsLatour/Sokal: (B. Latour 1988(1), S. 3-44.)
Def Strong Programme/Wissenssoziologie/Latour/Sokal: Latour betrachtet seinen Artikel als Bestandteil und Erweiterung des „strong programme“ der Wissenschaftssoziologie, das behauptet, dass „ der Inhalt jeder Wissenschaft durch und durch gesellschaftlich ist.“ (S. 3).
Relativitätstheorie/Latour: These: die Relativitätstheorie selbst kann als gesellschaftlich gelten (S. 4f).
Sokal I 147
SokalVsLatour: Latour missversteht den Begriff des Bezugssystems in der Physik. Problem: in Lehrwerken der Relativitätstheorie wird das Bezugssystem oft vage mit einem „Beobachter“ gleichgesetzt.
Bezugsystem/Relativitätstheorie/Bricmont/Sokal: genauer lässt sich ein Bezugssystem als eine Gruppe von Beobachtern verstehen, von denen sich an jedem Punkt des Raums einer aufhält und die alle mit synchronisierten Uhren ausgestattet sind.
SokalVsLatour: er scheint der Auffassung zu sein, bei der Relativitätstheorie gehe es um die relative Lage (und nicht um die relative Geschwindigkeit) unterschiedlicher Bezugssysteme.
>Bezugssystem
.
Sokal 148
SokalVsLatour: er bringt auch die Latour behauptet, Einstein habe drei Bezugssysteme in Betracht gezogen. Das hat Einstein niemals getan. (Nebenbei bemerkt, schreibt Latour die Gleichungen falsch ab, (S. 18, Abb. 8.).
Lösung/Sokal: die Lorentz-Transformationen machen ein drittes Bezugssystem überflüssig.
Sokal I 149
Latour: „…seinen Wunsch, die delegierten Beobachter zu disziplinieren und zu abhängigen Teilen eines Apparats zu machen, die sich darauf beschränken, die Überlagerung von Zeigern und Stellungen zu beobachten…“
SokalVsLatour: Latour versteht das falsch: die „Beobachter“ sind fiktiv. Sie wurden von Einstein nur aus didaktischen Gründen eingeführt. Daher gibt es keine Notwendigkeit, sie zu „disziplinieren“.
Latour: Die Fähigkeit der delegierten Beobachter, (….) Berichte zu schicken, wird erst durch ihre absolute Abhängigkeit und sogar Dummheit möglich….das ist der Preis, der für die Freiheit und Glaubwürdigkeit des enunciator zu zahlen ist (S. 19).
SokalVsLatour: sein dritter Fehler ist, es, diesem enunciator eine zentrale Rolle zuzuweisen.
Sokal I 150
Er ist vielmehr lediglich Teil von Einsteins didaktischer Erklärung. Sokal spricht von „Privilegien“, die dieser angeblich habe.
Privilegien/Latour: …Kämpfe gegen Privilegien in der Ökonomie oder in der Physik sind im wörtlichen Sinne dasselbe, nicht im metaphorischen.
Vergleiche/Analogien/SokalVsLatour: Latour – genau wie Lacan (siehe dazu A. Sokal und J. Bricmont 1999(2), S: 38) besteht auf der wörtlichen Gültigkeit eines Vergleichs, der bestenfalls als vage Metapher zu versehen wäre. (Analogien/SokalVsLacan).
>Analogie, >Metapher, >Ähnlichkeit, >Vergleiche, >Vergleichbarkeit.
Sokal I 153
Relativitätstheorie/Latour: ((B. Latour, „A relativistic account of Einstein’s relativity“, Social Studies of Science, 18, 1988, S. 5): SokalVsLatour: hat Latour aus seiner Analyse der Relativitätstheorie etwas gelernt, was „auf die Gesellschaft übertragbar“ ist? Auf der Ebene reiner Logik lautet die Antwort nein: Die Relativitätstheorie in der Physik enthält keinerlei Implikationen für die Soziologie.

1. B. Latour, „A relativistic account of Einstein’s relativity“, Social Studies of Science, 18, 1988, S. 3-44.
2. A. Sokal und J. Bricmont Eleganter Unsinn, München 1999, S: 38.

Für einen korrekten Gebrauch mathematischer, physikalischer oder mengentheoretischer Begriffe siehe >Sokal/Bricmont, >Feynman, >Hacking, >Gribbin oder >Thorne.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Lat I
Bruno Latour
Science in Action: How to Follow Scientists and Engineers Through Society Cambridge, MA 1988

Sokal I
Alan Sokal
Jean Bricmont
Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften missbrauchen München 1999

Sokal II
Alan Sokal
Fashionable Nonsense: Postmodern Intellectuals’ Abuse of Science New York 1999

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