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Perfektionismus: Der Perfektionismus in der politischen Philosophie setzt sich für gesellschaftliche Ziele oder Werte ein, die darauf abzielen, eine ideale Vorstellung von menschlicher Vortrefflichkeit oder Wohlstand zu erreichen. Er behauptet, dass Regierungen bestimmte Vorstellungen vom guten Leben aktiv fördern sollten, indem sie Bedingungen schaffen, die es dem Einzelnen ermöglichen, sein höchstes Potenzial zu erreichen. Siehe auch Gesellschaft, Perfektion, Politik.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

J. Rawls über Perfektionismus – Lexikon der Argumente

I 325
Perfektionismus/Prinzip der Perfektion/Rawls: zwei Varianten:
a) Das Prinzip einer teleologische Theorie, die eine Gesellschaft dazu zu bringen, Institutionen aufzubauen und Pflichten und Verpflichtungen von Individuen so zu gestalten, dass hervorragende Leistungen in Künsten, Wissenschaften und Kultur erzielt werden.
>Teleologie
.
b) Diese Variante (Bei Aristoteles und anderen zu finden) hat anspruchsvollere Ziele: hier ist das Prinzip der Perfektion nur eins von mehreren Prinzipien innerhalb einer intuitionistischen Theorie.
>Intuitionismus.
Die Erfordernisse, die die Perfektion stellt, können dann sogar Ansprüche schmälern, die z.B. an die Aufrechterhaltung von Freiheiten gestellt werden, z.B. wenn argumentiert wird, dass Sklavenhaltung dem Ziel der Verfeinerung der Kultur dient.
Andererseits kann es auch nur um eine Aufteilung gesellschaftlichen Vermögens auf verschiedene Bereiche, z.B. der Kultur gehen,
I 326
dann werden egalitäre Ideen dadurch ausgewogen. Diese weniger strikte Sicher erlaubt vielfältige Interpretationen(1)(2)(3).
Terminologie/Rawls: wir nehmen an,
Def Idealitätsgesteuerte Prinzipien/ideal-regarding principles: sind solche, die nicht wunschgesteuert sind(4). D.h. es geht bei ihnen nicht nur um die Verteilung des Gesamtvermögens einer Gesellschaft auf Bedürfnisse, die zu befriedigen sind. Dann gehören die Prinzipien der Gerechtigkeit und der Perfektion zum Bereich der Idealitätsgesteuerten Prinzipien.
>Prinzipien/Rawls.
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Vertragsdoktrin/Rawls: Die Vertragsdoktrin hält eine Zwischenposition zwischen Utilitarismus und Perfektionismus, indem sie kein Standardideal menschlicher Vortrefflichkeit vorgibt.
>Utilitarismus.
Perfektionismus: Wenn der Perfektionismus ein Kriterium der Perfektion haben will, muss er Leistungen in eine Rangfolge zu bringen versuchen und versuchen, ihre Werte aufzusummieren.
Problem/RawlsVsPerfektionismus: In der Anfangssituation einer zu errichten Gesellschaft nehmen wir an, dass die Menschen zunächst kein wechselseitiges Interesse aneinander haben; Sie wissen jedoch dass sie bestimmte moralische und religiöse Interessen haben und auch andere kulturelle Vorstellungen, die nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfen. Sie können auch widerstreitende Einstellung in Bezug auf das Anzustrebende haben. ((s) Sie wissen nur nicht, welche Position sie später in dieser Gesellschaft einnehmen werden.) Problem: Standards der Perfektion anzunehmen könnte dazu führen, andere Freiheiten, z.B. in Bezug auf Religion aufgeben zu müssen.
>Schleier des Nichtwissens, >Gesellschaft/Rawls.
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Der Fall liegt hier völlig anders als bei der Frage, nach welchen Prinzipien primäre öffentliche Güter (Freiheiten, Infrastruktur, usw.) zu verteilen sind! Letztere sind Güter, die jedermann anstreben wird, egal in welcher Position er sein wird.
>Öffentliches Gut/Rawls.
D.h. diese Güter anzustreben, macht keinen Unterschied zwischen Personen aus.
Kriterien/Perfektion/Rawls: die Kriterien der Exzellenz haben keine rationale Basis vom Standpunkt des täglichen Lebens aus gesehen. Andererseits gibt es innerhalb der Künste und Wissenschaften Standards zur Beurteilung von Leistungen.
Vergleichbarkeit: Intrinsische Werte können offensichtlich verglichen werden. Werturteile haben einen wichtigen Platz im menschlichen Leben. Sie müssen nicht vage sein.
>Vergleiche, >Vergleichbarkeit.
Gerechtigkeit/Werturteile/Künste/Wissenschaft/Rawls: Das Argument gegen den Perfektionismus ist eher, dass wegen der verschiedenen Ziele der Bestrebungen die Beteiligten in der Anfangsposition einer zu errichtenden Gesellschaft keinen Grund haben, das Prinzip der Perfektion ((s) statt der Prinzipien der Gerechtigkeit) anzunehmen.
>Gerechtigkeit/Rawls.

1. Siehe B. de Jouvenal, The Ethics of Redistribution (Cambridge, 1951), S.53-56, 62-65.
2. Hastings Rashdall, The Theory of Good and Evil (London, 1907), Bd. I, S. 235-243.
3. G.E. Moore, Principia Ethica, Kap. VI.
4. Siehe Brian Barry, Political Argument, (London, 1965) S. 39f.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Rawl I
J. Rawls
A Theory of Justice: Original Edition Oxford 2005

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