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Autorität: Autorität bezieht sich auf die legitime Befugnis oder das Recht, Befehle zu erteilen, Entscheidungen zu treffen oder Gehorsam zu erzwingen, oft in einem bestimmten Kontext, z. B. in einer Regierung, einer Institution oder einem Fachgebiet.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Autorität – Lexikon der Argumente

I 283
Autorität/Gadamer: Der von der Aufklärung in Anspruch genommene Gegensatz von Autoritätsglaube und Gebrauch der eigenen Vernunft besteht an sich zu Recht. Sofern die Geltung der Autorität an die Stelle des eigenen Urteils tritt, ist Autorität in der Tat eine Quelle von Vorurteilen. Aber dass sie auch eine Wahrheitsquelle sein kann, ist damit nicht ausgeschlossen, und das hat die Aufklärung verkannt, als sie schlechthin alle Autorität diffamierte.
>Aufklärung
.
Um dessen gewiss zu werden, kann man sich auf einen der größten Wegbereiter der europäischen Aufklärung berufen, auf Descartes. Aller Radikalität seines Methodendenkens zum Trotz hat Descartes bekanntlich die Dinge der Moral von dem Anspruch einer vollkommenen Neukonstruktion aller Wahrheiten aus der Vernunft ausgenommen. Das war der Sinn seiner provisorischen Moral.
>R. Descartes.
I 284
In der Tat ist nicht nur die Diffamierung aller Autorität ein durch die Aufklärung selber fest gewordenes Vorurteil Sie hat auch dazu geführt, dass der Begriff der Autorität deformiert worden ist. Dergleichen liegt aber keineswegs im Wesen von Autorität. Gewiss kommt Autorität zunächst Personen zu. Die Autorität von Personen hat aber ihren letzten Grund nicht in einem Akte der Unterwerfung und der Abdikation der Vernunft, sondern einem Akt der Anerkennung und der Erkenntnis – der Erkenntnis nämlich, dass der andere einem an Urteil und Einsicht überlegen ist und dass daher sein Urteil vorgeht, d. h. vor dem eigenen Urteil den Vorrang hat. Damit hängt zusammen, dass Autorität nicht eigentlich verliehen, sondern erworben wird und erworben sein muss wenn einer sie in Anspruch nehmen will. Sie beruht auf Anerkennung und insofern auf einer Handlung der Vernunft selbst, die, ihrer Grenzen inne, anderen bessere Einsicht zutraut. (...) unmittelbar hat Autorität überhaupt nicht mit Gehorsam, sondern mit Erkenntnis zu tun.(1)

1. (...) Der berüchtigte Satz: »Die Partei (oder der Führer) hat immer recht« ist nicht deshalb falsch, weil er die Überlegenheit der Führung in Anspruch nimmt, sondern weil er dazu dient, die Führung durch Machtentscheid gegen jede Kritik, die wahr sein könnte, abzuschirmen. Wahre Autorität braucht nicht autoritär aufzutreten. Darüber ist inzwischen öfters diskutiert worden, insbesondere in meiner Debatte mit J. Habermas. Vgl. den von J. Habermas herausgegebenen Sammelband “Hermeneutik und Ideologiekritik“, Frankfurt 1977, und meinen Solothurner-Vortrag „Über den Zusammenhang von Autorität und kritischer Freiheit“, Schweizer Archiv für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 133 (1983), S. 11—16. (HabermasVsGadamer; GadamerVsHabermas.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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