Philosophie Lexikon der Argumente

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Bildung: Bildung ist der Prozess des Erwerbs von Wissen, Fähigkeiten und Werten. Sie hilft uns, die Welt um uns herum zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Siehe auch Wissen, Zweite Natur.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

G. W. F. Hegel über Bildung – Lexikon der Argumente

Gadamer I 17
Bildung/Hegel/Gadamer: In der Tat hat Hegel, was Bildung ist, am schärfsten herausgearbeitet. Ihm folgen wir zunächst(1). Er hat auch gesehen, dass die Philosophie »die Bedingung ihrer Existenz in der Bildung hat«, und wir fügen hinzu: mit ihr die Geisteswissenschaften. Denn das Sein des Geistes ist mit der Idee der Bildung wesenhaft verknüpft. Der Mensch ist durch den Bruch mit dem Unmittelbaren und Natürlichen gekennzeichnet, der durch die geistige, vernünftige Seite seines Wesens ihm zugemutet ist. »Nach dieser Seite ist er nicht von Natur, was er sein soll« - und deshalb bedarf er der Bildung. Was Hegel das formelle Wesen der
Gadamer I 18
Bildung nennt, beruht auf ihrer Allgemeinheit. Von dem Begriff einer Erhebung zur Allgemeinheit aus vermag Hegel das, was seine Zeit unter Bildung verstand, einheitlich zu begreifen.
>Allgemeinheit
.
Allgemeinheit/Hegel/Gadamer: Es ist das allgemeine Wesen der menschlichen Bildung, sich zu einem allgemeinen geistigen Wesen zu machen. Wer sich der Partikularität überlässt, ist ungebildet, z. B. wer seinem blinden Zorn ohne Maß und Verhältnis nachgibt.
Abstraktheit/Hegel: Hegel zeigt, dass es einem solchen Menschen im Grunde an Abstraktionskraft fehlt: er kann nicht von sich selbst absehen und auf ein Allgemeines hinsehen, von dem her sich sein Besonderes nach Maß und Verhältnis bestimmte.
>Abstraktheit/Hegel.
Arbeit am Bewusstsein:. In der "Phänomenologie des Geistes« entwickelt Hegel die Genese eines wirklich „an und für sich“ freien Selbstbewusstseins und zeigt, dass es das Wesen der Arbeit ist, das Ding zu bilden, statt es zu verzehren(2).
Gadamer I 19
Theoretische und praktische Bildung/Hegel: Schon an [der] Beschreibung der praktischen Bildung durch Hegel erkennt man die Grundbestimmung des geschichtlichen Geistes: sich mit sich selbst zu versöhnen, sich selbst zu erkennen im Anderssein. Sie wird vollends deutlich an der Idee der theoretischen Bildung. Denn sich theoretisch Verhalten ist als solches schon Entfremdung, nämlich die Zumutung, »sich mit einem Nicht-Unmittelbaren, einem Fremdartigen, mit etwas der Erinnerung, dem Gedächtnisse und dem Denken Angehörigen zu beschäftigen«.
>Geschichte/Hegel.
Theoretische Bildung führt so über das, was der Mensch unmittelbar weiß und erfährt, hinaus. Sie besteht darin, auch anderes gelten lassen zu lernen und allgemeine Gesichtspunkte zu finden, um die Sache, »das Objektive in seiner Freiheit« und ohne eigennütziges Interesse zu erfassen(3).
Grundgedanke/Gadamer: Im Fremden das Eigene zu erkennen, in ihm heimisch zu werden, ist die
Grundbewegung des Geistes, dessen Sein nur Rückkehr zu sich selbst aus
Gadamer I 20
dem Anderssein ist.
>Allgemeinheit/Gadamer.

1. Hegel, Philosophische Propädeutik, S41—45. [Vgl. inzwischen die Textsammlung
von J. -E. Pleines, Bildungstheorien. Probleme und Positionen. Freiburg 1978.]
2. Hegel, Phänomenologie des Geistes (Phil. Bibl. 114), ed. Hoffmeister, S. 148ff.
3. Hegel XVIII, S. 62.

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Mause I 47
Bildung/Hegel: die republikanische Identifikation des Bürgers mit dem politischen Gemeinwesen erfolgt durch institutionell abgesicherte Prozesse der „Bildung“ (1), in denen die Bürger die Fähigkeit gewinnen, über die Grenzen ihrer Privatinteressen hinauszublicken und sich als Teile eines sittlichen Ganzen zu erkennen.
Die Bildung vom bourgeois zum citoyen vollzieht sich (…) durch die stufenweise in verschiedenen Interaktions- und Sozialisationszusammenhängen reflexiv erworbene Kompetenz zum Perspektivwechsel. Eine wichtige Rolle spielt hierbei
I 48
die von Hegel noch im Kontext der ‚bürgerlichen Gesellschaft‘, zusammen mit der „Polizei“ behandelte Institution der „Korporation“ (2): berufsständische Vereinigungen, in denen der Marktteilnehmer – jenseits konkreter Profitorientierung – Anerkennung und Solidarität durch Standesgenossen und damit eine soziale Einbindung noch in der Sphäre der ‚bürgerlichen Gesellschaft‘ erfährt, die ihn in den Stand versetzt, den Horizont egoistischer Interessenverfolgung zu überschreiten, und ihn dadurch auf seine staatsbürgerliche Rolle vorbereitet.
>Bourgeois/Citoyen, >Staatsbürgerschaft, >Staat, >Gemeinschaft, >Gesellschaft.

1.G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Werke 7, Hrsg. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt a. M. 1989, S. 343-345.
2.Ebenda S.382, 393-398.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

Mause I
Karsten Mause
Christian Müller
Klaus Schubert,
Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018

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