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Vertragstheorie: Die Vertragstheorie befasst sich mit der Frage, wie Menschen und Organisationen rechtliche Vereinbarungen aufbauen und entwickeln. Sie basiert auf der Idee, dass Verträge darauf abzielen, Effizienz zu erreichen, indem die Anreize der beteiligten Parteien aufeinander abgestimmt werden. Die Vertragstheorie ist ein Zweig der Wirtschaftswissenschaften, der untersucht, wie Wirtschaftsakteure vertragliche Vereinbarungen treffen können und dies auch tun, im Allgemeinen bei Informationsasymmetrie. Siehe auch Informationsasymmetrie, Verträge.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

James M. Buchanan über Vertragstheorie – Lexikon der Argumente

Brocker I 562
Vertragstheorie/Buchanan/Kersting: Vertragstheorien sind einerseits individualistisch, indem sie die Legitimität staatlicher Herrschaft und die Anerkennungswürdigkeit normativer Prinzipien auf die Zustimmung der Individuen zurückführen, andererseits sind sie demokratisch, da sie fordern, dass Herrschaftsorganisationen und politisch-moralische Grundsätze sich vor jedermann gleichermaßen verantworten müssen. Sie sind außerdem prozeduralistisch: Legitimations- und Rechtfertigungskriterium ist die mögliche vertragliche Einigung aller. (1) (2)
Brocker I 564
Vertragstheorie/Buchanan: Buchanan hat eine realistische Vertragstheorie entwickelt, die durchgehend von einer ökonomischen Argumentation geprägt ist und Prinzipien und Institutionen nur dann gelten lässt, wenn diese ausschließlich auf den vertraglichen Zusammenklang subjektiver Präferenzen zurückgeführt werden können. (vgl. Kersting 2010) (3).
Problem/Kersting: ein Vertrag ist gewissermaßen ein Gedankenexperiment, das nicht von allen Betroffenen gleichermaßen nachvollzogen werden kann. Hier gibt es Argumentationen aus Interessen oder aus Situationen heraus (sogenannte „Klugheitsargumente“).
Lösung/Buchanan: seine Vertragstheorie befreit den Ökonomismus des Vertragsinhaltsarguments von der vertragsmoralischen Einklammerung und weitet ihn auf die gesamte Struktur des kontraktualistischen Arguments aus. Vgl. Buchanan 1975 (4). Siehe Anarchismus/Buchanan
.
Brocker I 565
Verträge/Buchanan: Zu Vertragsverhandlungen kommt es immer erst dann, wenn es (…) für den mit natürlichen Machtmitteln am besten ausgestatteten Naturzustandsbewohner vorteilhaft ist.
Brocker I 566
Verhandlungen/Buchanan: Man verhandelt, um die unproduktiven Verteidigungskosten zu senken. Sowohl A als auch B erkennen, dass sie sich besser stehen, wenn sie die Verteidigungskosten sparen können. Zusammenhang: Das „natürliche Gleichgewicht“ (Siehe Gleichgewicht/Buchanan) besitzt eine gewisse Stabilität. Die Beteiligten können ihre Position nur durch ein Abrüstungsabkommen verbessern.
Brocker I 573
KerstingVsBuchanan: Die von Buchanan gewählte Ausgangsposition ist legitimationstheoretisch (…) untauglich. Auf der Grundlage von Vertragstheorien, die mit echten, realitätsbelassenen, von kontrafaktischen Idealisierungen und normativen Rahmenbedingungen freigehaltenen Ausgangszuständen operieren, lässt sich keine zufriedenstellende oder auch nur den rechtfertigungstheoretischen Minimalbedingungen gerecht werdende Rechtfertigungstheorie entwickeln.
Brocker I 575
KerstingVsBuchanan: Es ist bei Buchanan die Gewalt, die die Verträge aufsetzt. Der Vertrag liefert nur die rechtliche Besiegelung natürlicher Machtaufteilungen.

1. Wolfgang Kersting, Politische Philosophie des Gesellschaftsvertrags, Darmstadt 2005, S. 19-55
2. Wolfgang Kersting, Vertragstheorien. Kontraktualistische Theorien in der Politikwissenschaft, Stuttgart 2016, S. 9-34.
3. Wolfang Kersting, »Kritik des Wirtschaftsliberalismus«, in: ders. (Hg.), Freiheit und Gerechtigkeit. Die moralischen Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft, Frankfurt/M. u. a. 2010, 11-26.
4. James M. Buchanan, The Limits of Liberty. Between Anarchy and Leviathan, Chicago/London 1975. Dt.: James M. Buchanan, Die Grenzen der Freiheit. Zwischen Anarchie und Leviathan, Tübingen 1984.

Wolfgang Kersting, „James M. Buchanan, Die Grenzen der Freiheit“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

EconBuchan I
James M. Buchanan
Politics as Public Choice Carmel, IN 2000

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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