Philosophie Lexikon der Argumente

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Historismus: Der Historismus ist ein Ansatz zum Verständnis der menschlichen Geschichte und Kultur, der die Bedeutung des Kontextes hervorhebt. Er erkennt an, dass alle menschlichen Phänomene Produkte ihrer Zeit und ihres Ortes sind und dass sie nicht isoliert verstanden werden können. Siehe auch Geschichte, Geschichtsschreibung, Kultur.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Historismus – Lexikon der Argumente

I 202
Historismus/Historische Schule/Dilthey/Gadamer: Mit [der] Übertragung der Hermeneutik auf die Historik ist Dilthey (...) nur der Interpret der historischen Schule. Er formuliert das, was Ranke und Droysen selber im Grunde denken. So war also die romantische Hermeneutik und ihr Hintergrund, die pantheistische Metaphysik der Individualität, für die theoretische Besinnung der Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts bestimmend.
Gadamer: Das ist für das Schicksal der Geisteswissenschaften und die Weltansicht der historischen Schule verhängnisvoll geworden.
Vgl. >Geschichte/Hegel
, >Geschichtsschreibung/Dilthey, >L. v. Ranke, >J.G. Droysen.
Der Widerstand gegen die Philosophie der Weltgeschichte trieb [die Historische Schule] so in das Fahrwasser der Philologie. Es war ihr Stolz, dass sie den Zusammenhang
Gadamer I 203
der Weltgeschichte nicht teleologisch, nicht im Stile der vorromantischen oder nachromantischen Aufklärung von einem Endzustande her dachte, der gleichsam das Ende der Geschichte, ein jüngster Tag der Weltgeschichte wäre. Vielmehr gibt es für sie kein Ende und Außerhalb der Geschichte. Das Verständnis des gesamten Verlaufs der Universalgeschichte kann daher nur aus der geschichtlichen Überlieferung selbst gewonnen werden. Eben das aber ist der Anspruch der philologischen Hermeneutik, dass der Sinn eines Textes aus ihm selbst verstanden werden kann. Die Grundlage der Historik ist also die Hermeneutik.
GadamerVsDilthey: So weit vermag die hermeneutische Grundlage zu tragen. Aber weder kann diese Abgehobenheit des Gegenstandes von seinem Interpreten, noch auch die inhaltliche Abgeschlossenheit eines Sinnganzen die eigentlichste Aufgabe des Historikers, die Universalgeschichte, mittragen. Denn die Geschichte ist nicht nur nicht am Ende - wir stehen als die Verstehenden selbst in ihr, als ein bedingtes und endliches Glied einer fortrollenden Kette.
GadamerVsHistorismusd/GadamerVsHistorische Schule: Auch die „historische Schule« wusste,
dass es im Grunde keine andere Geschichte als Universalgeschichte geben kann, weil sich nur vom Ganzen aus das Einzelne in seiner Einzelbedeutung bestimmt. Wie soll der empirische Forscher, dem niemals das Ganze gegeben sein kann, sich da helfen, ohne sein Recht an den Philosophen und seine aprioristische Willkür zu verlieren?
Vgl. >Geschichte/Hegel.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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