Philosophie Lexikon der Argumente

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Universalismus: A. Universalismus ist eine Philosophie, die davon ausgeht, dass es universelle Werte und Prinzipien gibt, die für alle Menschen gelten. Diese Werte und Prinzipien sind unabhängig von Kultur, Religion oder anderen Faktoren. Siehe auch Werte, Kulturrelativismus, Relativismus. B. Ein spezieller Universalismus ist der Universalismus der Alltagssprache, der davon ausgeht, dass jede Formalisierung, logische, mathematische oder physikalische Formel prinzipiell in der natürlichen Sprache ausdrückbar sein muss, ansonsten ist sie sinnlos. Siehe auch Formalismus, Formalisierung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Martha Nussbaum über Universalismus – Lexikon der Argumente

Brocker I 898
Universalismus/Nussbaum: Internationaler Feminismus, der politischen Biss entwickeln will, muss sich auf normative Empfehlungen einlassen, die die Grenzen von Kultur, Nation, Religion, Rasse, Klasse überschreiten (vgl. Nussbaum (1)).
>Normen
, >Kultur, >Nation, >Religion.
VsUniversalismus: Gerade deshalb ist er häufig Vorwürfen der »westernization« und »colonization« ausgesetzt. Es wird für problematisch gehalten, Konzepte wie Würde, Freiheit, Unversehrtheit des Körpers vorauszusetzen und zu verwenden, die in einem kulturellen Kontext entstanden sind, um Realitäten in einem anderen zu bewerten (…).
>Westlicher Rationalismus, >Kolonialismus, vgl. >Postkolonialismus.
NussbaumVsVs: 1. Das »argument from culture«, 2. das »argument from the good of diversity« und 3. das »argument from paternalism«:
Brocker I 899
NussbaumVsKulturrelativismus: Argument 1. gehört zum Kulturrelativismus. Gerade in Zeiten globaler medialer Vernetzung sei kaum zu unterscheiden, welche Normen aus dem Inneren einer Kultur kommen und welche von außen auferlegt sind.(2)
>Kulturrelativismus.
2. Diversität: Diesem Argument zufolge sei die Welt reich, gerade weil wir uns nicht alle über ein einziges Set von Kategorien einig sind, sondern verschiedene Sprachen des Wertens sprechen.
>Werte.
NussbaumVs: Traditionen sind nicht per se erhaltenswert. Der Einwand unterminiere nicht die Suche nach universellen Werten, er mache sie nachgerade erforderlich, denn zur Evaluation von Traditionen sei ein Rahmen notwendig.
>Kulturelle Werte, >Kulturelle Traditionen.
3. Paternalismus: These: Indem wir ein Set universeller Normen als Maßstab an die unterschiedlichen Gesellschaften der Welt anlegen, zeigen zu wenig Respekt für die Handlungsfreiheit der Menschen und abgeleitet davon unterschätzen wir auch ihre Rolle als demokratische Bürger.
>Paternalismus.
NussbaumVsVs: Durch einen universalistischen Ansatz würden paternalistische Tendenzen illiberaler Subgruppen gerade ausgeräumt zugunsten einer Stärkung der Fähigkeit zu individuellem Handeln.
Brocker I 900
UniversalismusVsKolonialismus/Nussbaum: Warum nicht am Anspruch der Universalisierbarkeit festhalten? »[F]ar from being colonialist, ideas of individual life-control and life-planning are an expression of the struggle against colonialism«(3).

1. Martha C. Nussbaum, »Die feministische Kritik des Liberalismus«, in: dies., Konstruktionen der Liebe, des Begehrens und der Fürsorge. Drei philosophische Aufsätze, Stuttgart 2002, 15-89.
2. Ebenda p. 49
3. Ebenda p.68

Sandra Seubert, „Martha C. Nussbaum, Women and Human Development (2000)“, in:Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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