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Kommunikationsmedien: In der Theorie des kommunikativen Handelns von Habermas sind Kommunikationsmedien generalisierte Symbole (z. B. Geld, Macht, Liebe), die Kommunikation wahrscheinlicher machen, indem sie Unsicherheiten reduzieren. Sie ermöglichen Verständnis und Anschlusskommunikation in sozialen Systemen, indem sie komplexe Botschaften verständlich und akzeptabel gestalten. Sie sind, anders als sprachliche Äußerungen nicht an Wahrheit gebunden. Siehe auch Geltungsansprüche, Wahrheit, Kommunikation._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Talcott Parsons über Kommunikations-Medien – Lexikon der Argumente
Habermas IV 385 Kommunikationsmedien/Parsons/Habermas: Frage: 1. Welchen begrifflichen Satus hat Geld als ein Medium, das den innersystemischen Austausch zwischen realen Größen wie z. B. Arbeitskraft und Konsumgütern einnimmt; 2. Regeln auch die anderen sozialen Teilsysteme den Austausch im ihren Umwelten über ähnliche Medien?(1) Parsons hat später seinen Versuch, Macht als ein im politischen System verankertes steuerungsmedium zu begreifen, das strukturelle Analogien zu Geld aufweist, als geglückten Test für die Verallgemeinerungsfähigkeit des Medienkonzepts betrachtet.(2) Habermas IV 386 In der Reihenfolge Geld, Macht, Einfluss und Wertbindung hat Parsons vier Medien in Grundzügen analysiert, von denen jedes einem der sozialen Teilsysteme zugeordnet wird: Geld: dem ökonomischen, Macht: dem politischen System, Einfluss: dem System der sozialen Integration Wertbindung: dem System der Erhaltung von Strukturmustern. Habermas: in einer weiteren Runde der Verallgemeinerung hat Parsons vier weitere Medien eingeführt: Intelligenz, Leistungsfähigkeit, Affekt und Interpretation.(3) >Kommmunikationsmedien, >Geld, >Macht, >Werte. HabermasVsParsons: Die Analogien zum Geldmedium werden im Verlauf der Theoriebildung undeutlicher und am Ende sogar metaphorisch. Das gilt erst recht für die Medien, die Parsons zuletzt den Teilsystemen des alles umgreifenden Systems der menschlichen Grundverfassung (human condition) zugeordnet hat: transzendentale Ordnung, symbolische Bedeutung, Gesundheit und empirische Ordnung).(4) Habermas IV 387 Am Ende ist Geld für Parsons nur eins von 64 gesellschaftstheoretisch beachtlichen Medien. Problem: dann kann man nicht wissen, welche der am Geldmedium abgelesenen strukturellen Merkmale für Medien überhaupt charakteristisch sind. Habermas IV 388 Problem: Haben wir es hier mit einer Überverallgemeinerung zu tun, also mit der These, dass es so etwas wie ein System von Steuerungsmedien gibt? >Doppelte Kontingenz/Parsons. Habermas IV 393 Medien/Parsons/Habermas: Medien dienen nicht nur der Ersparnis von Information und Zeit, und damit der Verringerung des Interpretationsaufwands, sondern auch der Bewältigung des Risikos, dass die Handlungssequenzen abreißen. Medien wie Macht und Geld können die Kosten von Dissens weitgehend einsparen, weil sie die Handlungskoordinierung von sprachlicher Konsensbildung abkoppeln und gegenüber der Alternative von Einverständnis und fehlgeschlagener Verständigung neutralisieren. Damit sind sie keine Spezifizierungen von Sprache, sie leisten vielmehr Ersatz für spezielle Sprachfunktionen. >Kommunikatives Handeln/Parsons, >Kommunikationstheorie/Habermas. Habermas IV 394 Lebenswelt/Parsons/Habermas: Die Umstellung der Handlungskoordinierung von Sprache auf Steuerungsmedien bedeutet eine Abkopplung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. >Lebenswelt. 1. T.Parsons, Social Systems and the Evolution of Action Theory, NY 1977, S. 128 2. T. Parsons, On the Concept of Power, in: Social Theory and Modern Society, NY 1967 3. Talcott Parsons, Some Problems of General Theory, in: J.C. McKinney, E. A. Tiryakian (Eds.), Theoretical Sociology, NY 1970 S. 27ff. 4. T. Parsons, Action, Theory and the Human Condition, NY 1978, S. 393._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
ParCh I Ch. Parsons Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014 ParTa I T. Parsons The Structure of Social Action, Vol. 1 1967 ParTe I Ter. Parsons Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |