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Doppelte Kontingenz: Unter doppelter Kontingenz versteht man in der Systemtheorie die Vorstellung, dass jede Interaktion zwischen zwei Systemen von den Handlungen beider Systeme abhängig ist. Dies bedeutet, dass keines der beiden Systeme das Ergebnis der Interaktion vollständig kontrollieren kann, da beide Systeme in der Lage sind, sich anzupassen und auf die Handlungen des anderen Systems zu reagieren.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Talcott Parsons über Doppelte Kontingenz – Lexikon der Argumente

Habermas IV 320
Doppelte Kontingenz/Parsons/Habermas: Parsons(1): Da die regulierende Kraft der kulturellen Werte die Kontingenz der Entscheidungen nicht berührt, steht jede Interaktion zwischen zwei Handelnden, die eine Beziehung eingehen, unter der Bedingung „doppelter Kontingenz“: diese hat die Rolle eins problemerzeugenden Faktums: sie macht Ordnungsleistungen funktional notwendig. Im logischen Aufbau der Interaktion ist die doppele Kontingenz der Wahlfreiheit von Ego und Alter den handlungskoordinierenden Ordnungsmechanismen vorgeordnet. Auf der analytischen Ebene der Handlungseinheit werden die Wertstandards, einzelner Aktoren als ein subjektiver Besitz zugerechnet:
Habermas IV 321
Sie bedürfen daher der intersubjektiven Abstimmung. Das Element der Wertorientierung soll lediglich die Annahme kontingenter Zwecksetzungsprozesse ausschließen und verhindern, dass die Autonomie der Zwecksetzung zugunsten einer rationalistischen oder positivistischen Angleichung von Handlungsorientierungen an Determinanten der Situation eingezogen wird.
Habermas IV 392
Doppelte Kontingenz/Parsons/Habermas: Im kommunikativen Handeln kommt doppele Kontingenz dadurch zustande, dass jeder Interaktionsteilnehmer grundsätzlich kritisierbare Ansprüche sowohl erheben (und unterlassen) als auch annehmen (und zurückweisen) kann; er fällt seine Entscheidungen unter der Voraussetzung, dass dies auch für die übrigen Interaktionsteilnehmer gilt. Die doppelt kontingente Verständigung beruht auf Interpretationsleistungen von Aktoren, die, solange sie nicht egozentrisch am eigenen Erfolg, sondern an Verständigung orientiert sind, und ihre jeweiligen Ziele durch ein kommunikatives Einverständnis erreichen wollen, bestrebt sein müssen, zu einer gemeinsamen Situationsdefinition zu gelangen.
>Geltungsansprüche
.
Habermas: Handlungen können nur dann über sprachliche Konsensbildung koordiniert werden, wenn die kommunikative Alltagspraxis in einem lebensweltlichen Kontext eingebettet ist, der durch kulturelle Überlieferungen, institutionelle Ordnungen und Kompetenzen bestimmt ist. Die Interpretationsleistungen zehren von diesen lebensweltlichen Ressourcen.
Habermas IV 393
Problem: Verständigungsaufwand und Dissensrisiko wachen in dem Maße, wie die Handelnden nicht mehr auf einen solchen lebensweltlichen Konsensvorschuss zurückgreifen können. Je mehr sie sich auf ihre eigenen Interpretationsleistungen verlassen müssen, wird ein Einverständnis von der intersubjektiven Anerkennung kritisierbarer Geltungsansprüche abhängen.
Lösung/Parsons: Sprache als Informationsmedium, vor allem als Koordinierungsmechanismus für wohlumschriebene Kontexte.(2)
>Intersubjektivität, >Kommunikationstheorie, >Kommunikatives Handeln.

1.Talcott Parsons, The Social System, Glencoe 1951, S. 36
2. R.C. Baum, On Societal Media Dynamics in: ders. “Introduction to Generalized Media in Action, in: Festschrift Parsons (1976), Vol. II S. 448ff.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

ParCh I
Ch. Parsons
Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014

ParTa I
T. Parsons
The Structure of Social Action, Vol. 1 1967

ParTe I
Ter. Parsons
Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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