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Kritische Theorie: Die kritische Theorie in der Philosophie ist eine Denkschule, die die Gesellschaft, die Kultur und die Machtstrukturen untersucht und kritisiert. Sie geht davon aus, dass die soziale Wirklichkeit nicht feststeht oder objektiv ist, sondern vielmehr von mächtigen Gruppen und Institutionen konstruiert und aufrechterhalten wird.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jürgen Habermas über Kritische Theorie – Lexikon der Argumente

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Kritische Theorie/Habermas: Die ideologiekritische Auseinandersetzung mit der Tradition kann nur darum auf den Wahrheitsgehalt der philosophischen Begriffe und Probleme, auf die Aneignung ihres systematischen Gehaltes abzielen weil die Kritik angeleitet ist durch theoretische Annahmen.
>Wahrheitsgehalt
.
Zur Zeit von Adorno, Benjamin, Marcuse, Löwenthal und Fromm stützte sich die Kritische Theorie noch auf die marxistische Geschichtsphilosophie, nämlich die Überzeugung, dass die Produktivkräfte eine objektiv sprengende Kraft entfalteten. Nur unter dieser Voraussetzung konnte sich die Kritik auf „das Bewusstmachen der Möglichkeiten, zu denen die geschichtliche Situation, zu denen die geschichtliche Situation selbst herangereift ist“(1) beschränken.
>Th. W. Adorno, >W. Benjamin.
Habermas: Ohne eine Theorie der Geschichte konnte es eine immanente, an den Gestalten des objektiven Geistes ansetzende Kritik, nicht geben. Andernfalls müsste sie sich historisch an die jeweiligen Maßstäbe einer Epoche ausliefern. Das Forschungsprogramm der 30er Jahre stand und fiel mit dem geschichtsphilosophischen Vertrauen in ein Vernunftpotential der bürgerlichen Kultur, das unter dem Druck der entwickelten Produktivkräfte in sozialen Bewegungen freigesetzt werden würde.
>Geschichtsphilosophie, >Geschichtsschreibung, >Geschichte.
Ironischerweise ließen sich aber Horkheimer, Marcuse
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und Adorno gerade durch ihre ideologiekritischen Arbeiten in der Annahme bestärken, dass die Kultur in postliberalen Gesellschaften ihre Autonomie einbüßt und in den entsublimierten Formen der Massenkultur dem Getriebe des ökonomisch-administrativen Systems einverleibt wird.
>M. Horkheimer.
Nur noch die zur Totalität aufgespreizte instrumentelle Vernunft verkörpert sich in der total verwalteten Gesellschaft. Dies verwandelt alles, was ist, in Realabstraktion.
>Terminologie/Marx.
Dann muss sich aber das, was von diesen Abstraktionen ergriffen und entstellt wird, empirischen Zugriffen entziehen.
>Abstraktion.
HabermasVsKritische Theorie: Die Kritische Theorie konnte sich ihre normativen Grundlagen nur noch geschichtsphilosophisch vergewissern. Dieser Boden war für ein empirisches Forschungsprogramm nicht tragfähig. Das zeigte sich auch daran, dass ein klar abgegrenzter Objektbereich wie die kommunikative Alltagspraxis der Lebenswelt, in der Rationalitätsstrukturen verkörpert sind und wo Prozesse der Verdinglichung identifiziert werden können, fehlte.
>Lebenswelt, >Rationalität.
Die Kritische Theorie setzte das Bewusstsein der Individuen unvermittelt den nach innen, intrapsychisch nur verlängerten gesellschaftlichen Integrationsmechanismen gegenüber.
Lösung/Habermas: Demgegenüber kann sich die Theorie des kommunikativen Handelns des vernünftigen Gehalts anthropologisch tiefsitzender Strukturen in einer zunächst rekonstruktiv, d.h. unhistorisch ansetzenden Analyse
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vergewissern.
>Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas.
Sie schreibt Strukturen des Handelns und der Verständigung, die am intuitiven Wissen kompetenter Mitglieder moderner Gesellschaften abgelesen sind. Von ihr führt kein Weg zurück zu einer Geschichtstheorie, die nicht a fortiori zwischen Problemen der Entwicklungslogik und der Entwicklungsdynamik trennt.
>Fortschritt.

1. H.Marcuse, Philosophie und Kritische Theorie, in. Zeitschrift für Sozialforschung, Hg.6, 1937, S. 647.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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