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Geschlechterrollen: Geschlechterrollen sind die gesellschaftlichen Erwartungen an das Verhalten und den Ausdruck von Menschen aufgrund ihres Geschlechts. Sie werden von biologischen Faktoren, wie dem Geschlecht, sowie von sozialen und kulturellen Faktoren beeinflusst. Siehe auch Gender.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Simone de Beauvoir über Geschlechterrollen – Lexikon der Argumente

Brocker I 294
Geschlechterrollen/Beauvoir: These: unerhört, die bürgerliche Gesellschaft strukturiert sich entlang der Scheidung von Privatheit und Öffentlichkeit und schreibt mit den Optionen von Familiarisierung und Individualisierung Frauen und Männern geschlechtsgetrennte Lebensentwürfe vor.
I 295
Frau: These: Die Frau fungiert als die und das Andere des Mannes. Als der von ihm gesetzte Gegensatz verkörpert sie Natur gegenüber seiner Vernunft, eine ursprüngliche Gattungshaftigkeit gegenüber seiner Individuiertheit, Immanenz gegenüber seiner Transzendenz, kurz: Sie ist Objekt für ihn als Subjekt.
I 296
These: Dem Frausein liegt keine Natur im Sinne einer Wesensnatur zugrunde, sondern das Frausein ist sozial konstruiert. Zitat: »Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es [on le devient]«. (1)
Kuster: Dieses Zitat wird oft falsch wiedergegeben: »Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht«. Das ist deswegen irreführend, weil der Text fortfährt: fortfährt: »Keine biologische, psychische oder ökonomische Bestimmung legt die Gestalt fest, die der weibliche Mensch in der Gesellschaft annimmt«.(2)
Kuster: Es existieren also keine naturwüchsigen und gesellschaftlichen Determinanten, mithin keine inneren Zwänge oder äußeren Umstände, welche der Frau bestimmte Verhaltens- und Existenzmuster mit unausweichlicher Notwendigkeit auferlegen. auferlegen. Frau-Werden ist kein passiver, sondern ein aktiver Prozess.
Brocker I 297
Da menschlich zu existieren (…) grundsätzlich besagt, sich in ein Verhältnis zur eigenen Natur setzen zu können, ist zwar die Ausgangslage der Frau in verstärktem Maß durch ihre Biologie bestimmt, aber gleichwohl nicht schon determiniert.
Brocker I 301
Immanenz/Weiblichkeit/Beauvoir: DFie Immanenz (Siehe Immanenz/Beauvoir
) ist die erzwungene Erfahrung von Frauen. Ihre Möglichkeiten einer freien Verwirklichung ihrer Existenz sind durch die gesellschaftlichen Erwartungen an ein weibliches Subjekt maßgeblich eingeschränkt.
Widerspruch: Es ist ihnen nahezu unmöglich, »gleichzeitig ihr Sein als autonomes Individuum und ihr weibliches Schicksal auf sich zu nehmen« (3).
>Selbstbewusstsein/Beauvoir.
Brocker I 303
Verhältnis/Frau/Mann/Beauvoir: die Besonderheit dieses Verhältnisses ist, dass es zwischen ihnen gerade nicht zu einem Kampf um Anerkennung kommt. Die Frau bleibt »das Unwesentliche, das nie zum Wesentlichen wird, […] das absolute Andere ohne Wechselseitigkeit« (4). Mit der Frau erfüllt der Mann sich einen Traum, oder besser, einen tiefen Wunsch: Sie bietet ihm eine alternative Form von Anerkennung, eine, die nicht im Kampf errungen und deshalb auch nicht unablässig behauptet werden muss.
>Emanzipation/Beauvoir.


1. Simone de Beauvoir, Le deuxième sexe, Paris 1949. Dt.: Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau, Reinbek 2005 (zuerst 1951), S. 334.
2. Ebenda.
3. Ebenda S 329.
4. Ebenda S. 192

Friederike Kuster, „Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht (1949)“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Beauvoir, Simone de

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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