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Herrschaft/Knechtschaft: Hier geht es um die dynamische Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen, die sich aus der Nähe zum Arbeitsprozess, sowie von Abhängigkeiten, die sich aus einer Entfernung von diesem Prozess ergeben. Nach Hegel kann es letztlich zu einer Umkehrung des Machtverhältnisses kommen. Siehe auch Herrschaft, Fähigkeiten, Abhängigkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

G. W. F. Hegel über Herrschaft/Knechtschaft – Lexikon der Argumente

Höffe I 329
Herrschaft/Knechtschaft/Phänomenologie/Hegel/Höffe: Vorüberlegungen: In der Konkurrenz mit seinesgleichen kommt es dem Menschen nicht erst auf Selbstbehauptung, sondern schon auf die Konstitution eines Selbst an. Hegel erweitert die oft bloß sozial-, rechts- oder staatstheoretisch
geführte Debatte um drei weitere Themen: um die
a) Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst, um die
b) Auseinandersetzung mit der Natur und um den zu den drei Dimensionen gehörenden
c) Begriff der Arbeit.
HegelVsHobbes: Hegel überwindet die Reduktion der menschlichen Antriebskräfte auf drei konfliktverursachende Leidenschaften und den daraus resultierenden Krieg aller gegen alle.
>Th. Hobbes
.
Hegel bestreitet weder die Konkurrenz noch deren gegebenenfalls tödlichen Gewaltcharakter und auch nicht, dass es glücklicherweise
Höffe I 330
Gegenkräfte gibt, drei Friedensleidenschaften und die ihnen dienende Vernunft. Im Austragen der gewaltbereiten Konkurrenz (...) entdeckt er aber eine weit grundlegendere Aufgabe und schließliche Leistung: Die Menschen wind zunächst keine fertigen Subjekte, sondern müssen sich
das dafür erforderliche Selbstbewusstsein erst in einem dynamischen Prozess erarbeiten. Im vielschichtigen Verlauf (...) eines veritablen «Kampfs um Anerkennung», greifen drei Dimensionen ineinander:
- die persönliche Auseinandersetzung des Menschen mit sich,
- die soziale mit seinesgleichen und die
- wirtschaftliche mit der Natur.
Selbstbewusstsein: Das Selbstbewusstsein tritt dabei zunächst als schlichtes Streben nach Selbsterhaltung auf, stößt jedoch auf das konkurrierende Streben eines anderen (...) und führt, da die eine Selbsterhaltung der anderen widerstreitet, zu einem «Kampf auf Leben und Tod».
Kampf: Wer nun im Rahmen dieses Kampfes sich ans Überleben klammert, folglich den Tod scheut, unterwirft sich demjenigen, der sein Leben wagt. Er wird zum Knecht, der andere zum Herrn.
Verstand/Herr: Dabei vertritt der Herr laut Hegel die Bewusstseinsebene des Verstandes,
Sinnlichkeit/Knecht: der Knecht, weil er das physische Überleben für das Wichtigste hält, die Ebene der Sinnlichkeit.
Dialektik: Da der Knecht aber, durch den Herrn zur Arbeit gezwungen, sich in eben dieser Arbeit mit der Natur auseinandersetzt, statt sie direkt zu genießen, wird er in der eigenen Begierde gehemmt. Der Herr hingegen, der den anderen arbeiten lässt, befindet sich in der Rolle des bloß genießenden, konsumierenden Individuums. Der Knecht befreit sich, eben weil er seine Begierde hemmen muss, vom bloß naturgemäß Vorhandenen. Damit kehrt sich die anfängliche Rangordnung um: Der Knecht erweist Sich als dem Herrn überlegen, wodurch er zum eigentlichen Herrn aufsteigt, während der vorher Überlegene, der Herr, als Knecht dasteht.
Selbstbewusstsein: Der Kern dieses Kampfes um Anerkennung besteht in einer «Selbsterkenntnis im Anderen».
a) personal: Man erkennt sich erst und nur in einer zweiten Person.
b) apersonal: Die Selbsterkenntnis kommt durch eine soziale Anerkennung allein noch nicht zustande. Sie bedarf auch der durch Arbeit, also ein ökonomisches Handeln vermittelten Auseinandersetzung mit der vor- und außerpersonalen Welt.(1)
>Dialektik/Hegel, >Geschichte/Hegel, >Weltgeschichte/Hegel, >Fortschritt/Hegel, >Selbstbewusstsein.

1. G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, 1807

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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