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Temperament: Unter Temperament versteht man in der Psychologie angeborene, dauerhafte Eigenschaften, die die emotionalen und verhaltensbezogenen Tendenzen einer Person beeinflussen. Es umfasst Stimmung, Aktivitätsniveau, Tendenz zur Annäherung oder zum Rückzug und Anpassungsfähigkeit, die oft schon in der frühen Kindheit beobachtet werden. Siehe auch Charakterzüge, Persönlichkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Psychologische Theorien über Temperament - Lexikon der Argumente

Corr I 177
Temperament/Psychologische Theorien/Rothbart: Die osteuropäische Temperamentstradition hat ihre Wurzeln in Pavlovs (1951-52)(1) Beobachtungen individueller Unterschiede im Verhalten seiner Hunde im Labor. Pavlov verknüpfte temperament-bedingte Unterschiede zwischen den Tieren (die er für den Menschen verallgemeinern würde) mit den Eigenschaften des zentralen Nervensystems, einschließlich der Stärke der neuronalen Aktivierung. Spätere Arbeiten von Nebylitsyn (1972)(2) und anderen haben diese Ideen an die Untersuchung individueller Unterschiede bei menschlichen Erwachsenen angepasst, und obwohl sich die osteuropäischen Methoden erheblich verändert haben, bleibt die zeitgenössische Forschung stark von Pavlovs Arbeit beeinflusst (für eine Diskussion siehe Strelau und Kaczmarek 2004)(3). Im Gegensatz zur osteuropäischen Forschung konzentrierten sich die frühen Temperamentstudien im Westen mehr darauf, Regelmäßigkeiten in der Struktur individueller Unterschiede durch den Einsatz psychometrischer Techniken zu identifizieren. 1908 baten Heymans und Wiersma 3.000 Ärzte, eine Familie (Eltern und Kinder) zu beobachten und einen Temperament/Persönlichkeitsfragebogen für jedes Familienmitglied auszufüllen.
>Charakterzüge
, >Persönlichkeit, >Offenheit,
>Extraversion, >Introversion.
Corr I 178
In jüngerer Zeit (....) ist ein Wiederaufleben des Interesses am Temperament zumindest teilweise auf die Erkenntnis zurückzuführen, dass der Eltern-Kind-Einfluss bidirektional ist, nicht nur von Eltern zu Kindern, sondern auch von Kindern zu Eltern. Kinder bringen viel in die Interaktion mit ihren Familien ein (Bell 1968)(4), und ein großer Teil dessen, was sie mitbringen, ist mit dem Temperament verbunden.
Die Temperamentforschung wurde auch mit den jüngsten Fortschritten in den Neurowissenschaften verknüpft, wobei individuelle Unterschiede im Temperament Verbindungen zu Genen und neuronalen Netzwerken sowie zu sozialen Interaktionen herstellen.
>Interaktion, >Verhalten, >Soziales Verhalten.
Corr I 179
Temperament/Thomas und Chess: (Thomas und Chess 1977)(5): Eine Inhaltsanalyse der Informationen aus den Befragungen zu den ersten 22 Säuglinge ergab neun Dimensionen der temperamentvollen Variabilität: Aktivitätsniveau, Rhythmizität, Annäherung-Rückzug, Anpassungsfähigkeit, Schwellenwert, Intensität, Stimmung, Distraktibilität und Aufmerksamkeitsspannen-Persistenz. Die Ziele der New York Longitudinal Study (NYLS) waren hauptsächlich klinisch, und es wurde nicht versucht, diese Dimensionen konzeptionell voneinander zu unterscheiden. Als Ergebnis neuerer Forschungsarbeiten wurden jedoch größere Änderungen an der NYLS-Liste vorgeschlagen (Rothbart and Bates 2006)(6).
>Temperament/Rothbart, >M.K. Rothbart.

1. Pavlov, I. P. 1951–52. Complete works, 2nd edn. Moscow: SSSR Academy of Sciences
2. Nebylitsyn, V. D. 1972. Fundamental properties of the human nervous system. New York: Plenum
3. Strelau, J. and Kaczmarek, M. 2004. Warsaw studies on sensation seeking, in R. M. Stelmack (ed.), On the psychobiology of personality: essays in honor of Marvin Zuckerman, pp. 29–45. New York: Elsevier
4. Bell, R. Q. 1968. A reinterpretation of the direction of effects in studies of socialization, Psychological Review 75: 81–95
5. Thomas, A. and Chess, S. 1977. Temperament and development. New York: Brunner/Mazel
6. Rothbart, M. K., and Bates, J. E. 2006. Temperament in children’s development, in W. Damon and R. Lerner (Series eds.) and N. Eisenberg (Vol. ed.), Handbook of child psychology, vol. III, Social, emotional, and personality development, 6th edn, pp. 99–166. Hoboken, NJ: Wiley


Mary K. Rothbart, Brad E. Sheese and Elisabeth D. Conradt, “Childhood temperament” in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Psychologische Theorien

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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