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Appraisal-Theorie: Die Appraisal-Theorie in der Psychologie geht davon aus, dass Emotionen aus der Bewertung oder Einschätzung von Ereignissen durch den Einzelnen im Hinblick auf seine Ziele entstehen. Sie betont die subjektiven Interpretationen von Situationen als entscheidende Faktoren bei der Bestimmung emotionaler Reaktionen. Siehe auch Situationen, Emotionen, Verhalten, Entscheidungsprozesse, Ziele, Motivation, Interpretation.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Psychologische Theorien über Appraisal-Theorie - Lexikon der Argumente

Corr I 55
Appraisal-Theorie/Emotionen/Psychologische Theorien/Reisenzein/Weber: Die Appraisal-Theorie eines Ereignisses bestimmt nicht nur, ob dieses Ereignis eine Emotion hervorruft, sondern auch, welche Emotion es hervorruft. Hedonisch positive (d.h. erfahrungsmäßig angenehme) Emotionen treten auf, wenn ein Ereignis als motivkongruent bewertet wird, während hedonisch negative (erfahrungsunangenehme) Emotionen auftreten, wenn ein Ereignis als motivkongruent bewertet wird.
Emotionen werden unterschieden durch
a) die Art der Bewertung, z.B. ob ein Ereignis als nur persönlich unerwünscht oder moralisch falsch bewertet wird (Ortony, Clore und Collins 1988)(1).
b) Sie hängen von bestimmten faktischen (nicht bewertungsorientierten) Beurteilungen ab, einschließlich der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit, Unerwartetheit, Beherrschbarkeit und der Beurteilung der eigenen oder fremden Verantwortung für die Durchführung des Ereignisses (siehe Ellsworth und Scherer 2003)(2).
>Emotion
.
Die Zusammenhänge zwischen Beurteilung und spezifischen Emotionen wurden in mehreren strukturellen Bewertungsmodellen beschrieben (z.B. Lazarus 1991(3); Ortony, Clore und Collins 1988(1); Roseman, Antoniou und Jose 1996(4); Scherer 2001(5)).
Informationsverarbeitungsmodelle für Appraisal-Theorien: (für Übersichten siehe z.B. Power and Dalgleish 1997(6); Scherer, Schorr and Johnstone 2001(7); Teasdale 1999(8)).
Corr I 56
Beurteilungsmodi:
a) nicht-automatisch: nicht-automatische Beurteilungsprozesse sind bewusste Inferenzstrategien,
b) Automatische Beurteilungen sind unbewusst und werden ziemlich direkt durch die Wahrnehmung von Ereignissen ausgelöst.
Wie andere mentale Prozesse können auch zunächst nicht-automatische, bewusste Beurteilungen durch ihre wiederholte Ausführung automatisiert werden (z.B. Reisenzein 2001(9); Siemer und Reisenzein 2007(10)). Automatische Beurteilungen können erklären, warum Emotionen häufig auf schnell auslösende Ereignisse folgen. Sie können auch Stimmungen erklären, d.h. emotionale Erfahrungen, denen konkrete Gegenstände zu fehlen scheinen (zur weiteren Diskussion der Stimmungen siehe Schwarz und Clore 2007(11); Siemer 2005(12)).
>Appraisal-Theorie/Reisenzein.

1. Ortony, A., Clore, G. L. and Collins, A. 1988. The cognitive structure of emotions. New York: Cambridge University Press
2. Ellsworth, P. C. and Scherer, K. R. 2003. Appraisal processes in emotion, in R. J. Davidson, K. R. Scherer and H. H. Goldsmith (eds.), Handbook of affective sciences, pp. 572–95. Oxford University Press
3. Lazarus, R. S. 1991. Emotion and adaptation. New York: Oxford University Press
4. Roseman, I. J., Antoniou, A. A. and Jose, P. E. 1996. Appraisal determinants of emotions: constructing a more accurate and comprehensive theory, Cognition and Emotion 10: 241–77
5. Scherer, K. R. 2001. Appraisal considered as a process of multilevel sequential checking, in K. R. Scherer, A. Schorr and T. Johnstone (eds.), Appraisal processes in emotion: theory, methods, research, pp. 92–120. Oxford University Press
6.Power, M. and Dalgleish, T. 1997. Cognition and emotion: from order to disorder. Hove: Psychology Press
7. Scherer, K. R., Schorr, A. and Johnstone, T. 2001. Appraisal processes in emotion: theory, methods, research. Oxford University Press
8. Teasdale, J. D. 1999. Multi-level theories of cognition-emotion relations, in T. Dalgleish and M. Power (eds.), Handbook of cognition and emotion, pp. 665–81. Chicester: Wiley
9. Reisenzein, R. 2001. Appraisal processes conceptualized from a schema-theoretic perspective: contributions to a process analysis of emotions, in K. R. Scherer, A. Schorr and T. Johnstone (eds.), Appraisal processes in emotion: theory, methods, research, pp. 187–201. Oxford University Press
10. Siemer, M. and Reisenzein, R. 2007. The process of emotion inference, Emotion 7: 1–20
11. Schwarz, N. and Clore, G. L. 2007. Feelings and phenomenal experiences, in A. W. Kruglanski and E. T. Higgins (eds.), Social psychology: Handbook of basic principles, 2nd edn, pp. 385–407. New York: Guilford Press
12. Siemer, M. 2005. Moods as multiple-object directed and as objectless affective states: an examination of the dispositional theory of moods, Cognition and Emotion 19: 815–45


Rainer Reisenzein & Hannelore Weber, “Personality and emotion”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Psychologische Theorien

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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