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Gewissenhaftigkeit: Gewissenhaftigkeit bezeichnet in der Psychologie einen Charakterzug, der sich durch Organisation, Verantwortung und Zuverlässigkeit auszeichnet. Gewissenhafte Personen sind oft fleißig, detailorientiert und diszipliniert in ihrer Herangehensweise an Aufgaben und zeigen ein starkes Pflichtbewusstsein und Selbstkontrolle. Siehe auch Persönlichkeitsmerkmale, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit, Neurotizismus, Charakterzüge.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Neurobiologie über Gewissenhaftigkeit - Lexikon der Argumente

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Gewissenhaftigkeit/Neurobiologie: Gewissenhaftigkeit scheint die Tendenz widerzuspiegeln, die Motivation >Stabilität
innerhalb des Einzelnen aufrechtzuerhalten, Pläne zu machen und diese organisiert und fleißig umzusetzen. Eine solche Kontrolle der Motivation von oben nach unten sollte nur bei Arten notwendig sein, die in der Lage sind, langfristige Ziele zu formulieren, die mit unmittelbareren Triebkräften in Konflikt stehen könnten. In Persönlichkeitsstudien anderer Arten wurde bisher nur beim Schimpansen, unserem nächsten evolutionären Nachbarn, ein Merkmal gefunden, das direkt der Gewissenhaftigkeit entspricht (Gosling und John 1999)(1).
>Charakterzüge, >Tierversuche, >Tiermodell.
Gewissenhaftigkeit kann die reinste Manifestation der Fähigkeit und Tendenz in der Persönlichkeit darstellen, unmittelbare Impulse zugunsten längerfristiger Ziele einzuschränken.
Eine Faktoranalyse vieler Fragebogen-Messungen der Impulsivität (Whiteside und Lynam 2001)(2) ergab vier Faktoren, von denen nur zwei (bezeichnet als Mangel an Ausdauer und mangelnder Vorsatz) auf Gewissenhaftigkeit abgebildet wurden. Die beiden anderen, als Dringlichkeits- und Sensationssuche bezeichnet, wurden auf Neurotizismus bzw. Extraversion abgebildet und schienen starke Impulse im Zusammenhang mit Bestrafung und Belohnung zu beschreiben. In ähnlicher Weise argumentierten Depue and Collins (1999)(3), dass, obwohl Theoretiker die Impulsivität oft mit der Extraversion assoziiert haben, die Impulsivität besser als ein zusammengesetztes Merkmal verstanden werden könnte, das sich aus der Kombination von hoher Extraversion und niedriger Einschränkung oder Gewissenhaftigkeit ergibt.
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Ein weiterer biologischer Faktor, der mit Gewissenhaftigkeit zusammenhängen kann, ist der Glukosestoffwechsel. Glukose stellt die grundlegende Energiequelle für das Gehirn dar, und eine Reihe von Studien deuten darauf hin, dass der Blutzuckerspiegel durch Selbstkontrollmaßnahmen erschöpft ist und dass das Ausmaß dieser Erschöpfung ein Versagen der Selbstkontrolle voraussagt (Gailliot, Baumeister, DeWall et al. 2007(4); Gailliot und Baumeister 2007)(5).
>Selbstregulation, >Kontrollprozesse.

1. Gosling, S. D. and John, O. P. 1999. Personality dimensions in nonhuman animals: a cross-species review, Current Directions in Psychological Science 8: 69–75
2. Whiteside, S. P. and Lynam, R. W. 2001. The Five Factor Model and impulsivity: using a structural model of personality to understand impulsivity, Personality and Individual Differences 30: 669–89
3. Depue, R. A. and Collins, P. F. 1999. Neurobiology of the structure of personality: dopamine, facilitation of incentive motivation, and extraversion, Behavioural and Brain Sciences 22: 491–569
4. Gailliot, M. T., Baumeister, R. F., DeWall, C. N., Maner, J. K., Plant, E. A., Tice, D. M., Brewer, L. E. and Schmeichel, B. J. 2007. Self-control relies on glucose as a limited energy source: willpower is more than a metaphor, Journal of Personality and Social Psychology 92: 325–36
5. Gailliot, M. T. and Baumeister, R. F. 2007. The physiology of willpower: linking blood glucose to self-control, Personality and Social Psychology Review 11: 303–27


Colin G. DeYoung and Jeremy R. Gray, „ Personality neuroscience: explaining individual differences in affect, behaviour and cognition“, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Neurobiologie

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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