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Reinforcement Sensitivity: Die Reinforcement Sensitivity oder Verstärkungssensitivität in der Psychologie bezieht sich auf individuelle Unterschiede in der Reaktionsfähigkeit von Gehirnen, die Reaktionen auf Belohnung und Bestrafung vermitteln. Sie basiert auf der biopsychologischen Theorie von Jeffrey Gray, der zwei Hauptsysteme vorschlägt das Behavioral Activation System (BAS), das auf Belohnungen reagiert, und das Behavioral Inhibition System (BIS), das auf Bestrafung reagiert. Diese Systeme beeinflussen die Persönlichkeit und wirken sich auf die Motivation und die emotionalen Reaktionen aus. Siehe auch Jeffrey A. Grey, Verstärkung, Strafen, Verhalten, Motivation, Emotionssystem, Angst, Lerntheorie, Tierversuche.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Philip J. Corr über Reinforcement Sensitivity – Lexikon der Argumente

Corr I 348
Reinforcement Sensitivity Theory/Corr: Die Reinforcement Sensitivity Theory (RST) der Persönlichkeit stellt einen mutigen Versuch dar, die neuropsychologische Regulierung des Verhaltens zu berücksichtigen, und wie individuelle Unterschiede in neuropsychologischen Systemen zu dem führen, was wir gemeinhin als "Persönlichkeit" bezeichnen. RST basiert auf Vorstellungen von zentralen Zuständen von Emotion und Motivation, die die Beziehungen zwischen Reizeingang und Verhaltensreaktion vermitteln: Hier können Reize und Reaktionen interne Prozesse sein und nur aus raffinierten Verhaltensexperimenten (z.B. sensorische Präkonditionierung; siehe McNaughton und Corr 2008)(1) abgeleitet werden.
Corr I 349
Die Reinforcement Sensitivity Theorie umfasst eine Reihe von Ansätzen, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Dieser Punkt wird von Smillie, Pickering und Jackson (2006, S. 320)(2) gut angesprochen, die darauf hinweisen, dass RST zwar oft als eine Theorie der Persönlichkeit angesehen wird, aber "genauer gesagt als eine Neuropsychologie von Emotion, Motivation und Lernen identifiziert wird". Tatsächlich ist RST aus der Grundlagenforschung im Bereich des Tierlernens entstanden, was zunächst nicht mit der Persönlichkeit zusammenhing".
Ein (....) wichtiger Aspekt von RST ist die Unterscheidung zwischen den Teilen, die zum konzeptionellen Nervensystem (cns) gehören, und den Teilen, die zum zentralen Nervensystem (CNS) gehören (eine Unterscheidung, die durch Hebb 1955 fortgeführt wurde)(3).
Def cns/konzeptionelles Nervensystem/Hebb: Die cns-Komponente von RST liefert das Verhaltensgerüst, formalisiert in einem theoretischen Rahmen (z.B. Lerntheorie; siehe Gray 1975(4); oder, ethoexperimentelle Analyse; siehe Gray und McNaughton 2000)(5);
Def CNS/Central Nervous System/Hebb: Die CNS-Komponente spezifiziert die beteiligten Gehirnsysteme, ausgedrückt in Form der neuesten Erkenntnisse des neuroendokrinen Systems (siehe McNaughton und Corr 2008)(1). Wie von Gray (1972a)(6) erwähnt, müssen diese beiden Erklärungsebenen kompatibel sein.
Corr I 360
Post-2000 RST: siehe >Terminologie/Corr
, >Angst/Corr.
Corr I 371
RST/Reinforcement Sensitivity Theorie/Corr: Von Bedeutung ist der translationale Charakter dieser Forschung: Wir können jetzt von grundlegenden nichtmenschlichen Tierstudien zu menschlichen übergehen, bewaffnet mit einer rigorosen Theorie, um den schwierigen Prozess des Verständnisses der Neuropsychologie der menschlichen Persönlichkeit zu steuern. Als Beispiel für eine solche translationale Forschung bestätigten Perkins und Corr (2006)(7), dass die grundlegenden Abwehrreaktionen von Nagetieren auf Katzen in ethologisch-gültigen Situationen in menschlichen Abwehrreaktionen auf eine Reihe von bedrohlichen Situationen gefunden werden.
Verbleibende Probleme: a) wie man BAS-Prozesse am besten charakterisiert und wie man sie mittels Fragebogen misst (Corr 2008a (8); Pickering und Smillie 2008)(9);
b) was ist die Beziehung zwischen bewusstem Bewusstsein, seinen Funktionen und Emotion/Motivation (Gray 2004(10); Corr 2006(11), 2008a)(12);
c) wie man Belohnungs- und Strafvariablen im Labor am besten operationalisiert und welche Vorhersagen wir über ihre mögliche Interaktion treffen sollten (Corr 2002a(13), 2008a(12));
d) was ist der geeignetste Weg, um FFFS (Kampf-Flucht-Erstarren-System; Fight-Flight-Freeze System; >Terminologie/Gray), BIS (Verhaltenshemmung-System, >Terminologie/Corr) und BAS (Verhaltensannäherungs-System, >Terminologie/Corr) beim Menschen zu messen und wie können solche Maßnahmen validiert werden; und
e) sind die Prinzipien des frustrierenden Nicht-Belohnens und der Linderung der Nicht-Bestrafung nützlich, um kontraproduktives und paradoxes Verhalten zu erklären (McNaughton und Corr in der Presse).
Darüber hinaus gibt es weitere Probleme, die von der Rolle des "freien Willens" im Verhalten bis zu der gesellschaftlichen Regulierung des individuellen Verhaltens (z.B. effektive Strafsysteme) reichen.


1. Corr, P. J. and McNaughton, N. 2008. Reinforcement sensitivity theory and personality, in P. J. Corr (ed). The reinforcement sensitivity theory of personality, pp. 155–87. Cambridge University Press
2. Smillie, L. D., Pickering, A. D. and Jackson, C. J. 2006. The new reinforcement sensitivity theory: implications for personality measurement, Personality and Social Psychology Review 10: 320–35
3. Hebb, D. O. 1955. Drives and the C. N. S. (Conceptual Nervous System), Psychological Review 62: 243–54
4. Gray, J. A. 1975. Elements of a two-process theory of learning. London: Academic Press
5. Gray, J. A. and McNaughton, N. 2000. The neuropsychology of anxiety: an enquiry into the functions of the septo-hippocampal system. Oxford University Press
6. Gray, J. A., 1972a. Learning theory, the conceptual nervous system and personality, in V. D. Nebylitsyn and J. A. Gray (eds.), The biological bases of individual behaviour, pp. 372–99. New York: Academic Press
7. Perkins, A. M. and Corr, P. J. 2006. Reactions to threat and personality: psychometric differentiation of intensity and direction dimensions of human defensive behaviour, Behavioural Brain Research 169: 21–8
8. Corr, P. J. 2008a. Reinforcement sensitivity theory (RST): Introduction, in P. J. Corr (ed). The reinforcement sensitivity theory of personality, pp. 1–43. Cambridge University Press
9. Pickering, A. D. and Smillie, L. D. 2008. The behavioural activation system: challenges and opportunities, in P. J. Corr (ed). The reinforcement sensitivity theory of personality, pp. 120–54. Cambridge University Press
10. Gray, J. A. 2004. Consciousness: creeping up on the Hard Problem. Oxford University Press
11. Corr, P. J. 2006. Understanding biological psychology. Oxford: Blackwell
12. Corr, P. J. 2008a. Reinforcement sensitivity theory (RST): Introduction, in P. J. Corr (ed). The reinforcement sensitivity theory of personality, pp. 1–43. Cambridge University Press
13. Corr, P. J. 2002a. J. A. Gray’s reinforcement sensitivity theory: tests of the joint subsystem hypothesis of anxiety and impulsivity, Personality and Individual Differences 33: 511–32


Philip J. Corr, „ The Reinforcement Sensitivity Theory of Personality“, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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