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Schriftspracherwerb: In der Psychologie bezeichnet der Begriff Schriftspracherwerb oder "Leseerwerb" den Prozess des Lernens, geschriebene Sprache zu verstehen und zu interpretieren. Dieser komplexe kognitive Prozess umfasst die Entwicklung von Fähigkeiten wie phonemische Bewusstheit, Phonetik, flüssiges Lesen, Wortschatz und Verständnis. Siehe auch Lernen, Lerntheorien, Spracherwerb, Lesen, Phonetik, Phonologie, Schreiben, Verstehen, Sprachentwicklung, Sprache.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Kulturpsychologie über Schriftspracherwerb - Lexikon der Argumente

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Schriftspracherwerb/Kulturpsychologie: Eine Umfrage zu sprachübergreifenden Studien zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Studien, die eine solide Kategorisierung und Leseentwicklung gemessen haben, die Behauptungen von Bradley und Bryant (1983)(1) unterstützen (siehe Ziegler & Goswami, 2005, zur Überprüfung)(2).
Bradley/Bryant: These: Bradley und Bryant (1983) berichteten von hohen und signifikanten zeitverzögerten Korrelationen zwischen den anfänglichen Ergebnissen der Klangkategorisierung und der späteren Lese- und Rechtschreibleistung von Kindern.
Mit zunehmender Entwicklung der Sprachfähigkeiten der Kinder werden sie fähig, die Klangeinheiten zu erkennen und zu manipulieren, die gesprochene Wörter in ihrer Sprache umfassen. Individuelle Unterschiede in diesen phonologischen Fähigkeiten prognostizieren das Lesen. Sprachen unterscheiden sich jedoch in ihren phonologischen Strukturen, so dass Reime und Alliterationen nicht immer die dominanten Einheiten der Klangkategorisierung sind. So sind beispielsweise im Chinesischen, das eine tonale Sprache ist, Silbe und Tonbewusstsein die besten frühen Prädiktoren für das Lesen (McBride-Chang et al., 2008)(3). Dennoch sind Alliteration und Reimbewusstsein auch signifikante Prädiktoren für den Schriftspracherwerb des Chinesischen (Siok & Fletcher, 2001)(4).
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Vergleiche der Leistung von Kindern in verschiedenen sprachübergreifenden Studien haben gezeigt, dass das phonologische Bewusstsein einem sequentiellen Entwicklungspfad folgt, der sprachuniversal erscheint. Dieser Weg kann mit verschiedenen psycholinguistischen "Korngrößen" (grain sizes) (Silbe, Reim, Phonem) beschrieben werden. Die Silbe ist die primäre wahrnehmungsbezogene sprachliche Einheit zwischen den Sprachen. Wenn sich ein phonologisches Bewusstsein entwickelt, werden den Kindern zunächst die Silben bewusst (z.B. Liberman et al., 1974(5); Cossu et al., 1988(6); Wimmer et al., 1991(7); Hoien et al., 1995(8); für Studien in Englisch, Italienisch, Deutsch und Norwegisch).
Sprachübergreifend ist den Kindern im Voraus die phonologische Struktur der Silben auf der Anfangszeitebene bewusst (z.B. Wimmer Wimmer et al., 1994(9), Deutsch; Ho & Bryant, 1997(10), Chinesisch; Porpodas, 1999(11), Griechisch). Sprachübergreifende Divergenz kommt nur zum Vorschein, wenn die Entwicklung des Phonembewusstseins untersucht wird.
>Phoneme/Kulturpsychologie.


1. Bradley, L., & Bryant, P. E. (1983). Categorising sounds and learning to read: A causal connection. Nature, 310, 419–421.
2. Ziegler, C., and Goswami, U. (2005). Reading acquisition, developmental dyslexia, and skilled reading across languages: A psycholinguistic grain size theory. Psychological Bulletin, 131, 3–29.
3. McBride-Chang, C., Lam, F., Lam, C., Doo, S., Wong, S. W. L., & Chow, Y. Y. Y. (2008). Word recognition and cognitive profiles of Chinese pre-school children at risk for dyslexia through language delay or familial history of dyslexia. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 49, 211–218.
4. Siok, W. T., & Fletcher, P. (2001). The role of phonological awareness and visual-orthographic skills in Chinese reading acquisition. Developmental Psychology, 37, 886–899.
5. Liberman, I. Y., Shankweiler, D., Fischer, F. W., & Carter, B. (1974). Explicit syllable and phoneme segmentation in the young child. Journal of Experimental Child Psychology, 18, 201–212.
6. Cossu, G., Shankweiler, D., Liberman, I. Y., Katz, L., & Tola, G. (1988). Awareness of phonological segments and reading ability in Italian children. Applied Psycholinguistics, 9, 1–16.
7. Wimmer, H., Landerl, K., Linortner, R., & Hummer, P. (1991). The relationship of phonemic awareness to reading acquisition: More consequence than precondition but still important. Cognition, 40, 219–249.
8. Hoien, T., Lundberg, L., Stanovich, K. E., & Bjaalid, I. K. (1995). Components of phonological awareness. Reading and Writing, 7, 171–188.
9. Wimmer, H., Landerl, K., & Schneider, W. (1994). The role of rhyme awareness in learning to read a regular orthography. British Journal of Developmental Psychology, 12, 469–484.
10. Ho, C. S.-H. & Bryant, P. (1997). Phonological skills are important in learning to read Chinese. Developmental Psychology, 33, 946–951.
11. Porpodas, C. D. (1999). Patterns of phonological and memory processing in beginning readers and spellers of Greek. Journal of Learning Disabilities, 32, 406–416.


Usha Goswami, „Reading and Spelling.Revisiting Bradley and Bryant’s Study“ in: Alan M. Slater & Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Kulturpsychologie

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012

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