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Erfahrung: reflektierte Wahrnehmung, die z.B. mit früheren Wahrnehmungen verglichen und sprachlich verarbeitet werden kann. Siehe auch Erlebnisse, Ereignisse, Wahrnehmung, Empfindung, Empirie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Edmund Husserl über Erfahrung – Lexikon der Argumente

Gadamer I 353
Erfahrung/Husserl/Gadamer: [Husserl] hat die Einseitigkeit der in den Wissenschaften vorliegenden Idealisierung der Erfahrung In Immer neu ansetzenden Untersuchungen aufzuklären unternommen.(1) [Er] gibt in dieser Absicht eine Genealogie der Erfahrung, die als Erfahrung der Lebenswelt der Idealisierung durch die Wissenschaften noch voraus liegt.
GadamerVsHusserl: Jedoch scheint er mir selbst noch von der Einseitigkeit beherrscht, die er kritisiert. Denn er projiziert die idealisierte Welt der exakten wissenschaftlichen Erfahrung insofern in die ursprüngliche Welterfahrung noch immer hinein, als er die Wahrnehmung als äußere, auf die bloße Körperlichkeit gerichtete für alle weitere Erfahrung das Fundament sein lässt.
Husserl: »Wenn es auch sogleich aufgrund dieser sinnlichen Anwesenheit unser praktisches oder Gemütsinteresse auf sich zieht, sogleich als dieses Dienliche, Anziehende oder Abstoßende sich für uns gibt - aber all dies fundiert eben darin, dass es ein Substrat ist mit schlicht sinnlich erfassbaren Beschaffenheiten, zu denen jederzeit ein Weg möglicher Auslegung führt«(2).
GadamerVsHusserl: Husserls Versuch, auf den Ursprung der Erfahrung sinngenetisch zurückzugehen und die Idealisierung durch die Wissenschaft zu überwinden, hat offenbar im besonderen Maße mit der Schwierigkeit zu kämpfen, dass die reine transzendentale Subjektivität des Ego nicht als solche wirklich gegeben ist, sondern immer in der Idealisierung der Sprache, die allem Erfahrungserwerb schon einwohnt und in der sich die Zugehörigkeit des einzelnen Ich zu einer Sprachgemeinschaft auswirkt.
Vgl. >Wahrnehmung
, >Sinneseindrücke, >Idealisierung, >Welt, >Subjektivität.


1. Vgl. etwa die Darstellung in „Erfahrung und Urteil“, S. 42, und in der großen Arbeit über die „Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie“ S. 48ff.; 130ff. (GadamerVsHusserl: Es ist ein sehr verschiedener Begriff von Fundierung, der hier zugrundeliegt. Phänomenologisch scheint mir die Wahrnehmung eine bloße Konstruktion, die dem derivierten Begriff von Vorhandenheit entspricht - und damit als Restposition seiner wissenschaftstheoretischen Idealisierung erscheint.)
2. Husserliana VI

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
E. Husserl
I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius)
II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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