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Theory of Mind: Die "Theory of Mind" (ToM), auf Deutsch oft als "Theorie des Geistes" übersetzt, bezieht sich auf die Fähigkeit, sich bewusst zu sein, dass andere Menschen oder auch Tiere ihre eigenen Gedanken, Überzeugungen, Absichten und Emotionen haben, die sich von den eigenen unterscheiden können. Es geht darum zu verstehen, dass die mentalen Zustände Anderer ihre Handlungen und Entscheidungen beeinflussen können. Der Begriff stammt von Daniel Dennett (Dennett, D. (1978). Beliefs about beliefs. Behavioral and Brain Sciences, 1, 568-570.). Er wurde von vielen Autoren der Psychologie weiterentwickelt, darunter Premack, Woodruff, Perner und Baron-Cohen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Entwicklungspsychologie ĂĽber Theory of Mind - Lexikon der Argumente

Slater I 155
Theory of Mind/ToM/False-Belief-Test/FBT/Entwicklungspsychologie: Neuere Forschungen in der Entwicklungspragmatik zeigen, dass präverbale Säuglinge spontan die Perspektive ihres Publikums einnehmen. Das Zeigeverhalten von 12 Monate alten Kindern lässt sich am besten verstehen, wenn man davon ausgeht, dass sie in gewisser Weise versuchen, die mentalen Zustände des Publikums zu beeinflussen (siehe Liszkowski, Carpenter, Henning, Striano, & Tomasello, 2004(1); Liszkowski, Carpenter, & Tomasello, 2007(2); Tomasello, Carpenter, & Liszkowski, 2007(3)).
Umgekehrt sind Säuglinge in der Lage, die Punkte und Blickrichtungen der Erwachsenen als Hinweise auf ihre kommunikativen Absichten zu interpretieren. Insbesondere verwenden Säuglinge dieses Verhalten in Wortlernsituationen als entscheidenden Hinweis auf die referentielle Absicht des Sprechers (Bloom, 2000(4); Nurmsoo & Bloom, 2008(5)). Noch auffälliger ist, dass die Manipulation, ob ein Kommunikator einen falschen Glauben hat oder nicht, 17 Monate alte Kinder zu unterschiedlichen Interpretationen desselben kommunikativen Aktes führt und damit eine frühe Zuschreibung des Geisteszustands in pragmatischen Kontexten demonstriert (Southgate, Chevallier, & Csibra, 2010(6); für ähnliche Ergebnisse in einem aktiven Hilfsparadigma siehe Buttelmann, Carpenter, & Tomasello, 2009(7)). Diese jüngsten Ergebnisse mit Verhaltensmaßstäben antworten auch auf eine der Standardkritiken, die gegen die Verletzung von Erwartungsparadigmen formuliert wurden (wie in Onishi & Baillargeon, 2005(8), und Surian, Caldi, & Sperber, 2007(9)), nämlich dass indirekte Messungen - wie z.B. Blickzeiten - nicht einfach zur Ableitung komplexer zugrunde liegender kognitiver Prozesse verwendet werden können.
VsBaron-Cohen: Diese Ergebnisse zeigen, dass bei der Interpretation von Fehlern beim Sally-Anne-Test Vorsicht geboten ist.
>Autismus/Baron-Cohen
, >False-Belief-Test/Psychologische Theorien.


1. Liszkowski, U., Carpenter, M., Henning, A., Striano, T., & Tomasello, M. (2004). Twelve-month-olds point to share attention and interest. Developmental Science 7, 29 7—307.
2. Liszkowski, U., Carpenter, M., & Tomasello, M. (2007). Reference and attitude in infant pointing. Journal of Child Language, 34, 1—20.
3. Tomasello, M., Carpenter, M., & Liszkowski, U. (2007). A new look at infant pointing. Child Development, 78, 705—722.
4. Bloom, P. (2000). How children learn the meanings of words. Cambridge, MA: The MIT Press.
5. Nurmsoo, E., & Bloom, P. (2008). Preschoolers’ perspective taking in word learning: Do they blindly follow eye gaze? Psychological Science, 19, 211—215.
6. Southgate, V., Chevallier, C., & Csibra, G. (2010). 1 7-month-olds appeal to false beliefs to interpret others’ communication. Developmental Science, 13, 907—912.
7. Buttelmann, D., Carpenter, M., & Tomasello, M. (2009). Eighteen-month-old infants show false belief understanding in an active helping paradigm. Cognition, 1 12, 337—342.
8. Onishi, K. H., & Baillargeon, R. (2005). Do 15-month-old infants understand false beliefs? Science, 308,5719,255—258.
9. Surian, L., Caldi, S., & Sperber, D. (2007). Attribution of beliefs by 13-month-old infants. Psychological Science, 18, 580—586.


Coralie Chevallier, “Theory of Mind and Autism. Beyond Baron-Cohen et al’s. Sally-Anne Study”, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Entwicklungspsychologie

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012

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