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Aufrichtigkeit: Aufrichtigkeit in der Psychologie geht über das bloße Aussprechen der Wahrheit hinaus. Sie ist eine umfassendere Eigenschaft, die Wahrhaftigkeit, Fairness und Transparenz in Gedanken, Worten und Handlungen beinhaltet. Sie beinhaltet sowohl die Vermeidung von Täuschung als auch den aktiven Aufbau von Vertrauen bei anderen. Siehe auch Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Kommunikation, Gemeinschaft, Verstehen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Kulturpsychologie über Aufrichtigkeit - Lexikon der Argumente

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Aufrichtigkeit/Kulturpsychologie: Die kulturelle Besonderheit der kindlichen Argumentation über Lügen und Wahrheit, mit einem Schwerpunkt auf Unterschieden zwischen westlichen und ostasiatischen Kulturen, stand im Mittelpunkt der jüngsten Forschung. Dieser Gegensatz ist angesichts der Argumente der Kulturtheoretiker von besonderem Interesse, dass es wichtige qualitative Unterschiede zwischen den Kulturen West- und Ostasiens gibt, wobei Individualismus versus Kollektivismus die am weitesten untersuchte Dimension ist (siehe Oyserman, Coon, & Kemmelmeier, 2002(1) für eine Metaanalyse).
Individualismus bedeutet die Konzentration auf individuelle Rechte und Interessen, wobei die persönliche Identität auf individuellen Leistungen basiert.
Der Kollektivismus konzentriert sich auf die Interessen eines Kollektivs, wobei die persönliche Identität auf Harmonie innerhalb der Gruppe und der Teilnahme an gemeinschaftsorientierten Aktivitäten beruht. Diese Unterschiede deuten auf unterschiedliche Ziele für die zwischenmenschliche Kommunikation hin, wobei die westlichen Kulturen mehr Wert auf Wahlfreiheit, Selbstwertgefühl und Wohlbefinden legen und die ostasiatischen Kulturen mehr Wert auf gemeinsame Ziele und Gruppenzusammenhalt legen.
Diese Unterschiede stellen die Frage, ob ein Modell wie das von Kohlberg (>Moral/Kohlberg
, >Aufrichtigkeit/Kohlberg) kulturübergreifend verallgemeinert werden kann, und ob es die Möglichkeit erheblicher interkultureller Unterschiede im Glauben darüber erhöht, was es bedeutet, moralisch zu sein. Obwohl Lügen in Höflichkeitssituationen in Ostasien und im Westen tendenziell ähnlich von Kindern bewertet werden (Xu, Bao, Fu, Taiwar, & Lee, 2010)(2), gibt es interkulturelle Unterschiede in der Rechtfertigung der Lügen.
In den westlichen Kulturen steht das emotionale Wohlbefinden des Empfängers im Vordergrund, während in den ostasiatischen Kulturen die sozialen Implikationen für den Empfänger im Vordergrund stehen (d.h. sein "Gesicht" oder seine öffentliche Person; Bond & Hwang, 1986)(3), was mit dem Nachweis übereinstimmt, dass Individuen in ostasiatischen Kulturen der Fähigkeit, ihr Verhalten in einer Reihe von sozialen Situationen anzupassen, einen hohen Stellenwert beimessen (Gao, 1998(4); Heine, 2001(5); Markus & Kitayama, 1991)(6).
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Heyman, Itakura und Lee (2011)(7) fanden heraus, dass japanische Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren die wahrheitsgemäße Anerkennung einer guten Tat negativer beurteilten, wenn sie eher einem Publikum von Klassenkameraden als privat gemacht wurde. Im Gegensatz dazu gab es keine derartigen Effekte einer Einordnung in eine Vergleichsgruppe von Kindern aus den USA.


1. Oyserman, D., Coon, H., & Kemmelmeier, M. (2002). Rethinking individualism and collectivism:
Evaluation of theoretical assumptions and meta-analyses. Psychological Bulletin, 128, 3—73.
2. Xu, F., Bao, X., Fu, G., Taiwar, V, & Lee, K. (2010). Lying and truth-telling in children: From concept to action. Child Development, 81, 581—596.
3. Bond, M. H., & Hwang, K. K. (1986). The social psychology of Chinese people. In M. H. Bond (Ed.), The psychology of the Chinese people (pp. 213—266). Oxford: Oxford University Press.
4. Gao, G. (1998). “Don’t take my word for it.” — understanding Chinese speaking practices. International Journal of Intercultural Relations, 22, 163—186.
5. Heine, S. J. (2001). Self as cultural product: An examination of East Asian and North American selves. Journal of Personality, 69, 881—906.
6. Markus, H. R., & Kitayama, S. (1991). Culture and the self: Implications for cognition, emotion, and motivation. Psychological Review, 98, 224—253.
7. Heyman, G. D., Itakura, S., & Lee, K. (201 1). Japanese and American chi1drens reasoning about accepting credit for prosocial behavior. Social Development, 20, 171—184.


Gail D. Heyman and Kang Lee, “Moral Development. Revisiting Kohlberg’s Stages“, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Kulturpsychologie

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012

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