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Mehrheiten: Eine Mehrheit ist mehr als die Hälfte einer Gesamtzahl. Sie kann eine Gruppe von Personen, eine Anzahl von Stimmen oder einen Prozentsatz bezeichnen. Siehe auch Minderheiten, Minderheitenrechte, Wahlsysteme, Demokratie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Solomon E. Asch über Mehrheiten – Lexikon der Argumente

Haslam I 85
Mehrheiten/Konformität/Asch: In seinen Experimenten zur Linienbeurteilung (Asch 1952(1); 1955(2)) befindet sich der Teilnehmer in einer Gruppe von anderen [die keine echten Teilnehmer, sondern Assistenten des Experimentators sind, die der Teilnehmer nicht kennt]. Karten mit unterschiedlich langen Linien werden gezeigt und die Gruppe wird gebeten zu beurteilen, ob die Linien gleich oder unterschiedlich lang sind. Nach einer Weile beurteilt die ganze Gruppe außer dem eigentlichen Teilnehmer auf offensichtlich falsche Weise.
Situation: Der Einzelne kommt, um eine Welt zu erleben, die er mit anderen teilt. Er nimmt wahr, dass die Umgebung ihn und andere einschließt und dass er in der gleichen Beziehung zur Umgebung steht wie andere. Er stellt fest, dass er, wie auch andere, auf das gleiche Objekt trifft und auf dessen identische Eigenschaften reagiert. Gemeinsames Handeln und gegenseitiges Verständnis erfordern dieses Verhältnis von Verständlichkeit und struktureller Einfachheit. Auf diese Weise wird die "Anziehungskraft" ("pull") zur Gruppe verständlich. (Asch 1952(1): S. 484).
>Gruppenverhalten
, >Gruppendenken, >Konformität, >Soziales Verhalten, >Gruppenkohäsion.
Mehrheit: Dem Mehrheitsdruck nachzugeben ist kein Akt der Gleichgültigkeit oder Gedankenlosigkeit. Im Gegenteil: Es zeigt, dass der Einzelne auf die Ansichten der anderen um ihn herum achtet. Es zeigt, dass sie daran interessiert sind, die Harmonie innerhalb der Gruppe aufrechtzuerhalten und bereit sind, sich dem anzuschließen, was andere für richtig halten. Dies ist wichtig, weil gerade durch die Akzeptanz des sozialen Einflusses, andere Gruppen in der Lage sind, effektiv zu funktionieren und den Zusammenhalt zu erhalten.
Haslam I 86
Soziale Identität: Diese Analyse steht im Einklang mit der Theoretisierung innerhalb der Tradition der sozialen Identität, bei der Konformität und sozialer Einfluss im Allgemeinen als aus der Notwendigkeit erachtet werden, dass die Menschen mit anderen, die als austauschbar in Bezug auf relevante Attribute wahrgenommen werden (psychologische Gruppenmitglieder in der gegebenen Situation), eine Einigung erzielen, um ihre Antworten als richtig, angemessen und wünschenswert zu validieren. (Hogg und Turner, 1987(3): S. 150)
Weltanschauungen: Wenn man von Mitgliedern derselben Gruppe umgeben ist, die die gleiche Erfahrung wie man selbst macht, werden diese anderen zu gültigen Informationsquellen, die uns sagen, wie wir die Welt interpretieren sollen (Turner, 1991)(4). Aus dieser Sicht scheint die Konformität in den Asch-Linien-Beurteilungsversuchen eine durchaus angemessene Antwort zu sein und nicht eine irrationale Kraft, die Menschen dazu bringt, offensichtlich falsche Antworten zu geben.
Asch: Noch stärker formuliert Asch, wenn er sagt: "Die Gruppe ist Teil der gegebenen Bedingungen. Es nicht zu berücksichtigen, sich in keiner Weise davon beeinflussen zu lassen, wäre vorsätzlich" (1952(1): S. 484).
>Situationen.


1. Asch, S.E. (1952) Social Psychology. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
2. Asch, S.E. (1955) ‘Opinions and social pressure’, Scientific American, 193: 31–5.
3. Hogg, M.A. and Turner, J.C. (1987) ‘Social identity and conformity: A theory of referent informational influence’, in W. Doise and S. Moscovici (eds), Current Issues in European Social Psychology, Vol. 2. Cambridge, UK: Cambridge University Press. pp. 139–82.
4. Turner, J.C. (1991) Social Influence. Milton Keynes: Open University Press.


Matthew J. Hornsey and Jolanda Jetten, “Conformity. Revisiting Asch’s line-judgment studies”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Asch, Solomon E.

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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