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Tyrannei: Eine Tyrannei ist eine Regierungsform, in der ein Herrscher die absolute Macht innehat und sie auf unterdrückerische und grausame Weise ausübt. In einer Tyrannei wird die Macht des Herrschers nicht durch Gesetze oder andere Institutionen eingeschränkt. Siehe auch Diktatur, Staat.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Thomas v. Aquin über Tyrannei - Lexikon der Argumente

Höffe I 154
Tyrannei/Thomas/Höffe: Obwohl Thomas die Herrschaft einer einzigen Person, die Monarchie, für
die beste hält, weiß er dank seiner Erfahrungsoffenheit, dass der Alleinherr-
scher nur den eigenen Vorteil verfolgen kann, womit sich die Monarchie in
die schlimmste aller Verfassungen, die Tyrannis, verkehrt.(1)
Um der Gefahr einer tyrannis (...) zu entgehen (...) schlägt Thomas (...) Vorsichtsmaßnahmen vor:
Man erhebe einen «Mann von solchen Anlagen zum König, die es kaum wahrscheinlich machen, dass er sich einer Gewaltherrschaft zukehrt» (I, 6).
HöffeVsThomas: Wie man den Charakter vor der Königswahl testen und wie man überhaupt sicherstellen kann, dass der Charakter den Ausschlag gibt, überlegt Thomas aber nicht.
Widerstand: Für den Fall, dass es trotzdem zur Tyrannis kommt, sieht Thomas durchaus Widerstand, aber keinen Tyrannenmord vor. Bei seiner detaillierten Erörterung räumt er jedoch dem Volk das Recht ein, den Tyrannen abzusetzen, zumindest ihn in seinen Befugnissen einzuschränken, denn das Volk hat das Recht, «sich selbst einen König zu bestimmen».
Höffe I 155
(...) das Volk soll sich nicht «durch Unternehmungen gegen den Tyrannen in Gefahren verwickeln, die noch weit schwerer Sind als die Tyrannis selbst».
Höffe: Thomas nimmt also stillschweigend eine Güterabwägung vor und fürchtet - ist
er hier eher Realist Oder Pessimist? - , dass der Nachfolger noch ärger ist oder ein missglückter Tyrannensturz den Tyrannen noch grausamer macht.
Theologisches Argument: Selbst «wenn die Ausschreitungen der Gewaltherrschaft ein unerträgliches Maß erreichen», lässt zwar das Alte Testament einen Tyrannenmord zu, doch die «Lehre der Apostel» lege Widerspruch ein, da man nach dem Ersten Petrusbrief(2) «nicht nur guten und maßvollen, sondern auch harten Herren geziemend untertan» sein müsse.
Höffe: Mit diesem Hinweis nimmt Thomas ein Widerstandsrecht zurück.
>Ziviler Ungehorsam
, >Gehorsam, >Staat (Gemeinwesen), >Verfassung, >Diktatur.

1. Thomas De regno ad regem Cypri I,6
2. Petrusbrief 2, 19

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Aquin I
Thomas von Aquin
Über die Herrschaft des Fürsten Stuttgart 1971

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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