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Theorie der sozialen Identität: Die Theorie der sozialen Identität in der Psychologie geht davon aus, dass Menschen sich selbst und andere in verschiedene soziale Gruppen einordnen, z. B. in kulturelle, religiöse oder berufliche Gruppen. Diese Kategorisierung beeinflusst ihr Verhalten und ihre Einstellungen, indem sie das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe fördert und sie von anderen abgrenzt, was sich auf das Selbstwertgefühl und die Gruppendynamik auswirken kann. Siehe auch Gruppendenken, Gruppenverhalten, Soziale Identität, Sozialverhalten, Sozialpsychologie, Selbstwert.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Henri Tajfel über Theorie der sozialen Identität – Lexikon der Argumente

Haslam I 141
Theorie der sozialen Identität/SIT/Tajfel/Turner: [Die Theorie] besagt, dass Menschen nicht automatisch Rollen übernehmen, die mit der Gruppenzugehörigkeit verbunden sind, sondern erst dann, wenn sie sich mit der betreffenden Gruppe identifiziert haben (Tajfel und Turner, 1979)(1).
Vgl. >Stanford Prison Experiment/Psychologische Theorien
.
Für das Stanford-Prison-Experiment legt die Theorie nahe, dass die Wache sich nur mit ihrer Rolle identifizierte und diese Rolle auf brutale Weise ausübte, weil eine tyrannische soziale Identität von Zimbardo in seiner Einweisung der Wachen aktiv gefördert wurde.
>Zimbardo.

1. Tajfel, H. and Turner, J.C. (1979) ‘An integrative theory of intergroup conflict’, in W.G. Austin and S. Worchel (eds), The Social Psychology of Intergroup Relations. Monterey, CA: Brooks/Cole. pp. 33–48.

S. Alexander Haslam and Stephen Reicher, „Tyranny. Revisiting Zimbardo’s Stanford Prison Experiment“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

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Haslam I 170
Theorie der sozialen Identität/Tajfel: Tajfels Theorie (Tajfel 1971(1)) begann sich in Bezug auf die Interpretation der Ergebnisse der Minimalgruppenstudien (>Minimale Gruppe/Tajfel) zu verschieben. (Siehe Diehl 1990(2)). Eine neue Erklärung in Bezug auf die soziale Identität begann zu entstehen (Tajfel, 1974(3); Turner, 1975(4)). Turner (1975) sprach von einem "sozialen Wettbewerb" zwischen den Minimalgruppen und stellte dies Sherifs (1967)(5) Begriff des "realistischen" Wettbewerbs gegenüber.
These/Tajfel/Turner: Die soziale Kategorisierung in Gruppen und die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen bildet die Grundlage für die Verankerung des Selbst in der Gruppe. An dieser Stelle definierte Tajfel die soziale Identität als "den Teil des Selbstverständnisses, der unserer Gruppenzugehörigkeit entspricht" (Tajfel 1978(6): 63). >Soziale Identität/Tajfel.
Ein weiteres Element war ein sozialer Vergleichsprozess: Das Verständnis der Bedeutung unserer Gruppe beinhaltet einen Vergleich mit anderen relevanten Gruppen, zu denen wir nicht gehören (erleichtert durch den sozialen Kategorisierungsprozess). Die InGroup als "uns" zu sehen, impliziert einen Kontrast zu "ihnen".
Unverwechselbarkeit/Tajfel/Dreher: Tajfel und Turner (...) stellten einen Motivationsprozess auf, bei dem Gruppen nach einer "positiven Gruppendarstellung" streben, was bedeutet, dass sie ihre InGroup positiv von der jeweiligen Vergleichsgruppe nach bewerteten Dimensionen unterscheiden und dadurch eine positive soziale Identität erlangen. Dieses zentrale Element der Theorie wurde erarbeitet, um Prozesse des sozialen Wandels in Statushierarchien zu erklären. (Tajfel und Turner, 1979)(7).
Problem: Es ist nicht klar, ob der Differenzierungsprozess von der Investition in eine soziale Identität ausgeht, oder ob er zur Schaffung oder Festigung eines (unterscheidbaren) Identitätsgefühls genutzt wird.
Haslam I 171
In der neuen Erklärung zur sozialen Identität ist es wahrscheinlich wahr, dass [die] (...) Idee, die sich auf die Schaffung von Sinn und Kohärenz konzentriert (...), durch den Fokus auf die Suche nach einer positiven sozialen Identität beiseite geschoben wurde.
Selbstachtungs-Hypothese: Infolgedessen wurde die positive Differenzierung mehr mit der Stärkung der InGroup und der Steigerung der Selbstachtung (d.h. durch Selbstverbesserung) verbunden als mit der Schaffung von (Gruppen-)Unverwechselbarkeit an sich.
>Selbstachtung/Tajfel.

1. Tajfel, H., Flament, C., Billig, M.G. and Bundy, R.F. (1971) ‘Social categorization and intergroup behaviour’, European Journal of Social Psychology, 1: 149–77.
2. Diehl, M. (1990) ‘The minimal group paradigm: Theoretical explanations and empirical findings’, European Review of Social Psychology, 1: 263–92.
3 Tajfel, H. (1974) ‘Social identity and intergroup behaviour’, Social Science Information, 13: 65–93.
4. Turner, J.C. (1975) ‘Social comparison and social identity: Some prospects for intergroup behaviour’, European Journal of Social Psychology, 5: 5–34.
5. Sherif, M. (1967) Group Conflict and Co-operation: Their Social Psychology. London: Routledge and Kegan Paul.
6. Tajfel, H. (1978) ‘Social categorization, social identity and social comparison’, in H. Tajfel (ed.), Differentiation Between Social Groups. London: Academic Press. pp. 61–76.
7. Tajfel, H. and Turner, J.C. (1979) ‘An integrative theory of intergroup conflict’, in W.G. Austin and S. Worchel (eds), The Social Psychology of Intergroup Relations. Monterey, CA: Brooks/Cole. pp. 33–48.


Russell Spears and Sabine Otten,“Discrimination. Revisiting Tajfel’s minimal group studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Tajfel, Henri

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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