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Serge Moscovici: Serge Moscovici (1925-2014), rumänisch-französischer Sozialpsychologe. Hauptwerke sind La Psychanalyse, son image et son public (1961), La Société contre nature Eléments pour une histoire de la représentation sociale de la psychanalyse (1972), und Psychologie sociale (1976). Seine Forschungsgebiete waren soziale Repräsentationen, Gruppendenken, sozialer Wandel, Sozialpsychologie und Geschichte der Psychologie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Psychologische Theorien über Moscovici - Lexikon der Argumente

Haslam I 101
Moscovici/Psychologische Theorien: Die Nachbildstudien von Moscovici und Personnaz (1980)(1) wurden aus mehreren Gründen kritisiert.
>Experiment/Moscovici
, >Sozialer Einfluss/Moscovici, >Minoriten/Moscovici, >Konversionstheorie/Moscovici.
1. VsMoscovici: Machteld Doms und Eddy Van Avermaet (1980)(2) fanden heraus, dass sich Nachbildungen in Richtung der Komplementärfarbe Grün für eine Mehrheit und Minderheit verschieben. Diese Forscher setzten auch eine "No Information"-Bedingung ein, bei der der Verbündete die Folien als "grün" bezeichnete, aber keine Feedback-Informationen (Prozentsatz) gab (d.h. die Antworten des Verbündeten waren nicht an eine Mehrheits- oder Minderheitenposition gebunden). Interessanterweise gab es keine Verschiebung der Nachbilder über die Phasen hinweg im Zustand ohne Information.
Erklärung/Doms/Avermaet: Die Verschiebungen könnten Teil einer allgemeinen Tendenz sein, den Reizen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wenn eine Reaktion unerwartet oder ungewöhnlich ist.
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2. VsMoscovici: Richard Sorrentino und Kollegen (1980)(3) untersuchten nur den Einfluss von Minderheiten. Nach ihrer Studie baten sie die Teilnehmer, zu bewerten, wie misstrauisch sie gegenüber dem experimentellen Verfahren waren. Interessanterweise fanden sie nur bei den Teilnehmern, die dem Experiment sehr misstrauisch gegenüberstanden, eine Verschiebung des Nachbildes in Richtung der Komplementärfarbe Grün (siehe auch Martin, 1998)(4).
Erklärung/Sorrentino: sehr misstrauische Teilnehmer können den Stimulus intensiver anstarren als nicht misstrauische Teilnehmer; so kann die Verschiebung der Nachbilder auf diese größere Aufmerksamkeit für den Stimulus zurückzuführen sein kann.
3. VsMoscovici: Martin (1998(4), 1995(5)) wies darauf hin, dass alle Nachbildstudien Veränderungen in der gesamten Nachbildreaktion zwischen den einzelnen Phasen des Experiments analysieren, aber keine Veränderungen in jeder Phase untersuchen. In fünf Nachbildexperimenten fand Martin (1998)(4) eine signifikante Verschiebung der Nachbildbeurteilungen in allen Phasen (siehe auch Laurens und Moscovici, 2005)(5), ein Effekt, der bei Teilnehmern, die von einem Verdacht auf die Studie berichteten, stärker ausgeprägt war. Dieser Effekt zeigte, dass sich die Nachbildbeurteilungen der Teilnehmer in jeder Phase des Experiments in Richtung der Komplementärfarbe Grün (d.h. Rot) verschoben haben (siehe auch Laurens und Moscovici, 2005)(5).
Erklärung/Martin: Es kann auf ein Wahrnehmungsphänomen zurückzuführen sein, das sich aus einer wiederholten Exposition gegenüber demselben Stimulus im Rahmen der Nachbildmethodik ergibt.
Haslam I 103
4. VsMoscovici: Sorrentino und seine Kollegen (1980)(3) haben die von Moscovici und Personnaz (1980)(1) verwendete Nachbildungsskala zur Beurteilung hinsichtlich der von ihr verwendeten Labels kritisiert (siehe auch Laurens, 2001)(9). In ihrer Variante baten sie die Teilnehmer stattdessen, eine Farbprobe auszuwählen, der am besten zu der Farbe passt, die sie sahen. Mit dieser Methode wurden keine Beweise für eine Konversion aufgrund von Minderheiteneinfluss gefunden.
Kriterien/manifest/latente Antworten: Martin und Hewstone (2001)(6) identifizierten drei wichtige Kriterien, die erfüllt sein müssen, um manifeste und latente Antworten zu ermitteln:
1) Es muss eine Verbindung zwischen der manifesten und der latenten Antwortdimension bestehen, so dass eine
Haslam I 104
Änderung der manifesten Antwort zu einer entsprechenden Änderung der latenten Antwort führt (manifest-latente Korrespondenz).
2) Die Beziehung zwischen der manifesten und der latenten Antwort sollte konsistent und unempfindlich gegenüber situativen Faktoren sein (manifest-latente Konsistenz).
3) Die Teilnehmer sollten sich des Zusammenhangs zwischen den manifesten und den latenten Antworten nicht bewusst sein, und idealerweise unterschiedliche Antwortcodes zu verwenden (manifest-latent wahrgenommene Unabhängigkeit).

1. Moscovici, S. and Personnaz, B. (1980) ‘Studies in social influence: V. Minority influence and conversion behavior in a perceptual task’, Journal of Experimental Social Psychology, 16: 270–82.
2. Doms, M. and Van Avermaet, E. (1980) ‘Majority influence, minority influence and conversion behavior: A replication’, Journal of Experimental Social Psychology, 16: 283–92.
3. Sorrentino, R.M., King, G. and Leo, G. (1980) ‘The influence of the minority on perception: A note on a possible alternative explanation’, Journal of Experimental Social Psychology, 16: 293–301.
4. Martin, R. (1998) ‘Majority and minority influence using the afterimage paradigm: A series of attempted replications’, Journal of Experimental Social Psychology, 34: 1–26.
5. Laurens, S. and Moscovici, S. (2005) ‘The confederate’s and others’ self-conversion: A neglected phenomenon’, Journal of Social Psychology, 145: 191–207.
6. Martin, R. and Hewstone, M. (2008) ‘Majority versus minority influence, message processing and attitude change: The Source-Context-Elaboration Model’, in M. Zanna (ed.), Advances in Experimental Social Psychology, 40: 237–326.


Robin Martin and Miles Hewstone, “Minority Influence. Revisiting Moscovici’s blue-green afterimage studies”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Psychologische Theorien

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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