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Minimale Gruppe: In der Psychologie bezieht sich eine "Minimalgruppe" auf ein Konzept, das in der Theorie der sozialen Identität verwendet wird. Dabei werden willkürliche und scheinbar unbedeutende Kriterien herangezogen, um Individuen in verschiedene Gruppen zu kategorisieren. Diese Kategorisierung kann, obwohl sie minimal ist, zur Bevorzugung der eigenen Gruppe und zur Diskriminierung anderer führen. Das Konzept zeigt, wie leicht sich soziale Identitäten und Gruppenvorurteile bilden können. Siehe auch Soziale Identität, Gruppenverhalten, Gruppendenken, Sozialverhalten, Sozialpsychologie, Theorie der sozialen Identität.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Psychologische Theorien über Minimale Gruppe - Lexikon der Argumente

Haslam I 175
Minimale Gruppe/Psychologische Theorien: Probleme: VsTajfel: Per Definition sind Minimalgruppen weder auf früheren Erfahrungen noch auf bereits existierenden und leicht zugänglichen Stereotypen begründet. Wie können also Minimalgruppen ihren neuen Mitgliedern Bedeutung geben?
>Minimale Gruppe/Tajfel
, >Soziale Identitätstheorie/Tajfel.
Cadinu/Rothbart: "Insgesamt ist die gruppeninterne Begünstigung im Minimalgruppenparadigma ein etabliertes Phänomen, aber die genauen Gründe für diese Begünstigung bleiben unklar" (Cadinu und Myron Rothbart: 1996(1): 661).
Erklärung/Rothbart/Cadinu: zwei Prozesse: a) Da die soziale Kategorisierung impliziert, dass das Selbst und die eigene Gruppe (InGroup) bestimmte Eigenschaften teilen, werden Menschen anfällig dafür sein, (Aspekte von) typisch positiven Repräsentationen des individuellen Selbst auf die InGroup zu projizieren (Self-Anchoring), wodurch eine positive InGroup-Repräsentation entsteht.
b) Die Menschen werden auch eine "Reziprozitätsheuristik" anwenden, vorausgesetzt, dass Ingrop und Outgroup tatsächlich unterschiedlich sind.
Evidenz: (Cadinu/Rothbart 1996(1)): Manipulation der Zugänglichkeit des individuellen Selbst vor der Beurteilung von minimalen Gruppen beeinflusste InGroup Bewertungen, aber nicht OutGroup-Bewertungen - wodurch die Beurteilung der InGroup denjenigen des Selbst ähnlicher wird.
Otten/Wentura: (2001)(2): Der Grad der Überschneidung zwischen Selbst- und InGroup-Bewertungen prognostizierte den Grad, in dem Mitglieder von Minimalgruppen bewertende intergruppenspezifische Verzerrungen aufwiesen. Es gab jedoch keine Beweise dafür, dass Ähnlichkeit oder Ungleichheit in den mentalen Repräsentationen vom Selbst und der Outgroup ein relevanter Prädiktor für intergruppenspezifische Verzerrung in einer minimalen Gruppensituation war (siehe auch Robbins und Krueger, 2005(3), für eine ähnliche Schlussfolgerung).
Haslam I 176
Self-Anchoring: Ergebnisse zum Self-Anchoring in Minimalgruppen (vgl. Cadinu/Rothbart 1969(1)) deuten darauf hin, dass positive Darstellungen der InGroup aus der Projektion positiver Eigenmerkmale auf diese Gruppe resultieren und dass die positive Differenzierung von der OutGroup ein Nebenprodukt dieser Differenzierung ist. Auf diese Weise lässt sich ein gruppenübergreifendes Phänomen, nämlich die positive Differenzierung von minimalen InGroups von OutGroups, auf ein gruppeninternes Phänomen zurückführen, nämlich die Verbindung zwischen Selbst und InGroup. Gleichzeitig steht der Self-Anchoring-Ansatz im Einklang mit der Vorstellung, dass die Unterscheidung zwischen Minimalgruppen zumindest teilweise durch das Streben nach Sinn motiviert ist.
Vs: Problem: Der Ansatz kann nicht überzeugend erklären, warum Gruppenmitglieder den maximalen Gruppengewinn zugunsten der maximalen Unterscheidung zwischen InGroup und OutGroup opfern.
>Gruppenverhalten, >Soziale Gruppen, >Soziales Verhalten, >Verhalten, >Common Ingroup Identity.

1. Cadinu, M. and Rothbart, M. (1996) ‘Self-anchoring and differentiation processes in the minimal group setting’, Journal of Personality and Social Psychology, 70(4): 661–77.
2. Otten, S. and Wentura, D. (2001) ‘Self-anchoring and in-group favoritism: An individual profiles analysis’, Journal of Experimental Social Psychology, 37: 525–32.
3. Robbins, J.M. and Krueger, J.I. (2005) ‘Social projection to ingroups and outgroups: A review and meta-analysis’, Personality and Social Psychology Review, 9: 32–47.


Russell Spears and Sabine Otten,“Discrimination. Revisiting Tajfel’s minimal group studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Psychologische Theorien

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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