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Gruppenkohäsion: Unter Gruppenkohäsion versteht man in der Psychologie das Gefühl von Solidarität, Einheit und Engagement unter den Mitgliedern einer Gruppe. Er wird durch Faktoren wie Gruppengröße, Ähnlichkeit der Mitglieder, Erfolgserlebnisse und externe Bedrohungen oder Herausforderungen beeinflusst. Siehe auch Gruppenverhalten, Gruppendenken, Sozialverhalten, Sozialpsychologie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Psychologische Theorien über Gruppenkohäsion - Lexikon der Argumente

Haslam I 192
Gruppenkohäsion/Psychologische Theorien: [in] einem alten Experiment von Back (1951)(1), bei dem hohe (vs. niedrige) Kohäsionsgrade auf verschiedene Weise manipuliert wurden, erzeugten Forscher einen hohen Zusammenhalt, indem führende Teilnehmerpaare, die sich zum ersten Mal trafen, erwarteten, dass sie sich ähnlich waren und sich gegenseitig mögen würden. Die Teilnehmer mit dieser Voraussetzung zeigten die stärksten Hinweise auf Symptome des Gruppendenkens. Eine anschließende Meta-Analyse ähnlicher Laborstudien ergab ferner, dass Manipulationen der Gruppenkohäsion aufgrund der persönlichen Attraktivität (aber nicht aufgrund von Aufgabenbindung oder Gruppenstolz) mit schlechteren Gruppenentscheidungen verbunden waren (Mullen et al., 1994)(2).
>Gruppendenken/Psychologische Theorien
, >Gruppenverhalten/Psychologische Theorien, >Soziale Gruppen/Psychologische Theorien.
Sowohl der Erhalt der sozialen Identität (Turner und Pratkanis, 1998a;(3) >Gruppendenken/Pratkanis) als auch der Ansatz der sozialen Unannehmlichkeiten (McCauley, 1998(4)) beinhalten Gruppenkohäsion als primären Vorläufer des Gruppendenkens.
a) Turner und Pratkanis (1998a)(3) verfolgen einen Ansatz der sozialen Identität und definieren den Zusammenhalt in Form von Identifikation/Selbstkategorisierung der Mitglieder mit einer Gruppe.
b) McCauley (1998)(4) hingegen stellt fest, dass ein Gefühl des Engagements oder Gruppenstolzes weniger wichtig ist als der Zusammenhalt, der auf angenehmen persönlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern beruht.

Vergleich der Effekte: Michael Hogg und Sarah Hains (1998)(5) manipulierten Kohäsionsformen in Laborgruppen, je nachdem, ob sie auf persönlicher Attraktivität (z.B. vorrangiger Freundschaft) oder sozialer Attraktivität (z.B. auf einer gemeinsamen Gruppenidentität) beruhen. Sie erfassten auch Freundschaft und Gruppenidentifikation.
VsMcCauley: Ihre Ergebnisse waren gemischt, aber das Gesamtmuster deutete - im Gegensatz zu McCauley (1998)(4); >Gruppendenken/McCauley) - darauf hin, dass der in persönlichen Beziehungen begründete Zusammenhalt mit weniger/schwächeren Symptomen des Gruppendenkens verbunden war, während der in der kollektiven Identität begründete Zusammenhalt mit mehr/stärkeren Symptomen verbunden war (siehe auch Haslam et al., 2006)(6).
Unterschied zwischen den Studien von McCauley und Hogg/Hains: McCauley konzentrierte sich auf das erste Treffen von Menschen, während Hogg und Hains Gruppen von bestehenden Freunden untersuchten.
Freundschaft: Sobald freundschaftliche Beziehungen bestehen und zumindest teilweise als selbstverständlich angesehen werden können, können Meinungsverschiedenheiten und Divergenzen eher zulässig werden (siehe auch McKelvey und Kerr, 1988)(7).
>Freundschaft.

1. Back, K. (1951) ‘Influence through social communications’, Journal of Abnormal and Social Psychology, 46: 9–23.
2. Mullen, B., Anthony, T., Salas, E. and Driskell, J.E. (1994) ‘Group cohesiveness and quality of decision making: An integration of tests of the groupthink hypothesis’, Small Group Research, 25: 189–204.
3. Turner, M.E. and Pratkanis, A.R. (1998a) ‘A social identity maintenance model of groupthink’, Organizational Behavior and Human Decision Processes, 73: 210–35.
4. McCauley, C. (1998) ‘Group dynamics in Janis’ theory of groupthink: Backward and forward’, Organizational Behavior and Human Decision Processes, 73: 146–62.
5. Hogg, M.A. and Hains, S.C. (1998) ‘Friendship and group identification: A new look at the role of cohesiveness in groupthink’, European Journal of Social Psychology, 28: 323–41.
6. Haslam, S.A., Ryan, M.K., Postmes, T., Spears, R., Jetten, J. and Webley, P. (2006) ‘Sticking to our guns: Social identity as a basis for the maintenance of commitment to faltering organizational projects’, Journal of Organizational Behavior, 27: 607–28.
7. McKelvey, M. and Kerr, N.H. (1988) ‘Differences in conformity among friends and strangers’, Psychological Reports, 62: 759–62.


Dominic J. Packer and Nick D. Ungson, „Group Decision-Making. Revisiting Janis’ groupthink studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Psychologische Theorien

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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