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Kontrafaktisches Konditional: gleichbedeutend mit irrealen Bedingungssätzen. Konditionale, bei denen im Vordersatz eine Tatsache erwähnt wird, die ausdrücklich nicht der Fall ist. Wenn A der Fall (gewesen) wäre, wäre B der Fall (gewesen). Kontrafaktische Konditionale werden gebraucht wegen der Unbestimmtheit des Zeigens man kann nicht eindeutig auf einzelne Elemente einer Situation zeigen. Ein kontrafaktisches Konditional gibt an, welches Element anders hätte sein müssen, damit ein beschriebener Prozess einen anderen Verlauf gehabt hätte.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

David K. Lewis über Kontrafaktisches Konditional – Lexikon der Argumente

V 5
Kontrafaktisches Konditional/Lewis: Es gibt ein variabel striktes Konditional, wenn es eine nähere Welt (>mögliche Welten
) gibt, die ferneren außer Betracht lassen.
V 5f
Kontrafaktisches Konditional/Negation/Lewis: Von "wäre" durch "könnte" (oder "könnte nicht"): mit logischem Antezedens und negiertem Konsequens. Von "könnte": mit "wäre" mit gleichem A und negiertem Konsequens.
V 8
Kontrafaktisches Konditional:
Analyse 0: A wäre>>wäre C ist wahr in Welt i dann und nur dann, wenn C in jeder A-Welt gilt, sodass __".
Analyse 1: A wäre>>wäre C ist wahr in Welt i dann und nur dann, wenn C in der nächsten (zugänglichen) A-Welt zu i wahr ist, wenn es eine gibt. A wä>>wä C ist wahr in Welt i dann und nur dann, wenn C in jeder nächsten (zugänglichen) A-Welt zu i wahr ist.
Analyse 1 1/2: A wäre>>wäre C ist wahr in Welt i dann und nur dann, wenn C in einer bestimmten, willkürlich gewählten nächsten (zugänglichen) A-Welt zu i wahr ist.
Analyse 3: A wäre>>wäre C ist wahr in Welt i dann und nur dann, wenn eine (zugängliche) AC-Welt näher an i ist als irgend eine A~C-Welt. Def A wäre>>könnte C ist wahr in i gdw. für jede (zugängliche) A~C-Welt es eine AC-Welt gibt, die mindestens so nah an i ist und es (zugängliche) A-Welten gibt.
V 10
Kontrafaktisches Konditional/Negation: hier: Durch "könnte" ist das kontrafaktische Konditional im Hinterglied. Bsp ~(A wäre>>wäre C) ↔ A wäre>>könnte ~C ((s) "könnte" = "müsste nicht").
Das taugt für Analyse 2: "...wahr in jeder nächsten Welt"...
Dann: Bizet/Verdi: "müsste nicht Franzose" und "müsste nicht Nicht-Franzose"...usw. wären alle wahr.
Falsch: "müsste nicht Franzose-und-Italiener...": Das ist in Ordnung. ((s) Erklärung: Es geht darum, in welchem Fall Bizet und Verdi Landleute gewesen wären. Problem: Es lässt sich keine "Ähnlichste Welt" angeben.)
V 14
Def Ein kontrafaktisches Konditional korrespondiert mit einem variabel strikten Konditional, d.h. wenn es nähere mögliche Welten gibt, die ferneren außer Betracht zu lassen (s.u. V 22, s.o. V 5).
V 18
Kontrafaktisches Konditional: Ich gebrauche das kontrafaktische Konditional, wenn das Antezedens vermutlich falsch ist. Kontrafaktische Konditionale sind eher wie das materiale Konditional. Solche mit wahrem Antezedens sind nur wahr, wenn auch das Konsequens wahr ist. Problem: Die Äußerungsbedingungen von kontrafaktischen Konditionalen mit wahren Antezedens sind schwierig zu bestimmen. Sie sind nämlich unangemessen! Angenommen, jemand hat unwissentlich ein solches geäußert, dann ist beides triftig:
a) A, ~C , ergo ~(A wä>wä C): falsch, weil A aber dennoch nicht C ,
b) A, C, ergo A wäre>wäre C.: wahr, weil A und tatsächlich C. Pointe: Das hängt von der Angemessenheit von "weil" ab. Lewis: Mir scheint a) angemessener (sollte als wahr genommen werden).
Def Zentrierungs-Annahme: Eine Zentrierungs-Annahme wird damit so geschwächt: Jede Welt ist selbst-zugänglich und wenigstens so ähnlich mit sich selbst, wie irgendeine andere Welt mit ihr ist. Damit ist a) gültig, aber b) ungültig.
Zentrierungs-Annahme: (s.u. V 42): Wenn sie verletzt wird, würden Welten, die in einer nicht-beachteten Hinsicht abweichen, als identisch mit der wirklichen Welt zählen.
V 18
Wahrheitswert/WW/kontrafaktisches Konditional: Wenn man die Wahrheitswerte in kontrafaktischen Konditionalen unterscheiden möchte, kann man das tun, indem man die vergleichende Ähnlichkeit von Welten ausdehnt, sodass sie auch gewisse unmögliche Welten (unMöWe) umfassen, in denen nicht allzu unmögliche Antezedenzien wahr sind. Vs: Aber die sind noch schlimmer als die unmöglichen Grenzwelten (s.o.).
>Wahrheitswert, >Unmögliche Welt/Lewis.
V 25
Kontrafaktisches Konditional/Axiome: System C1 das kontrafaktische Konditional impliziert die Implikation: A wäre>>wäre B . > . A > B. - ((s) D.h. das kontrafaktische Konditional ist stärker als die Implikation AB > A wäre>>wäre B.). D.h. aus der Konjunktion folgt das kontrafaktische Konditional.
V 62
Kontrafaktische Konditionale brauchen Ähnlichkeit von Welten, um vergleichbar zu sein. Analyse 1/A1: (VsLewis) ohne Ähnlichkeit.
Kontrafaktische Abhängigkeit/Lewis: Kontrafaktische Abhängigkeit ist immer kausal und damit teils in zeitlicher Ordnung bestehend.
V 62
Kontrafaktisches Konditional: Das Antezedens wird normalerweise als falsch angenommen mit einem wahr angenommenem Konsequens.
V 95/96
Kontrafaktisches Konditional: Vorteil: Das kontrafaktische Konditional ist nicht wahrheitsfunktional aufgebaut. Entweder beide, Antezedens und Konsequens oder keins von beiden gilt in einer möglichen Welt.
V 179
Kontrafaktische Konditionale sind nicht transitiv. Daher gibt es keinen bestimmten Verlauf der Erhöhung oder Verminderung von Wahrscheinlichkeiten durch eine Kausalkette.
V 284
Rückwärts/Kontrafaktisches Konditional: Es gibt eine kontrafaktische Abhängigkeit in der Rückwärtsrichtung, aber ohne kausale Abhängigkeit: falsch: "Wenn die Wirkung eine andere gewesen wäre, wäre die Ursache eine andere gewesen".
V 288
Probabilistisches kontrafaktisches Konditional/Lewis: Form: Wenn A der Fall wäre, gäbe es die und die Chance für B.
>Mögliche Welt/Lewis.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Lewis I
David K. Lewis
Die Identität von Körper und Geist Frankfurt 1989

Lewis I (a)
David K. Lewis
An Argument for the Identity Theory, in: Journal of Philosophy 63 (1966)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (b)
David K. Lewis
Psychophysical and Theoretical Identifications, in: Australasian Journal of Philosophy 50 (1972)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (c)
David K. Lewis
Mad Pain and Martian Pain, Readings in Philosophy of Psychology, Vol. 1, Ned Block (ed.) Harvard University Press, 1980
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis II
David K. Lewis
"Languages and Language", in: K. Gunderson (Ed.), Minnesota Studies in the Philosophy of Science, Vol. VII, Language, Mind, and Knowledge, Minneapolis 1975, pp. 3-35
In
Handlung, Kommunikation, Bedeutung, Georg Meggle Frankfurt/M. 1979

Lewis IV
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd I New York Oxford 1983

Lewis V
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd II New York Oxford 1986

Lewis VI
David K. Lewis
Konventionen Berlin 1975

LewisCl
Clarence Irving Lewis
Collected Papers of Clarence Irving Lewis Stanford 1970

LewisCl I
Clarence Irving Lewis
Mind and the World Order: Outline of a Theory of Knowledge (Dover Books on Western Philosophy) 1991

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