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Kontinuität: A. Im Allgemeinen bedeutet Kontinuität eine Entwicklung ohne Brüche oder Sprünge. B. In der Mathematik ist Kontinuität eine Eigenschaft von Funktionen, die bedeutet, dass die Funktion keine abrupten Wertänderungen aufweist.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Johann Gustav Droysen über Kontinuität – Lexikon der Argumente

Gadamer I 213
Kontinuität/Geschichte/Droysen/Gadamer: (...) die empirische Gesinnung der historischen Schule ist (...) nicht ohne philosophische Voraussetzungen. Es bleibt das Verdienst des scharfsinnigen Methodologen Droysen, dass er sie aus ihrer empirischen Verkleidung herausgelöst und in ihrer grundsätzlichen Bedeutung erkennt. Vgl. >Geschichte/Historismus
, >Einheit/Ranke, >Zusammenhang/Ranke, >Kontinuität/Ranke.
Droysen These: Kontinuität ist das Wesen der Geschichte, weil Geschichte im Unterschied zur Natur das Moment der Zeit einschließt. Droysen zitiert dafür immer wieder die aristotelische Aussage von der Seele, dass sie eine Zunahme in sich selbst (epidosis eis hauto) sei. Im Gegensatz zu der bloßen Wiederholungsform der Natur ist die Geschichte durch solche Steigerung in sich selbst charakterisiert. Das heißt aber: durch ein Bewahren und Hinausgehen über das Bewahrte. Beides aber schließt Sichwissen ein. Die Geschichte selbst ist also nicht nur ein Wissensgegenstand, sondern ist in ihrem Sein bestimmt durch das Sich-wissen. »Das Wissen von ihr ist sie
selbst« (Droysen, Historik S. 15)(1). Die bewundernswerte Stetigkeit der weltgeschichtlichen Entwicklung, von der Ranke sprach, ist in dem Bewusstsein der Kontinuität gegründet, einem Bewusstsein, das erst Geschichte zu Geschichte macht (Historik S 48).
Gadamer: Es wäre ganz falsch, darin nur eine idealistische Voreingenommenheit zu sehen. Vielmehr ist dies Apriori des geschichtlichen Denkens selber eine geschichtliche Wirklichkeit. Jacob Burckhardt hat ganz recht, wenn er in der
Gadamer I 214
Kontinuität der abendländischen Kulturüberlieferung die Existenzbedingung der abendländischen Kultur selber sieht(2). Der Zusammenbruch dieser Überlieferung, der Einbruch einer neuen Barbarei, von dem gerade Jacob Burckhardt manche düstere Prophezeiung ausgesprochen hat, wäre für die historische Weltansicht nicht eine Katastrophe innerhalb der Weltgeschichte, sondern das Ende dieser Geschichte selbst - wenigstens sofern sie sich als weltgeschichtliche Einheit zu verstehen sucht. Es ist wichtig, sich diese inhaltliche Voraussetzung der universalgeschichtlichen Fragestellung der historischen Schule klarzumachen, gerade weil sie selber eine solche prinzipiell ableugnet.

1. J.G. Droysen, Grundriß der Historik, 1868
2. Vgl. etwa Löwith, Weltgeschichte und Heilsgeschehen, Kap. I.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Droys I
J. G. Droysen
Grundriss der Historik Paderborn 2011

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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