Philosophie Lexikon der Argumente

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Das Verhältnis von Sprache und Denken: Dieses Problem wird seit der antiken Philosophie diskutiert und ist heute in der psychologischen Forschung präsent. Es läuft auf die Frage hinaus, ob sprachlose Tiere in der Lage sind, Gedanken zu haben. Siehe auch Tiersprache, Sprache, Denken, Welt/Denken, Bedeutung, Zeichen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Antike Philosophie über Sprache und Denken - Lexikon der Argumente

Gadamer I 421
Denken und Sprache/Antike Philosophie/Gadamer: Die Erfahrung ist nicht zunächst wortlos und wird dann durch die Benennung zum Reflexionsgegenstand gemacht, etwa in der Weise der Subsumtion unter die Allgemeinheit des Wortes. Vielmehr gehört es zur Erfahrung selbst, dass sie die Worte sucht und findet, die sie ausdrücken. Zwar bringt Aristoteles selbst die Begriffsbildung mit dem Problem der Wortbildung und der Erlernung der Sprache nicht ausdrücklich in Verbindung, aber Themistius kann sie ohne weiteres in seiner Paraphrase mit dem Sprechenlernen der Kinder exemplifizieren. So sehr liegt im Logos die Sprache darin. Wenn die griechische Philosophie dieses Verhältnis von Wort und Sache, Sprechen und Denken nicht wahrhaben will, so hat das wohl den Grund, dass sich das Denken gegen das enge Verhältnis von Wort und Sache, in dem der sprechende Mensch lebt, zu wehren hatte. Die Herrschaft dieser sprechbarsten aller Sprachen( (Nietzsche) über das Denken war so groß, dass die
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eigenste Anstrengung der Philosophie der Aufgabe galt, sich aus ihr zu befreien. So haben die griechischen Philosophen von früh an im „Onoma“ die Verführung und Beirrung des Denkens bekämpft und sich gegen sie an die in der Sprache ständig vollzogene Idealität gehalten. Das gilt schon für Parmenides, der die Wahrheit der Sache aus dem Logos dachte, und vollends seit der platonischen Wendung zu den „Reden“ der auch die aristotelische Orientierung der Formen des Seins an den Formen der Aussage (schemata tas katégorias) folgt.
Weil hier die Richtung auf das Eidos als das Bestimmende des Logos gedacht wurde, konnte das eigene Sein der Sprache nur als Beirrung gedacht werden, deren Bannung und Beherrschung die Anstrengung des Denkens galt. Die Kritik der Richtigkeit der Namen, die im „Kratylos“
vollzogen wird (>Namen/Platon
, >Sprache/Platon), stellt daher bereits den ersten Schritt in eine
Richtung dar, an deren Ende die neuzeitliche Instrumentaltheorie der Sprache und das Ideal eines Zeichensystems der Vernunft liegt. Zwischen Bild und Zeichen eingezwängt, konnte das Sein der Sprache nur ins reine Zeichensein nivelliert werden.
Vgl. >Inkarnation/Gadamer, >Sprache/Christenum, >Schöpfung/Gadamer, >Trinität/Gadamer.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Antike Philosophie

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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