Philosophie Lexikon der Argumente

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Reduktionismus, Philosophie: Sammelbegriff für Versuche, entweder Aussagen in einem Fachgebiet auf Aussagen eines Teilgebiets dieses Fachgebiets zurückzuführen oder Aussagen eines Fachgebiets mit Aussagen eines anderen Fachgebiets gleichzusetzen. Dabei geht es vor allem um die Rechtfertigung solcher Übertragungen. Reduktionismus im engeren Sinn ist die These, dass Reduktion möglich ist. Typische Reduktionismen gibt es im Bereich der Philosophie des Geistes. Siehe auch Holismus, Eliminativismus, Materialismus, Physikalismus, Funktionalismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

W.V.O. Quine über Reduktionismus – Lexikon der Argumente

Quine VII (b) 40
Reduktionismus/QuineVsCarnap: seine Raumzeit-Quadrupel setzen eine bewegungsarme Welt voraus - die Quadrupel vergrößern noch die Menge der allgemeinen Eigenschaften. - Raffiniertere Form des Reduktionismus: jedes Vorkommnis vergrößert entweder die Wahrscheinlichkeit (likelihood) einer Aussage oder schmälert sie.
- - -
Schiffer I 2
QuineVsReduktionismus: das Semantische kann wegen der Unbestimmtheit der Übersetzung nicht auf fundamentalere Tatsachen reduziert werden - daher sah er die ganze Semantik skeptisch.
- - -
Quine IV 412
Def Reduktionismus (radikale Form): ihm zufolge ist jeder einzelnen sinnvolle Ausdruck übersetzbar in einen Ausdruck über unmittelbare Erfahrung.
QuineVsReduktionismus: radikale Form: fälschliche Übersetzbarkeit einzelner Beobachtungen in einzelne Ausdrücke. HolismusVs.
>Holismus
.
Schwächere Form: weiterhin die Vorstellung: jeder (synthetischen) Aussage sei eindeutig ein bestimmter Bereich von Sinnesreizungen zugeordnet. (Fälschlich).
Vs:Reaktionen auf Sinnesreize sind bei Menschen nicht starr. (>“Superspartaner“/Putnam).
Two Dogmas: 1. Reduktionismus
2. Unterscheidung analytisch /synthetisch.
>Analytisch/synthetisch.
- - -
VII (b) 39
Radikaler Reduktionismus/Quine: 1. Bsp Carnaps Übersetzung in Sinnesdatensprache plus logische Notation plus höhere Mengenlehre.
Empirismus/Quine: ist oft verschwenderisch in seiner Ontologie.
Carnap: war der erste Empirist, der konsequent reduzierte.
VII (b) 40
Seine Arbeit ist aber immer noch nur ein Fragment des ganzen Programms.
Seine Raum Zeit Punkt Quadrupel setzen eine bewegungsarme Welt voraus ("laziest world"). Prinzip der geringsten Bewegung, soll der Leitfaden für eine Konstruktion einer Welt aus der Erfahrung sein.
QuineVsCarnap: Carnap schien nicht zu bemerken, dass es seiner Behandlung physikalischer Objekte an Reduktion mangelte! Die Quadrupel maximieren und minimieren gewisse allgemeine Eigenschaften (over all features) und mit zunehmender Erfahrung werden die Wahrheitswerte im selben Sinn revidiert.
Aber das hilft nicht zu erkennen, wie eine Aussage der Form "Eigenschaft q ist an x,y,z,t" jemals in Carnaps ursprüngliche Sinnesdaten Sprache und Logik übersetzt werden könnte.
Problem: das "ist an" bleibt eine undefinierte Verbindung. Der Kanon zeigt uns, wie sie zu gebrauchen ist, aber nicht, wie wir sie eliminieren! Carnap hat das später anerkannt und nicht mehr verwendet.
Reduktionismus/Dogma/Quine: 2. Raffiniertere Form: Jeder Äußerung ist ein einheitlicher Bereich von möglichen Sinneseindrücken assoziiert, so dass jedes Vorkommnis entweder die Wahrscheinlichkeit (likelihood) der Wahrheit der Aussage vergrößert
VII (b) 41
oder schmälert.
Das ist natürlich in der Verifikationstheorie enthalten.
Quine These: (kommt von Carnaps "Aufbau" her): unsere Aussagen stehen vor dem Tribunal der Erfahrung nicht einzeln, sondern als ganzes Korpus.
>Quine-Duhem-These.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Quine I
W.V.O. Quine
Wort und Gegenstand Stuttgart 1980

Quine II
W.V.O. Quine
Theorien und Dinge Frankfurt 1985

Quine III
W.V.O. Quine
Grundzüge der Logik Frankfurt 1978

Quine V
W.V.O. Quine
Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989

Quine VI
W.V.O. Quine
Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995

Quine VII
W.V.O. Quine
From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953

Quine VII (a)
W. V. A. Quine
On what there is
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (b)
W. V. A. Quine
Two dogmas of empiricism
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (c)
W. V. A. Quine
The problem of meaning in linguistics
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (d)
W. V. A. Quine
Identity, ostension and hypostasis
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (e)
W. V. A. Quine
New foundations for mathematical logic
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (f)
W. V. A. Quine
Logic and the reification of universals
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (g)
W. V. A. Quine
Notes on the theory of reference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (h)
W. V. A. Quine
Reference and modality
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (i)
W. V. A. Quine
Meaning and existential inference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VIII
W.V.O. Quine
Bezeichnung und Referenz
In
Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982

Quine IX
W.V.O. Quine
Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967

Quine X
W.V.O. Quine
Philosophie der Logik Bamberg 2005

Quine XII
W.V.O. Quine
Ontologische Relativität Frankfurt 2003

Quine XIII
Willard Van Orman Quine
Quiddities Cambridge/London 1987

Schi I
St. Schiffer
Remnants of Meaning Cambridge 1987

Quine XIII
Willard Van Orman Quine
Quiddities Cambridge/London 1987

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