Philosophie Lexikon der Argumente

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Schmerz, Philosophie des Geistes: In der philosophischen Diskussion geht es um die Besonderheiten des Begriffs Schmerz im Gegensatz zu anderen Begriffen wie Wahrnehmungen, Empfindungen und Reizen. Insbesondere geht es darum, wie das Verhältnis zwischen körperlicher und geistiger Realisation von Schmerzen beschaffen ist. Siehe auch Leib-Seele-Problem, Fremdpsychisches, Starrheit, Mögliche Welten, Semantik möglicher Welten, Wahrnehmung, Introspektion, Privatsprache, Notwendigkeit, Gewissheit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Ludwig Wittgenstein über Schmerz – Lexikon der Argumente

Hintikka I 339
Schmerz/Empfindung//Irrtum/Täuschung/Wittgenstein/Hintikka: Ich kann mich nicht systematisch bei der Identifizierung meiner Empfindungen täuschen. - Die Verbindung zur öffentlichen Sprache ist logisch (begrifflich), nicht empirisch.
Schmerzen/Blaues Buch/Kriterium: Bsp Wie ich jemand anders meine Zahnschmerzen erkläre: ich halte meine Backe.
Bsp Angenommen, ich beobachte in bestimmten Fällen, dass jemand eine roten Fleck auf der Backe hat. Ich würde dann ausführen, dass bestimmte Phänomene immer mit dem Auftreten des roten Flecks zusammengetroffen sind.
I 264
Woher weißt du, dass jemand Zahnschmerzen hat, wenn er sich die Backe hält? Hier sind wir am Ende unserer Weisheit angelangt, d.h. wir sind bei den Konventionen angelangt. >Konventionen.
Diese "Konventionen" sind genau dasselbe, was Wittgenstein an anderen Stellen dieser Erörterung "Kriterien" nennt. Sie sind der "harte Felsen" der Semantik des Ausdrucks "Zahnschmerzen".
"Ein Wort ohne Rechtfertigung zu gebrauchen heißt nicht, es zu Unrecht gebrauchen. Ich identifiziere meine Empfindung freilich nicht durch Kriterien sondern ich gebrauche den gleichen Ausdruck.
I 265
Verhalten/Sprache/Bedeutung/Wittgenstein/Philosophische Untersuchungen/Hintikka: Bringt man einem Kind das Wort "Schmerz" bei, so lehrt man das Kind ein neues Schmerzbenehmen. >Verhalten
.
Der Wortausdruck ersetzt das Schreien und beschreibt es nicht! >Beschreibung.
Aber wenn das so ist, kann der Gebrauch des Wortes "Schmerz" ebenso wenig mit Kriterien zusammenhängen, wie das Weinen des Kindes auf Kriterien beruht.
I 267
Schmerz/Wittgenstein/Spät: Es gibt einfach kein Kriterium für Schmerzen! Kriterien sind Kriterien nur dank des Sprachspiels, dessen "Züge" sie sind. Nur im Sprachspiel des spontanen Schmerzausdrucks ist ein verzerrtes Gesicht ein "Kriterium". >Kriterien.
I 321
Bild/Terminologie/Wittgenstein/Hintikka: Der Ausdruck "Bild" gefällt Wittgenstein in PU § 301 nicht mehr: "Eine Vorstellung ist kein Bild aber ein Bild kann ihr entsprechen". "Zu sagen: Das Bild des Schmerzes tritt ins Sprachspiel mit dem Wort "Schmerz" ein, ist ein Missverständnis. Die Vorstellung des Schmerzes ist kein Bild. Wohl tritt die Vorstellung des Schmerzes in einem Sinn ins Sprachspiel ein, nur nicht als Bild." >Bilder, >Abbildung.
- - -
II 166f
Schmerz/Wittgenstein: Wir haben durchaus Kriterien für echte Schmerzen bei anderen im Gegensatz zu geheuchelten. - Es ist nicht so, dass wir fremde Schmerzen nur indirekt wissen können wie wir Bsp den Inhalt einer fremden Geldbörse nicht sehen können - sinnvoll: "seine Schmerzen sind schlimmer als meine" - sinnlos: "zwei Personen können nicht dieselben Schmerzen haben". - Sinnlos: wenn es kein Kriterium gibt - dann ist es selbst sinnlos, von Nichtwissen zu sprechen.
II 172
Schmerzen: beziehen sich nicht auf einen Besitzer. - Man könnte genauso gut sagen "Es gibt Schmerzen".
II 173
Der Ort der Schmerzempfindung hat nichts mit der Person zu tun.
VI 184
Schmerz/Wittgenstein/Schulte: Bei Schmerzen unterscheide ich Intensität - nicht Besitzer.
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Bubner I 212
Schmerz/Wittgenstein/Bubner: Schmerz ist kein eigentlicher Untersuchungsgegenstand, sonst würde das Psychische zu einem Reich von Gegenständen eigener Art erklärt.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

W II
L. Wittgenstein
Vorlesungen 1930-35 Frankfurt 1989

W III
L. Wittgenstein
Das Blaue Buch - Eine Philosophische Betrachtung Frankfurt 1984

W IV
L. Wittgenstein
Tractatus logico-philosophicus Frankfurt/M 1960

Hintikka I
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
Untersuchungen zu Wittgenstein Frankfurt 1996

Hintikka II
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
The Logic of Epistemology and the Epistemology of Logic Dordrecht 1989

Bu I
R. Bubner
Antike Themen und ihre moderne Verwandlung Frankfurt 1992

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