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Übersetzungshandbuch, Philosophie: auch „Analytische Hypothese“. Beides sind Ausdrücke von W.V.O. Quine für eine Lösung des Problems der Übersetzungsunbestimmtheit. Dabei geht es um die Unmöglichkeit, mit Sicherheit zwischen verfügbaren konkurrierenden Übersetzungsversionen auszuwählen, wenn die über Ausgangssprache zu wenig bekannt ist. Das Übersetzungshandbuch geht über eine 11-Zuschreibung zwischen Einzelausdrücken hinaus. Es ist erst dann erstellbar, wenn der Übersetzer eine gewisse Zeit bei der Sprachgemeinschaft verbringt und ihre Lebens- und Sprachgewohnheiten studiert. Siehe auch Gavagai, Zeigen, Ostension, Unbestimmtheit, Übersetzung. _____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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W.V.O. Quine über Übersetzungshandbuch – Lexikon der Argumente
V 19 Übersetzungshandbuch/Quine: ein Übersetzungshandbuch für einen erheblichen Teil der Fremdsprache liefert eine Struktur, in der für das Wort eine Übersetzung angegeben wird, die mit seiner Funktion in diesem größeren Zusammenhang vereinbar wäre. Dann könnte man wahrscheinlich die Frage nach seiner Referenz beantworten. - - - VI 61 Analytische Hypothese/Übersetzungshandbuch/Quine: hier geht es eher um ein Besser oder Schlechter als um ein endgültiges Richtig oder Falsch. Da wir nun von der Forderung einer übereinstimmenden Reizbedeutung abrücken (neu), verschwimmt damit auch die eigentümliche "Sachhaltigkeit", die solche Sätze an sich haben sollten. Die Sachhaltigkeit wird nur noch von der Flüssigkeit der Mitteilung und der Effizienz des praktischen Umgangs verbürgt. VI 67 Übersetzung/Unbestimmtheit/Quine: es besteht noch nicht einmal Hoffnung, so etwas wie eine Kodifizierung der einschlägigen Prozeduren erreichen zu können, um dann vielleicht durch Angabe dieser Manöver zu definieren, was als Übersetzung zu gelten habe. Dafür sind in diesen Prozeduren allzu inkommensurable Werte gegeneinander abzuwägen. Wie grotesk darf der Interpret z.B. die Überzeugungen der Eingeborenen ausfallen lassen, um durch diesen Schachzug wie viel an Absonderlichkeit auf seiten ihrer Grammatik oder Semantik zu vermeiden? VI 68 So würden zwei Übersetzer kaum je zu zwei äquivalenten Übersetzungshandbüchern kommen. These es wäre jederzeit möglich, daß das eine Handbuch einige Lösungen, die vom anderen Übersetzer gerade verworfen werden, als gültige vorschreibt. Jedes Übersetzungshandbuch stellt im Grunde seine sogenannte "rekursive" oder "induktive" Definition einer Übersetzungsrelation dar. Es könnte sich immer herausstellen, dass die Sätze des Deutschen, die von den konkurrierenden Handbüchern als die Übersetzung eines Eingeborenensatzes vorgeschrieben werden, in deutschen Kontexten nicht füreinander austauschbar sind. Robert Kirk: hat gesehen, dass im Nachhinein durchaus sprachliche Differenzen provoziert werden können aber dem Status quo und darauf kommt es allein an würden die beiden Manuale jedenfalls gleichermaßen gerecht. VI 69 Im Prinzip ist die These sogar für jedermanns Muttersprache gültig! Schließlich können wir sogar unser eigenes Deutsch jederzeit in pervertierter Weise ins Deutsche übersetzen, sobald wir über zwei konkurrierende Übersetzungshandbücher für das Dschungel Deutsch verfügen, indem wir es zunächst nach dem einen Handbuch in die Dschungelsprache übersetzen und danach nach dem anderen Handbuch wieder ins Deutsche. Es übrigens nicht wahrscheinlich, dass sie die Unbestimmtheit der Übersetzung in der Praxis überhaupt bemerkbar macht! Der Sprachforscher geht bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass seine Denkweisen denen des Eingeborenen ähnlich sind. Radikale Interpretation/Quine: es ist eine Tatsache, dass der radikale Übersetzer gezwungenermaßen immer so viel in die Fakten hineinlegt, wie er ihnen entnimmt. VI 71 Analytische Hypothese/Übersetzungshandbuch/Quine: Term für Term wird übersetzt - Problem: dann können sinnvolle Sätze entstehen, die sich aber auf etwas anderes beziehen - das ist die Unerforschlichkeit der Referenz. - - - XII 50 Übersetzungshandbuch/Gavagai/Quine: beseitigt nicht die Unbestimmtheit zwischen Hase, Hasenteil und Hasenstadium. Pointe: statt in der fremden Sprache zu fragen „ist es derselbe?“ könnte es uns passieren, ohne es zu wissen, jedes Mal in der fremden Sprache „gehören die zusammen?“ zu fragen! Die bejahende Antwort bringt dann keine Gewissheit. Sogar Kompensationen mit „Hasentum“ könnten vorkommen. Das ist plausibel, weil alle Individuationsmittel struktureller und kontextueller Natur sind. Daher kann es systematisch viele verschiedene Möglichkeiten geben. >Übersetzung/Quine, >Unbestimmtheit/Quine._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Quine I W.V.O. Quine Wort und Gegenstand Stuttgart 1980 Quine II W.V.O. Quine Theorien und Dinge Frankfurt 1985 Quine III W.V.O. Quine Grundzüge der Logik Frankfurt 1978 Quine V W.V.O. Quine Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989 Quine VI W.V.O. Quine Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995 Quine VII W.V.O. Quine From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953 Quine VII (a) W. V. A. Quine On what there is In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (b) W. V. A. Quine Two dogmas of empiricism In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (c) W. V. A. Quine The problem of meaning in linguistics In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (d) W. V. A. Quine Identity, ostension and hypostasis In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (e) W. V. A. Quine New foundations for mathematical logic In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (f) W. V. A. Quine Logic and the reification of universals In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (g) W. V. A. Quine Notes on the theory of reference In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (h) W. V. A. Quine Reference and modality In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (i) W. V. A. Quine Meaning and existential inference In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VIII W.V.O. Quine Bezeichnung und Referenz In Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982 Quine IX W.V.O. Quine Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967 Quine X W.V.O. Quine Philosophie der Logik Bamberg 2005 Quine XII W.V.O. Quine Ontologische Relativität Frankfurt 2003 Quine XIII Willard Van Orman Quine Quiddities Cambridge/London 1987 |