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Sensus communis: Sensus communis oder gesunder Menschenverstand ist die Fähigkeit, auf der Grundlage von Erfahrung und Intuition fundierte Urteile zu fällen. Thomas von Aquin vertrat die Auffassung, dass der sensus communis eine geistige Fähigkeit ist, die es uns ermöglicht, universelle Wahrheiten zu erkennen. John Locke vertrat die Ansicht, dass der sensus communis ein Produkt der Erfahrung ist und eine wesentliche Voraussetzung für fundierte Urteile darstellt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Shaftesbury über Sensus communis - Lexikon der Argumente

Gadamer I 30
Sensus communis/Shaftesbury/Gadamer: Shaftesbury stellt die Würdigung der gesellschaftlichen Bedeutung von wit und humour unter den Titel sensus communis und beruft sich ausdrücklich
auf die römischen Klassiker und ihre humanistischen Interpreten(1). Gewiss hat der Begriff sensus communis für uns (...) auch einen stoisch- naturrechtlichen Klang. Gleichwohl wird man der humanistischen Interpretation, die sich auf die römischen Klassiker stützt und der Shaftesbury folgt, ihre Richtigkeit nicht bestreiten können.
Die Humanisten verstanden nach Shaftesbury unter sensus communis den Sinn für das gemeinsame Wohl, aber auch love of the community or society, natural affection, humanity, obligingness.
cum quibus versatur, modeste, modiceque de se sentiens«. Es ist also nicht so sehr eine naturrechtliche, allen Menschen verliehene Ausstattung, als eine soziale Tugend, eine Tugend des Herzens mehr als des Kopfes, die Shaftesbury meint. Und wenn er wit und humour von da aus begreift, so folgt er auch darin altrömischen Begriffen, die in der humanitas die feine Lebensart mit
einschlossen, die Haltung des Mannes, der Spaß versteht und macht, weil er einer tieferen Solidarität mit seinem Gegenüber gewiss ist. (Shaftesbury beschränkt wit und humour ausdrücklich auf den geselligen Umgang unter Freunden). Wenn sensus communis hier fast wie eine soziale Umgangstugend
erscheint, so ist in Wahrheit doch eine moralische, ja eine metaphysische Basis darin impliziert.
Es ist die geistige und soziale Tugend der sympathy, die Shaftesbury im Auge hat und auf die er bekanntlich nicht nur die Moral, sondern eine ganze ästhetische Metaphysik gegründet hat. Seine Nachfolger, vor allem Hutcheson(2) und Hume, haben seine Anregungen zu der Lehre vom moral sense ausgebaut, die später der kantischen Ethik zur Folie dienen sollte.
>D. Hume
, >Ethik/Kant.

1. Shaftesbury, Characteristics, Treatise Il, insbesondere Part. Ill, Sect. I.
2. Hutcheson verdeutlicht sensus communis geradezu durch sympathy.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Shaftesbury

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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