Philosophie Lexikon der Argumente

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Bon sens: In der Philosophie bezieht sich "bon sens" auf den gesunden Menschenverstand. Er bedeutet praktisches, gewöhnliches Denken und Urteilen, das den meisten Menschen zugänglich ist und als Grundlage für das Verständnis und die Bewältigung alltäglicher Erfahrungen und Interaktionen dient. Siehe auch Common sense.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Henri Bergson über Bon sens – Lexikon der Argumente

Gadamer I 31
Bon sens/Bergson/Gadamer: Das moralische Motiv im Begriff des common sense oder des bon sens ist bis zum heutigen Tage wirksam geblieben und unterscheidet diese Begriffe von unserem Begriff des „gesunden Menschenverstandes“. Ich verweise als Beispiel auf die schöne Rede, die Henri Bergson 1895 anlässlich der großen Preisverteilung an der Sorbonne über den bon sens gehalten hat(1). Seine Kritik an den Abstraktionen der Naturwissenschaft wie an denen der Sprache und
des Rechtsdenkens, sein stürmischer Appell an die »énergie intérieure d'une intelligence qui se reconquiert a tout moment sur elleméme, éliminant les idéesfaites pour laisser la place libre aux idées qui se font« (88), konnte in Frankreich auf den Namen des bon sens getauft werden.
Vgl. >Common sense
.
Die Bestimmung dieses Begriffs enthielt zwar, wie es natürlich ist, eine Bezugnahme auf die Sinne, aber es ist für Bergson offenbar selbstverständlich, daß im Unterschied zu den Sinnen der bon sens auf das "milieu social geht. » Tandis que les autres sens nous mettent en rapport avec des choses, le bon senspréside nos relations avec des personnes«(85).
Er ist eine Art Genie für das praktische Leben, aber weniger eine Gabe als die beständige Aufgabe des »ajustement toujours renouvelé des situations toujours nouvelles«, eine Art der Anpassung der allgemeinen Prinzipien an die Wirklichkeit, durch die sich die Gerechtigkeit realisiert, ein »tact de la vérité pratique«, eine »rectitude du jugement, qui Vient de la droiture de l'äme« (88).
Der bon sens ist nach Bergson als die gemeinsame Quelle von Denken und Wollen ein sens social, der ebensosehr die Fehler der wissenschaftlichen Dogmatiker, welche soziale Gesetze suchen, wie die der metaphysischen Utopisten vermeidet. (BergsonVsMetaphysik). Vgl. >Sensus communis, >Common sense.
Gadamer I 32
Wissenschaft/Hermeneutik/Bergson: Bergson spricht zwar auch über die Bedeutung der klassischen Studien für die Ausbildung dieses bon sens - er sieht in ihnen die Bemühung, das „Eis der Worte“ zu brechen und darunter den freien Strom des Gedankens zu entdecken(91), aber er stellt freilich nicht die umgekehrte Frage, wie weit zu den klassischen Studien selber bon sens erforderlich ist, d. h. er spricht nicht von seiner hermeneutischen Funktion. Seine Frage ist ganz und gar nicht auf die Wissenschaften gerichtet, sondern auf den selbständigen Sinn des bon sens für das Leben.


1. Henri Bergson, Ecrits et paroles I (RM Mossé-Bastide), S. 84ff.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Bergs I
Henri Bergson
Dauer und Gleichzeitigkeit: Über Einsteins Relativitätstheorie Hamburg 2014

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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