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Wahrheit, Philosophie: Verschiedenste Ansätze nehmen für sich in Anspruch, Wahrheit entweder zu definieren, zu erklären oder ihre prinzipielle Undefinierbarkeit zu behaupten.
A. Sprachlich orientierte Theorien setzen entweder eine Übereinstimmung von Aussagen mit Ausschnitten der Welt oder eine Stimmigkeit mit anderen Aussagen voraus. Siehe auch Wahrheitstheorie, Wahrheitsdefinition, Bedeutungstheorie, Korrespondenztheorie, Kohärenztheorie, Tatsachen, Sachverhalte, Paradoxien, Semantik, Deflationismus, Disquotationalismus, Kriterien, Beweise.
B. Handlungsorientierte Wahrheitstheorien nehmen eine zukünftige Verwirklichung von Zuständen zum Maßstab, die mit einem angestrebten Ideal in Einklang gebracht werden sollen. Siehe auch Wirklichkeit, Richtigkeit, Pragmatismus, Idealisierung, Ideen.
C. Wahrheitsorientierte Theorien der Kunst sprechen Kunstwerken unter Umständen Qualitäten zu, die die zukünftige Verwirklichung von als ideal angenommenen gesellschaftlichen Zuständen zum Vorschein bringen. Siehe auch emphatische Wahrheit, Fiktionen, Kunst, Kunstwerke.
_____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Robert Brandom über Wahrheit – Lexikon der Argumente
I 182ff Wahrheit/Frege/Brandom: ist undefinierbar! - Die Richtigkeit von Inferenzen wird nicht durch etwas Grundlegenderes erklärt, die Kraft des Urteiles wird nicht dadurch erklärt, dass sie explizit von einem Satz sagen würde, er sei wahr. >Wahrheitstheorie. Inferenz: Es gibt auch Fehlschlüsse aufgrund von Irrelevanz. I 224 Wahrheit/Brandom: die Einteilung in wahre und falsche Sätze hängt mit den Zielen zusammen, für die man die Sprache gebrauchen möchte - philosophische Semantik: hat mit Praxis zu tun. - "Pferd" bedeutet nur in einer Praxis etwas. I 226 Grice: Gehalte durch Absicht. >Gehalt, >Absicht. I 410 Wahrheit/Referenz/Brandom: die expressive Funktion von "wahr" und "bezieht sich auf" ist unvereinbar mit der explanatorischen Funktion, die diesen Ausdrücken in den traditionellen Theorien zugewiesen wird. >Wahrheitsprädikat. I 412 Wenn die expressive Rolle richtig verstanden ist, kann man Repräsentation nicht mehr als Grundbegriff akzeptieren. >Repräsentation, >Grundbegriffe. I ~463 Wahrheit/Referenz/Brandom: man kann mit rein linguistischem Ansatz Behauptungen über extralinguistische referentielle Relationen machen - Wahrheit soll nicht eine Relation zwischen Ausführungen und Ggst sein - neu: anaphorisch indirekte Beschreibungen - Wort-Wort-Relation I 461ff Wahrheit/Brandom: keine Relation - Wahrheit keine Eigenschaft, grammatische Missverständnisse, philosophische Fiktionen - statt dessen: anaphorische Analyse - "wahr" hat bloß oberflächlich Prädikatform. - BrandomVsFrege: falsche Suche nach "gemeinsamer Eigenschaft" wahrer Sätze - Lösung: expressive Kraft von "wahr" entscheidet, ob Zuschreibung zu recht erfolgt. I 468 Wahrheit/Brandom: "ist wahr" ist Prosatz-bildender Operator, keine Prädikat, Wahrheit keine Eigenschaft. >Prosatz-Theorie._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Bra I R. Brandom Expressive Vernunft Frankfurt 2000 Bra II R. Brandom Begründen und Begreifen Frankfurt 2001 |