Philosophie Lexikon der Argumente

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Wahrnehmung, Philosophie: Wahrnehmungen sind bewusste oder unbewusste Verarbeitungen von Zustandsänderungen bzw. Ereignissen in der Umwelt oder im Inneren eines lebenden Organismus. Wahrnehmungen spielen sich jeweils in der Gegenwart ab. Erinnerungen und Vorstellungen sind keine Wahrnehmungen. Im Sprachgebrauch wird der Ausdruck Wahrnehmung sowohl für den Vorgang des Wahrnehmens als auch für das Wahrgenommene gebraucht. Siehe auch Reize, Empfindungen, Sinneswahrnehmungen, Computation, Gedächtnis, Vorstellungen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

R. Chisholm über Wahrnehmung – Lexikon der Argumente

I 136ff
Wahrnehmung/ChisholmVsTradition: Erscheinungsweise statt Empfindung - adverbiale Redeweise: "empfindet rötlich" - kann nichtkomparativ sein.
Halluzination: Hier kommt es auf die Erlebnisweise an.
Erscheinung: ist aufteilbar > Sinnesdatensprache ist zulässig - Wahrnehmung: es ist mir epistemisch evident, dass der Gegenstand da ist. - transzendente Evidenz: das Urteil über das Objekt steht in Relation zu mir. - wahrnehmbare Eigenschaften: sekundäre Qualitäten - 1. primäre Qualitäten: indirekte Zuschreibung einer Eigenschaft,
2. nichtpropositional: das Subjekt nimmt den Besitz der Eigenschaft wahr, selbstpräsentierend.
Das impliziert nicht den Gegenstand!
I 150
Wahrnehmung/Wissen/Erkenntnistheorie/Chisholm: Epistemisches Prinzip 9:
EP 9 de re: x ist so, dass es für x evident ist, dass es F ist. (Das ist weniger rein als die anderen Prinzipien) - es ist nicht anwendbar, wenn Ding nicht existiert.
Existenz: ist nicht reflektierend zu erschließen, nicht selbstpräsentierend.
I 152
Negative Wahrnehmung: scheint Inkompatibilität zu fordern, muss es aber nicht. - Russell: negative Wahrnehmung: empirische Propositionen, werden direkt gewusst, nicht erschlossen - Chisholm: Bsp nichts hören: ist ein psychischer Zustand. - Negative Wahrnehmung./Whitehead: schafft überhaupt erst Bewusstsein!
Chisholm pro: Bewusstwerden der eigenen intentionalen Einstellungen.
- - -

II 24
Wahrnehmung/Rutte: ist mehr als Erlebnis: Aufnehmen eines Äußeren durch die Sinne. - Erlebnis: könnte auch rein immanent sein. - Aporie der Wahrnehmung/Hartmann: wie ist Übereinstimmung (Korrespondenz) möglich, wenn das eine bewusstseins-immanent und das andere bewusstseins-transzendent ist? - Verursachen von Erlebnissen ganz andere Eigenschaft als Haben von Erlebnissen.
II 25ff
Wahrnehmungsproblem: das Problem ist nicht, ob wir die Dinge wahrnehmen, wie sie sind, sondern ob wir aus unseren Erlebnissen auf einen Verursacher schließen können. - Wahrnehmung/Rutte: erlebnishafter Kern des unmittelbar Gegebenen (SellarsVs). - Wahrnehmung/Rutte: Wirkung des Objekts ruft gesetzmäßige Erlebnisordnung hervor, die die Erlebnisse kausal bestimmt und Erwartungen hervorruft.
II 27
Wahrnehmung/Helmholtz: nicht als Abbild von Eigenschaften, sondern deren "Anzeichen". Diese werden aufgrund von Hypothesen gedeutet - die Erscheinungsweise eines Dings spiegelt sich in einer bestimmten gesetzmäßigen Ordnung unserer sinnlichen Erlebnisse strukturell wider > Hypothetischer Realismus: Schlick, Kraft, Popper, Konrad Lorenz u.a.
II 34
Wahrnehmung/Rutte: Erfolg/Misserfolg setzt Realismus schon voraus - sprachanalytische Philosophie: Kriterien für Täuschung - Berkeley: gibt es nicht - VsBerkeley: dann nicht einmal begriffliche Unterscheidung von Halluzination, aber von Berkeley selbst vorausgesetzt.
II 36
Realismus/Wahrheit/Rutte: wer wissen will, ob es Außendinge gibt, der vermag die Wahrheit darüber vielleicht zu erraten. - Es gibt keinen wahrheitsorientierten Weg, es herauszufinden, weil keine Erfolge oder Misserfolge aufweisbar sind, die für oder gegen die Annahmen sprechen könnten.


Rutte, Heiner. Mitteilungen über Wahrheit und Basis empirischer Erkenntnis, mit besonderer Berücksichtigung des Wahrnehmungs- und Außenweltproblems. In: M.David/L. Stubenberg (Hg) Philosophische Aufsätze zu Ehren von R.M. Chisholm Graz 1986


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Chisholm I
R. Chisholm
Die erste Person Frankfurt 1992

Chisholm II
Roderick Chisholm

In
Philosophische Aufsäze zu Ehren von Roderick M. Ch, Marian David/Leopold Stubenberg Amsterdam 1986

Chisholm III
Roderick M. Chisholm
Erkenntnistheorie Graz 2004

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