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Richard Hamann über Ästhetik – Lexikon der Argumente

Gadamer I 94
Ästhetik/Hamann/Gadamer: Hamanns Versuch(1) ist dadurch ausgezeichnet, dass er wirklich auf die transzendentale Absicht Kants zurückgeht und so den einseitigen Maßstab der Erlebniskunst abbaut. Indem er das ästhetische Moment überall, wo es vorliegt, gleichmäßig herausarbeitet, treten auch zweckgebundene Sonderformen, wie die Monumentalkunst
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oder die Plakatkunst, in ihr ästhetisches Recht. Aber auch hier hält Hamann die Aufgabe der ästhetischen Unterscheidung fest. Denn er unterscheidet an ihnen das Ästhetische von den außerästhetischen Bezügen, in denen es steht, genau so, wie wir auch außerhalb der Erfahrung von
Kunst davon sprechen können, dass jemand sich ästhetisch verhält. Dem Problem der Ästhetik wird also seine volle Weite wiedergegeben und die transzendentale Fragestellung wiederhergestellt, die durch den Standpunkt der Kunst und seine Scheidung von schönem Schein und rauher Wirklichkeit verlassen worden war. Das ästhetische Erlebnis ist indifferent dagegen, ob sein Gegenstand wirklich ist oder nicht, ob die Szene die Bühne oder das Leben ist.
GadamerVsHamann: Hamanns Versuch scheitert aber nun an der umgekehrten Stelle: am Begriff der Kunst, den er konsequenterweise aus dem Bereich des Ästhetischen so weit herausdrängt, dass er mit der Virtuosität zusammenfällt(2). Hier wird die „ästhetische Unterscheidung« auf die Spitze getrieben. Sie abstrahiert auch noch von der Kunst. Der ästhetische Grundbegriff, von dem Hamann ausgeht, ist die „Eigenbedeutsamkeit der Wahrnehmung“. Mit diesem Begriff wird offenbar dasselbe gesagt wie mit Kants Lehre von der zweckmäßigen Übereinstimmung mit dem Zustand unseres Erkenntnisvermögens überhaupt. >Ästhetische Wahrnehmung/Hamann.


1. Richard Hamann, Ästhetik, 1921
2. Richard Hamann, Kunst und Können, Logos, 1933


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Hamann, Richard

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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