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Universalgeschichte: Universalgeschichte befasst sich mit der Geschichte der Menschheit als Ganzes. Sie untersucht die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Kulturen und Zivilisationen der Welt. Siehe auch Geschichte, Weltgeschichte, Geschichtsschreibung, Kulturen, Zivilisation.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Leopold von Ranke über Universalgeschichte – Lexikon der Argumente

Gadamer I 206
Universalgeschichte/Ranke/Gadamer: Ranke: These: »Jede wahrhaft welthistorische Handlung, die niemals einseitig aus bloßer Vernichtung besteht, vielmehr im flüchtigen Augenblick der Gegenwart ein Künftiges zu entwickeln weiß, schließt ein volles und unmittelbares Gefühl ihres unzerstörbaren Wertes in sich ein«.(1)
Gadamer: Weder die Vorzugsstellung des klassischen Altertums noch die der Gegenwart oder einer Zukunft, auf die sie hinausführt, weder Verfall noch Fortschritt, diese traditionellen Grundschemata der Universalgeschichte, sind mit echtem geschichtlichem Denken vereinbar. Umgekehrt verträgt sich die berühmte Unmittelbarkeit aller Epochen zu Gott sehr wohl mit der Idee des
Gadamer I 207
weltgeschichtlichen Zusammenhangs. Denn Zusammenhang (...) ist die Manifestation der geschichtlichen Wirklichkeit selbst. Was geschichtlich wirklich ist, kommt heraus »nach strengen Folgesätzen: was da folgte, stellt Wirkung und Art des eben Vorhergegangenen in helles, gemeinschaftliches Licht«(2). Dass es ein ununterbrochener Zusammenhang des Lebens ist, der sich im Wechsel der menschlichen Geschicke durchhält, ist also die erste Aussage über die formale Struktur der Geschichte, Werden im Vergehen zu sein. Immerhin wird doch erst von hier aus verständlich, was nach Ranke eine »wahrhaft welthistorische Handlung« ist und damit auch, worauf der Zusammenhang der Weltgeschichte eigentlich beruht. Ziel der Geschichte/Ranke: [Geschichte] hat kein außer ihr auffindbares und feststehendes Telos. Insofern herrscht in der Geschichte keine a priori einsehbare Notwendigkeit. Aber die Struktur des geschichtlichen Zusammenhanges ist dennoch eine teleologische(3). Maßstab ist der Erfolg. Wir sahen ja, dass das, was da folgt, über die Bedeutung des Vorhergegangenen erst entscheidet.
Gadamer: Ranke mochte das als eine bloße Bedingung historischer Erkenntnis gemeint haben. In Wahrheit beruht darauf auch das eigentliche Gewicht, das dem Sinn der Geschichte selber zukommt. Dass etwas gelingt oder misslingt, entscheidet ja nicht nur über den Sinn dieses
einen Tuns und lässt es eine dauernde Wirkung erzeugen oder wirkungslos vorübergehen, sondern dies Gelingen oder Misslingen lässt einen ganzen Zusammenhang von Taten und Ereignissen sinnvoll sein oder sinnlos werden.
>Universalgeschichte/Gadamer
, >Historismus/Gadamer, >Geschichte/Historismus.

1. Ranke, Weltgeschichte IX, 270.
2. Ranke, Lutherfragm. 1.
3. Vgl. Gerhard Masur, Rankes Begriff der Weltgeschichte, 1926

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Ranke, Leopold von

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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