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Lesen: In der Philosophie Hans-Georg Gadamers ist das Lesen ein Prozess des Dialogs zwischen dem Leser und dem Text. Der Leser bringt seine eigenen Erfahrungen und sein eigenes Verständnis in den Text ein, und der Text fordert und erweitert den Horizont des Lesers. Siehe auch Texte, Schrift, Verstehen, Hermeneutik, Interpretation, Horizont._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Hans-Georg Gadamer über Lesen – Lexikon der Argumente
I 340 Lesen/Hermeneutik/Geschichte/Philologie/Gadamer: Der Historiker verhält sich zu überlieferten Texten insofern anders [als der Hermeneutiker], als er durch dieselben hindurch ein Stück Vergangenheit zu I 341 erkennen strebt. Er empfindet es geradezu als die Schwäche des Philologen, dass dieser seinen Text wie ein Kunstwerk ansieht. >Texte, >Geschichtsschreibung, >Geschichte, >Verstehen, >Deutung, >Hermeneutik. >Kunstwerke. I 342 Der Philologe ist Historiker, sofern er seinen literarischen Quellen eine eigene historische Dimension abgewinnt. Verstehen heißt ihm dann, einen gegebenen Text in den Zusammenhang der Geschichte der Sprache, der literarischen Form, des I 343 Stils usw., und in solcher Vermittlung schließlich in das Ganze des geschichtlichen Lebenszusammenhangs einordnen. I 345 Lesen/Gadamer: Unsere Überlegungen gehen vielmehr in die umgekehrte Richtung. Wahrlich gibt es niemals den Leser, vor dessen Auge das große Buch der Weltgeschichte einfach aufgeschlagen liegt. Aber es gibt auch sonst niemals den Leser, der, wenn er seinen Text vor Augen hat, einfach liest, was dasteht. In allem Lesen geschieht vielmehr eine Applikation, so dass, wer einen Text liest, selber noch in dem vernommenen Sinn darin ist. Er gehört mit zu dem Text, den er versteht. Immer wird es so sein, dass die Sinnlinie, die sich ihm beim Lesen eines Textes zeigt, notwendig in einer offenen Unbestimmtheit abbricht. Er kann sich, ja er muss sich eingestehen, dass kommende Geschlechter das, was er in dem Texte gelesen hat, anders verstehen werden. Was so für jeden Leser gilt, das gilt auch für den Historiker. I 346 Nur dass es sich für ihn um das Ganze der geschichtlichen Überlieferung handelt, das er mit der Gegenwart seines eigenen Lebens vermitteln muss, wenn er es verstehen will, und das er damit in die Zukunft hinein offen hält. >Literatur, >Kulturelle Überlieferung._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |