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Platon: Platon (ca. 428/427 - 348 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph, Schüler von Sokrates, Verfasser philosophischer Dialoge und Gründer der Akademie in Athen, wo auch Aristoteles studierte. Seine Hauptwerke sind Die Republik, Apologie, Krito, Phaido, Symposion, Meno, Gorgias, Protagoras, Theaetetus, Parmenides, Timaios. Siehe auch Antike Philosophie, Aristoteles.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Otfried Höffe über Platon – Lexikon der Argumente

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Platon/Höffe: Einige Fragen drängen sich auf:
I. Gerechtigkeit: Platon hingegen leitet aus seinem Gedanken der Spezialisierung, der Idiopragieformel, ein Gerechtigkeitsverständnis ab, nach dem jeder Teil, sei es der Seele, sei es des Gemeinwesens, die ihm eigentümliche Aufgabe zu erfüllen hat(1).
Frage:Will Platon das übliche Verständnis von Gerechtigkeit über sich aufklären oder aber ein neues, «revisionäres» Verständnis einführen?
a) Die Idiopragieformel spricht zwar für ein revisionäres Verständnis.
b) Platon setzt aber bei einem traditionellen Grundsatz («jedem das Seine») an und nimmt bei ihm «nur» eine seines Erachtens sachgebotene Bedeutungserweiterung vor. Die dabei unausgesprochene Behauptung lautet: (...) [man] muss (...) eine Teilrevision vornehmen und die Gerechtigkeit als Harmonie, als eine Eintracht sowohl im Individuum als auch im Staat, begreifen.
II. Kann eine Platonische Gerechtigkeit das eigene Wohlergehen zustande
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bringen, sogar garantieren, oder braucht sie nicht jene Ergänzung, die Platon im Ausblick der Politeia selbst einführt, den Blick ins (ausgleichende) Jenseits? >Gerechtigkeit/Platon.
Herrschaft: Vor allem Platons Philosophen-Königssatz wirft Fragen auf: Dank ihres Wissens vom Ganzen und ihrer Bereitschaft, dem Gemeinwesen zu dienen, sollen die Philosophen für das Gemeinwohl maßgeblich und wegen ihrer Maßgeblichkeit auch zuständig sein. Diese Annahme enthält zwei fragwürdige Gleichsetzungen.
a) Einerseits, lässt sich einwenden, verwechsle Platon das genuin philosophische Wissen vom Ganzen, ein bloßes Prinzipienwissen, mit einem substantielleren Wissen vom Ganzen, der Einsicht in elementare Bedingungen gerechten Zusammenlebens.
b) Andererseits setze er das Wissen um Bedingungen mit der für die Politik erforderlichen Kompetenz gleich, ein Wissen in der jeweiligen Situation zu konkretisieren und anzuwenden. Ein Prinzipienwissen schließt zumindest die für die Politik erforderliche Urteilsfähigkeit, Erfahrung und Überzeugungskraft, nicht zuletzt ein Gefühl für Macht nicht notwendig ein.
PlatonVsVs/Höffe: So leicht lässt sich Platon allerdings nicht kritisieren. In der Politeia verlangt er für den Herrscher weit mehr Kompetenzen. Sie setzen bei jenen Vorbedingungen an, die schon die Wächter erfüllen, also Tapferkeit, Scharfblick, gutes Gedächtnis, Wissbegier und Rechtschaffenheit.(2)
Überdies müssen die Herrscher sich im Krieg als die Besten erwiesen haben(3). Außerdem werden sie im Rahmen von Vorübungen «musisch und gymnastisch» ausgebildet.
Ferner ist von ihnen Erfahrung und eine Wohlberatenheit (euboulia), also (...) gemeinwohlbezogene[r]
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Sachverstand gefordert (...).

1. Politeia, IV 433a ff
2. II 375a ff.).
3. 543a


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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