Philosophie Lexikon der Argumente

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Spekulative Philosophie: Spekulative Philosophie, wie sie Hegel verstand, ist eine Denkweise, die versucht, die innere Natur der Wirklichkeit als Ganzes zu erfassen. Sie tut dies, indem sie die Begriffe und Kategorien untersucht, die wir verwenden, um die Welt zu verstehen, und zeigt, wie sie miteinander verbunden sind. Siehe auch Dialektik, Philosophie, Begriffe, Kategorien, Methode, Hermeneutik, Verstehen, Wirklichkeit, Ganzes.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

G. W. F. Hegel über Spekulative Philosophie – Lexikon der Argumente

Gadamer I 470
Spekulation/Hegel/Gadamer: Hegel hat das spekulative Verhältnis des Denkens in seiner meisterhaften Analyse der Logik des philosophischen Satzes beschrieben.(1) Er zeigt, dass
der philosophische Satz nur seiner äußeren Form nach ein Urteil ist, d. h. einem Subjektbegriff ein Prädikat beilegt.
>Spekulation/Gadamer
: Spekulation statt Prädikation.
>Prädikation, >Zuschreibung.
In Wahrheit geht der philosophische Satz nicht von dem Subjektbegriff zu einem anderen Begriff über, der zu ihm in Beziehung gesetzt wird, sondern er spricht in der Form des Prädikats die Wahrheit des Subjekts aus.
Bsp „Gott ist Einer“ meint nicht, dass es eine Eigenschaft Gottes ist, Einer zu sein, sondern dass es das Wesen Gottes ist, die Einheit zu sein.
((s) Vgl. >Zahlen/Frege).
Hegel/Gadamer: Die Bewegung des Bestimmens ist hier nicht an die feste Basis des Subjekts geknüpft, »an der sie hin und wider läuft«. Das Subjekt wird nicht bestimmt als dies und auch als das, in einer Hinsicht so und in anderer Hinsicht anders. Das wäre die Weise des vorstellenden
Denkens, nicht die des Begriffes.
Begreifendes Denken/Hegel: im begreifenden Denken wird vielmehr das natürliche Ausgreifen des Bestimmens über das Subjekt des Satzes hinaus gehemmt und »erleidet, es so vorzustellen, einen Gegenstoß. Vom Subjekte anfangend, als ob dieses zum Grunde liegen bliebe, findet es, indem
das Prädikat vielmehr die Substanz ist, das Subjekt zum Prädikat übergegangen und hiermit aufgehoben. Und indem so das, was Prädikat zu sein scheint, zur ganzen und selbständigen Masse geworden, kann das Denken
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nicht frei herumirren, sondern ist durch diese Schwere aufgehalten«.(2)
Gadamer: Die Form des Satzes zerstört sich also selbst, indem der spekulative Satz nicht etwas von etwas aussagt, sondern die Einheit des Begriffs zur Darstellung bringt. >Prädikation/Hegel.
Die schwebende Zweigipfligkeit des philosophischen Satzes, die durch den Gegenstoß zustande kommt, beschreibt Hegel durch den geistreichen Vergleich mit dem Rhythmus, der sich ähnlich aus den beiden Momenten des Metrums und des Akzentes als ihre schwebende Harmonie ergebe. Vgl. >Hören/Gadamer.
Begriff/Beweis/Hegel/Gadamer: Es kommt aber nun nach Hegel darauf an, die innerliche Hemmung, die das Denken erfährt, wenn seine Gewohnheit, an Vorstellungen fortzulaufen, durch den Begriff unterbrochen wird, zur ausdrücklichen Darstellung zu bringen. Das kann das nichtspekulative Denken gleichsam verlangen. Es hat sein »Recht, das gültig, aber in der Weise des spekulativen Satzes nicht beachtet ist«. Was es verlangen kann, ist, dass die dialektische Selbstzerstörung des Satzes ausgesprochen wird. (...) jedenfalls will er den Sinn des philosophischen Beweisens wiederherstellen. Das geschieht in der Darstellung der dialektischen Bewegung des Satzes. Sie ist das wirkliche Spekulative, und nur das Aussprechen derselben ist spekulative Darstellung.
Philosophie/Hegel: Das spekulative Verhältnis muss also in dialektische Darstellung übergehen. Das ist nach Hegel die Forderung der Philosophie.
Beweis/Hegel/Gadamer: Was hier Ausdruck und Darstellung heißt, ist freilich nicht eigentlich ein beweisendes Tun, sondern die Sache selbst be-
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weist sich, indem sie sich so ausdrückt und darstellt. So wird Dialektik auch wirklich erfahren, dass dem Denken der Umschlag in sein Gegenteil als eine unbegreifliche Umkehrung widerfährt. Gerade das Festhalten der Konsequenz des Gedankens führt zu der überraschenden Bewegung des Umschlags. So etwa erfährt der Rechtsuchende, wie das strikte Festhalten am Gedanken des Rechts »abstrakt“ wird und sich als das höchste Unrecht erweist (summum ius summa iniuria).


1. Vgl. Dazu Gadamer, „Hegels Dialektik. Sechs hermeneutische Studien“ Tübingen 1980,
Bd. 3 der Ges. Werke.)
2. Hegel, Vorrede zur Pänomenologie, S. 50 (Hoffmeister).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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