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Rechtfertigung, Philosophie: Die Rechtfertigung ist eine Bedingung für Wissen, die a) durch die Erklärung der Herkunft der Information oder b) durch logische Untersuchung der Argumentation erfüllt oder nicht erfüllt wird. Zu a) wurden Theorien wie die Kausaltheorie des Wissens oder Verlässlichkeitstheorien entwickelt. Siehe auch Verifikation, Verifikationismus, Überprüfung, Beweise, Externalismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Bruce Ackerman über Rechtfertigung – Lexikon der Argumente

Gaus I 93
Rechtfertigung/Ackerman/Waldron: Bruce Ackerman (1980)(1) entwickelte eine Theorie der Gerechtigkeit in Form eines vertraglichen Dialogs, für den als Grundregel festgelegt wurde, dass kein Grund (der im Gespräch zur Rechtfertigung einer bestimmten Machtverteilung angeführt wird) "ein guter Grund ist, wenn er vom Machthaber verlangt, ... zu behaupten, dass seine Auffassung des Guten besser ist als die eines seiner Mitbürger" (1980(1): 11).
>Neutralität/Waldron.
Waldron: Nun, warum sollte dies die Grundregel sein? Ackerman sagte, es gebe mehrere Möglichkeiten, das Neutralitätsprinzip zu rechtfertigen: Es könne mit dem Hinweis auf den epistemischen Wert ethischer Experimente gerechtfertigt werden, oder mit der intrinsischen Bedeutung der Autonomie, oder mit Skepsis gegenüber der Ethik, oder gegenüber der Fähigkeit der Machthaber, genaue Schlussfolgerungen über das Gute zu ziehen (1980(1): 11-12). Der liberale Staat braucht sich nicht auf eine dieser Rechtfertigungen im Besonderen zu stellen. Er braucht nur die Zusicherung, dass jeder die Neutralität auf mindestens einem dieser Wege erreichen kann.
WaldronVsAckerman: Könnte diese Strategie funktionieren? Sie könnte, aber nur, wenn wir sicher wären, dass die verschiedenen Wege zur Neutralität keinen Unterschied für die Bedeutung oder den Charakter des Ziels machen würden. Aber das scheint unwahrscheinlich zu sein. Moralische Grundsätze hängen bei ihrer Auslegung charakteristischerweise von einem gewissen Verständnis des Punktes oder Zwecks ab, für den sie auferlegt werden.
Ändert man den Zweck, so liefert man eine andere Grundlage für die Interpretation des Prinzips. Was die Neutralität anbelangt, so betrifft eine der Hauptschwierigkeiten bei der Auslegung die Frage der Absicht: Verbietet die Neutralität nur politische Handlungen, die durch eine nicht neutrale Absicht motiviert sind, oder verbietet sie auch Handlungen, wie motiviert sie auch sein mögen, die in ihren Auswirkungen nicht neutral sind? Es stellt sich heraus, dass einige von Ackermans Wegen zur Neutralität die intentionalistische Interpretation begünstigen, während zumindest einer die folgerichtige Interpretation begünstigt: Skepsis gegenüber den ethischen Fähigkeiten eines Machthabers sollte nur seine bewussten Versuche hemmen, eine Auffassung des Guten zu begünstigen. Der Wert der ethischen Vielfalt hingegen sollte uns immer dann zum Innehalten veranlassen, wenn staatliches Handeln tatsächlich nachteilige Auswirkungen auf bestimmte Vorstellungen vom Guten hat, unabhängig davon, ob dies beabsichtigt ist oder nicht. Ackermans sich "überschneidender Konsens" ist in Wirklichkeit ein Rezept für eine ungeordnete Gesellschaft, da die Bürger ihren unterschiedlichen Wegen zu einem Deutungsstreit folgen und keine gemeinsame Grundlage für dessen Lösung finden (siehe Waldron, 1993(2): 151-3).

1. Ackerman, Bruce (1980) Social Justice in the Liberal State. New Haven, CT: Yale University Press.
2. Waldron, Jeremy (1993) Liberal Rights: Collected Papers 1981–1991. Cambridge: Cambridge University Press.

Waldron, Jeremy 2004. „Liberalism, Political and Comprehensive“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Ackerman, Bruce

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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