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Toleranz: Toleranz ist die Bereitschaft, Meinungen, Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Lebensweisen anderer Menschen zu akzeptieren, selbst wenn sie sich von den eigenen unterscheiden.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Diskurstheorien über Toleranz - Lexikon der Argumente

Gaus I 162
Toleranz/Diskurstheorie/Bohman: (...) die notwendigen Voraussetzungen für deliberative Politik erschöpfen sich nicht in expliziten Regeln der Rechtfertigung oder der Machtverteilung bei der Entscheidungsfindung. Neben dem Hintergrund der gemeinsamen Kenntnis solcher Regeln und einer gemeinsamen politischen Kultur erfordern Demokratie im Allgemeinen und deliberative Demokratie im Besonderen eine besondere kommunikative Infrastruktur. Ohne das wirksame Funktionieren impliziter Normen des kommunikativen Erfolgs als eine allen zur Verfügung stehende Ressource werden formale Verfahren und Institutionen, wie gut sie auch gestaltet sein mögen, nicht in der Lage sein, Macht in Übereinstimmung mit expliziten Normen der politischen Freiheit, Gleichheit und Öffentlichkeit zu verteilen (Bohman, 1996(1): Kap. 3).
Implizite/Explizite Normen/Probleme: Die mangelnde Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen impliziten Normen des Kommunikationserfolgs und expliziten Normen der Machtverteilung hat zu praktischen Defiziten in normativen Theorien der diskursiven Politik geführt.
Gaus I 163
Neben der Verfassungsreform (>Verfassung/Ackermann
) können Einschränkungen der Meinungsäußerung die Bildung alternativer Öffentlichkeiten erfordern, deren entwickelte Ausdrucksformen den Fundus an Begründungen und die Stile einer akzeptablen öffentlichen Kommunikation in der größeren Öffentlichkeit erweitern. In all diesen Fällen ist der Kritiker mit den reflexiven Fähigkeiten eines Teilnehmers an einem kommunikativen Prozess ausgestattet, nicht zuletzt mit der Fähigkeit, die Richtigkeit des kommunikativen Prozesses selbst in Frage zu stellen. Aber in diesem Fall wird Zirkularität vermieden, weil der Kritiker nicht bei Null anfangen muss: Das Bootstrapping neuer kommunikativer Möglichkeiten beginnt mit der Fähigkeit, sich an jenen noch so kleinen Bereichen alltäglicher Kommunikation zu beteiligen, die nicht durch Macht verzerrt sind.
(>Macht/Przeworski).
Zumindest bringt die Reflexion einen Gewinn an Freiheit, indem sie den Rednern die Möglichkeit gibt, sich der Art und Weise bewusst zu werden, in der implizite Normverletzungen das Funktionieren der Öffentlichkeit einschränken und genau jene korrigierenden und transformativen Leistungen hemmen, die die Kommunikationsbedingungen verändern könnten. >Toleranz/Scanlon.
Gaus I 164
Toleranz/schwach und stark/Bohman: Duldung im starken Sinne erstreckt sich nicht direkt auf die Gründe als solche, sondern auf die Perspektiven, die diesen Gründen zugrunde liegen und ihnen ihre Überzeugungskraft verleihen. Bevor ein Grund zunächst als Grund und dann potenziell als einer angesehen werden kann, der die kritische Prüfung aller Bürgerinnen und Bürger besteht, müssen die Perspektiven der anderen und die Erfahrungen, die Informationen liefern, als legitim anerkannt werden; im Lichte dieser Einbeziehung ihrer Perspektive erkennen Gruppen sich selbst als einen Beitrag zu demokratischen Entscheidungen an. Die Toleranz der Perspektiven anderer ist dann Teil der Anerkennung dieser als gleichberechtigte Mitglieder einer politischen Gemeinschaft, trotz des Potenzials anhaltender Meinungsverschiedenheiten und tiefer Konflikte. >Toleranz/Scanlon, >Toleranz/Bohman.

1. Bohman, James (1996) Public Deliberation. Cambridge, MA: MIT Press.

Bohman, James 2004. „Discourse Theory“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Diskurstheorien

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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