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Liberalismus: Der Liberalismus in der politischen Philosophie ist eine Reihe von Überzeugungen, die die Freiheit des Einzelnen, die Gleichheit und die Rechtsstaatlichkeit betonen. Liberale glauben, dass der Einzelne frei sein sollte, sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält. Siehe auch Libertarismus, Kommunitarismus, Individualismus, Freiheit, Gesellschaft, Demokratie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Julian Lamont über Liberalismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 233
Liberalismus/Lamont: A. Inhalt:
'Liberalismus' oder eine 'liberale Position' bedeutet in der Regel eine Betonung der individuellen Freiheit. Das heißt, Regierungsinstitutionen werden von liberalen Philosophen so verstanden, dass sie im Interesse des Einzelnen arbeiten, im Gegensatz zu Gruppen, die durch Ethnizität, geographische Lage, Gemeinschaftsidentität, Geschlecht oder Klasse definiert sind.
Individualismus: Die Rechte und Pflichten, die von Liberalen verteidigt werden, werden von Einzelpersonen wahrgenommen. Dazu gehören in der Regel politische Institutionen, die eine Reihe von bürgerlichen Freiheiten schützen, wie die Redefreiheit, die Gedanken- und Religionsfreiheit, die Vereinigungsfreiheit, die Pressefreiheit, ein ordnungsgemäßes Verfahren nach dem Gesetz usw.
Neutralität: Die Liberalen glauben in der Regel auch, dass die Freiheit des Einzelnen bedeutet, dass Regierungsinstitutionen "neutral" sein müssen, d.h. dass die Regierung nicht die Aufgabe hat, bestimmte Ansichten, Religionen, Lebensstile oder Vorstellungen vom Guten zu fördern oder zu entmutigen, es sei denn, dies ist erforderlich, um die Grundfreiheiten des Einzelnen zu schützen (Hampton, 1997(1): 170-81; Nussbaum, 1999(2)).
Verbreitung: In diesem Rahmen (...) teilen sich die Liberalen in Fragen der Verteilung.
a) Klassische Liberale bevorzugen im Allgemeinen eine minimale Beteiligung der Regierung am Markt oder an anderen verteilenden Institutionen, z.B. solchen, die Bildung oder Gesundheitsversorgung verteilen. Diese Theoretiker argumentieren in der Regel für ihre Positionen unter Bezugnahme auf den Wert der individuellen Freiheit, und sie sehen die Einmischung der Regierung eher als Bedrohung denn als Beschützer der Freiheit an.
b) Die Wohlfahrtsliberalen am anderen Ende des Spektrums sehen in deutlich ungleichen Verteilungsergebnissen unter anderem eine Bedrohung der individuellen Freiheit. Sie plädieren für eine Beteiligung der Regierung am Markt und an der Bereitstellung wichtiger Ressourcen wie Gesundheitsversorgung oder Bildung, um den Grad der Ungleichheit zu begrenzen, der sich aus dem ungehinderten Streben nach individueller Freiheit ergeben könnte (Hampton, 1997(1): 172).
B. Methodik:
(...) 'Liberalismus' bezieht sich manchmal auf eine Art von Methodik, bei der Argumente weitgehend a priori formuliert werden, wobei von der besonderen Geschichte, Kultur oder den empirischen Bedingungen, die mit einer bestimmten Gesellschaft verbunden sind, abstrahiert wird. Solche Argumente können sich auf die menschliche Natur, universelle Eigenschaften von Personen oder a-priori-Gründe berufen und sogar idealisieren, indem sie sich auf ideale Bedingungen oder ideale Personen beziehen, die zwar nur hypothetisch sind, aber dennoch ein ideales Prinzip hervorbringen, das unsere notwendigerweise unvollkommenen Institutionen leitet (Buchanan et al., 2000(3): 371-82). Der "Kontraktualismus", die "rechtebasierte" Theorie und der "Utilitarismus" sind allesamt auf unterschiedliche Weise Beispiele für Rechtfertigungen dieser Art.
Neutralität: Die Ideale, die die Liberalen vorgeben, werden als Beschränkungen für die Entwicklung und das Funktionieren von Kulturen vorgeschlagen; sie werden als ein Weg angesehen, um sicherzustellen, dass sich Kulturen frei und gerecht entwickeln. Sie wenden in den meisten Fällen keine Methodologie an, die die Verteilungsideale aus spezifischen kulturellen Praktiken oder historischen Kämpfen, die für eine Gemeinschaft spezifisch sind, ableitet. In dieser Hinsicht haben sich Kommunitaristen und postmoderne Theoretiker gegen die Methodologie des Liberalismus als abstrakt, individualistisch, universalistisch und antidemokratisch gewandt (MacIntyre, 1984(4); Mulhall und Swift, 1996(5); Sandel, 1982(6); Walzer, 1983(7)). >Kommunitarismus/Lamont.

1. Hampton, Jean (1997) Political Philosophy. Oxford: Westview.
2. Nussbaum, Martha C. (1999) Sex and Social Justice. Oxford: Oxford University Press.
3. Buchanan, Allen, et al. (2000) From Chance to Choice. Cambridge: Cambridge University Press.
4. MacIntyre, Alasdair (1984) After Virtue: A Study in Moral Theory, 2nd Ed. Notre Dame, IN: University of Notre Dame Press.
5. Mulhall, Stephen and Adam Swift, eds (1996) Liberals and Communitarians. Cambridge: Blackwell.
6. Sandel, Michael J. (1982) Liberalism and the Limits of Justice. Cambridge: Cambridge University Press.
7. Walzer, Michael (1983) Spheres of Justice. Oxford: Martin Robertson.

Lamont, Julian 2004. „Distributive Justice“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Lamont, Julian

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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