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Gerechtigkeit: Gerechtigkeit kann als die faire und unparteiische Behandlung aller Menschen verstanden werden. Sie wird oft mit dem Gesetz in Verbindung gebracht. Einige Schlüsselelemente sind Fairness, Gleichheit, Verhältnismäßigkeit und Verantwortlichkeit. Siehe auch Recht, Rechte, Gleichheit, Unparteilichkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Charles Beitz über Gerechtigkeit – Lexikon der Argumente

Gaus I 294
Gerechtigkeit/Internationale Beziehungen/Beitz/Brown: BeitzVsRawls: Beitz nennt zwei Gründe, warum Rawls falsch liegt.
Vgl. >Gerechtigkeit/Rawls
, >Verteilungsgerechtigkeit/Rawls.
1) Selbst wenn wir akzeptieren, dass Staaten getrennte, in sich geschlossene Gesellschaften sind, würden ihre Vertreter auf einem umfassenderen Vertrag bestehen, als Rawls sich vorstellt. Aber,
2) da Staaten nicht in sich geschlossen sind, gibt es keinen Grund, nach einem zweiten Vertrag zwischen ihnen zu suchen; stattdessen sollte Rawls' vollständige Darstellung der Gerechtigkeit weltweit angewandt werden, einschließlich eines globalen "Differenzprinzips". >Differenzprinzip/Rawls.
Ad 1) Das erste Argument von Beitz betrifft den Umgang mit "natürlichen" Ressourcen. Er argumentiert gegen Rawls, dass die Vertreter der Staaten, die sich in der zweiten ursprünglichen Position treffen, einer Regel nicht zustimmen würden, die bestätigt, dass natürliche Ressourcen den Staaten gehören, deren Territorium sie umfasst; risikoaverse Vertreter würden eine Regel einführen, die die Ressourcen der Welt gleichmäßig verteilt, und zwar über eine Art globale Vermögenssteuer. Dies ist auf den ersten Blick ein ziemlich starkes und breit abgestütztes Argument; (...) Barry plädiert ebenfalls für ein globales Steuersystem (>Gerechtigkeit/Barry), allerdings ohne den Schleier der Ignoranz oder eine zweite ursprüngliche Position zu verwenden, während Hillel Steiner (1999)(2)
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eine ähnliche Idee für einen umverteilenden globalen Fonds von libertären Stiftungen ableitet. (>Gerechtigkeit/Steiner).
Das Hauptproblem dieser Vorschläge besteht darin, dass sie zu unbeabsichtigten und kontraintuitiven Ergebnissen führen könnten; wie Rawls (1999)(3) in seiner späteren Verteidigung seiner Position feststellt, ist der Reichtum eines Staates, wenn überhaupt, nur sehr lose mit seiner materiellen Ressourcenbasis korreliert.
2) Die zweite Position von Beitz ist, dass die Welt aufgrund der Interdependenz nun als eine einzige Gesellschaft behandelt werden muss, was bedeutet, dass Rawls' vollständige Darstellung der sozialen Gerechtigkeit gilt, ohne einen zweiten Vertrag zwischen Staatsvertretern.
VsBeitz: Das Problem hier ist, dass die gegenwärtige Weltordnung, so interdependent sie auch sein mag, angesichts der krassen Ungleichheiten, die sie hervorruft, kaum als ein kooperatives Unternehmen zum gegenseitigen Vorteil gesehen werden kann. Die internationale Wirtschaft basiert sicherlich auf der Idee, dass alle vom wirtschaftlichen Austausch profitieren, aber es wäre ein besonders enthusiastischer Neoliberaler, der argumentierte, dass dies für alle Interaktionen zwischen Arm und Reich gilt.
BeitzVsVs: Beitz hat nun die Stärke dieser Kritik anerkannt und in einem späteren Artikel einen Großteil der Rawls'schen Rechtfertigung für seinen Kosmopolitismus aufgegeben - nicht aber den Kosmopolitismus selbst, den er nun in einer kantischen Darstellung der moralischen Gleichheit der Menschen begründet (Beitz, 1983)(4). Bis zu einem gewissen Grad wird die ursprüngliche Position von Beitz von Thomas Pogge in seinem Werk "Realizing Rawls" (1989)(5) wieder aufgegriffen.
>Internationale Beziehungen/Pogge.

1. Beitz, C. R. (2000) Political Theory and International Relations (1979), 2. Auflage, Princeton, NJ: Princeton University Press.
2. Steiner, H. (1999) 'Just taxation and international redistribution'. In I. Shapiro and L. Brilmayer, Hrsg., Global Justice: NOMOS XLI. New York: New York University Press, 171-91.
3. Rawls, J. (1999) The Law of Peoples. Cambridge, MA: Harvard University Press.
4. Beitz, C. R. (1983) 'Cosmopolitan ideas and national sovereignty'. Journal of Philosophy, 80: 591-600.
5. Pogge, T. (1989) Realizing Rawls. Ithaca, NY: Cornell University Press.

Brown, Chris 2004. „Political Theory and International Relations“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Beitz, Charles

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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