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Föderalismus: Föderalismus ist ein Regierungssystem, bei dem die Macht zwischen einer zentralen Regierung und mehreren örtlichen oder regionalen Regierungen geteilt wird. Die örtlichen Regierungen haben in der Regel die Befugnis, über Angelegenheiten zu entscheiden, die für sie am relevantesten sind, wie z. B. Bildung, Gesundheit und Infrastruktur. Siehe auch Infrastruktur, Gesundheitssystem, Staat.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Konstitutionelle Ökonomie über Föderalismus - Lexikon der Argumente

Parisi I 210
Föderalismus/Konstitutionelle Ökonomie/Voigt: (...) die vermuteten ökonomischen Vorteile des Föderalismus sollen sich aus dem Wettbewerb zwischen den Teilstaaten ergeben; seine Kosten beruhen auf der Notwendigkeit, in einigen Fragen zu kooperieren.
Hayek: So argumentiert Hayek (1939)(1), dass der Wettbewerb zwischen den Regierungen Informationen über effiziente Wege zur Bereitstellung öffentlicher Güter offenlegen wird. Unter der Annahme, dass die Regierungen Anreize haben, diese Informationen zu nutzen, sollte die Regierungseffizienz in Föderationen ceteris paribus höher sein.
Tiebout: In dem berühmten Modell von Tiebout ( 1956)(2) konkurrieren die unteren Regierungsebenen
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um die steuerzahlenden Bürger, was den Regierungen der unteren Ebenen einen Anreiz gibt, auf die Präferenzen dieser Bürger einzugehen.
Kosten: (...) wenn die Zahl der Staaten groß ist, könnten Skalenerträge bei der Bereitstellung öffentlicher Güter unrealisiert bleiben. So vermutet Tanzi (2000)(3), dass diejenigen, die öffentliche Güter bereitstellen, unzureichend spezialisiert sein werden.
Moralisches Risiko: Außerdem müssen sich Bundesstaaten mit einem Moral-Hazard-Problem auseinandersetzen, das in Einheitsstaaten kein Thema ist.* Die Bundesregierung wird regelmäßig "No-bail-out-Klauseln" aussprechen, die aber nicht immer glaubwürdig sind.
In Bezug auf die Frage der Überschuldung argumentiert Wildasin (1997)(6), dass große Staaten "zu groß zum Verlieren" werden können. Andererseits wird argumentiert (Rodden und Wibbels, 2002)(7), dass große Staaten mehr von den Vorteilen internalisieren können, die durch eine verantwortungsvolle Finanzpolitik entstehen.
Lösung: Eine Reihe von Faktoren könnte dieses Trittbrettfahrer-Problem abmildern: Wenn starke, disziplinierte Parteien im größten Teil der Föderation aktiv sind und eine Partei sowohl die Bundes- als auch die meisten Gliedstaatenregierungen führt, dann können die Parteiführer möglicherweise verhindern, dass die Staatsbeamten die negativen Effekte der Überschuldung externalisieren (Rodden und Wibbels, 2002)(7).
Korruption: Auf die Frage, ob Korruption unter föderalen oder unitarischen Verfassungen häufiger vorkommt, gibt es eine Standardantwort: Die Regierungen der Teilstaaten sind näher am Volk, spielen unendlich wiederholte Spiele mit den lokalen Wählern und sind daher der lokalen Vereinnahmung ausgesetzt (siehe z.B. Tanzi, 2000)(3). Daher wird das Korruptionsniveau unter föderalen Verfassungen höher sein als unter unitären Verfassungen.
Vs: Das Standardargument gegen die Local-Capture-Hypothese ist, dass das Verhalten der Regierungen der Gliedstaaten in Föderationen transparenter ist und die Politiker daher stärker für ihre Handlungen verantwortlich sind. Dies würde implizieren, dass die Korruption unter föderalen Verfassungen geringer ist.
Darüber hinaus kann Korruption ein Zeichen für eine Unzulänglichkeit des jeweiligen Regelsystems sein; unter dysfunktionalen Regeln werden selbst wohlfahrtssteigernde Aktivitäten oft korruptes Verhalten erfordern. Diese Annahme führt zu dem Argument, dass, da die konstituierenden Einheiten von Bundesstaaten näher am Volk sind, es wahrscheinlich ist, dass ihre Regeln angemessener sind als die in Einheitsstaaten.
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Staatsausgaben: Lange Zeit waren die Erkenntnisse über die Auswirkungen des Föderalismus auf die Gesamtausgaben des Staates gemischt. In den letzten Jahren scheint sich dies jedoch geändert zu haben. Rodden (2003)(8) zeigt für eine länderübergreifende Studie, die den Zeitraum 1980 bis 1993 abdeckt, dass in Ländern, in denen lokale und staatliche Regierungen die Kompetenz haben, die Steuerbasis festzulegen, die gesamten Staatsausgaben niedriger sind. >Direkte Demokratie/Konstitutionelle Ökonomie
, >Staatliche Strukturen/Konstitutionelle Ökonomie.

* Die Beziehung zwischen der Zentralregierung und den untergeordneten Einheiten in Einheitsstaaten könnte mit Hilfe der Prinzipal-Agenten-Theorie mit ihren bekannten Überwachungsproblemen treffender beschrieben werden. Für eine solche Sichtweise siehe Seabright (1996)(4).

** Rodden (2002(5), S. 6 72) weist darauf hin, dass die Kreditwürdigkeit der föderalen
Ebene gefährdet sein könnte, wenn sie den Teilstaaten nicht hilft.

1. Hayek, F. (1939). "Economic Conditions of Inter-State Federalism." New Commonwealth Quarterly 2: 131-149.
2. Tiebout, Ch. (1956). "A Pure Theory of Local Expenditures." Journal of Political Economy 64: 416-424.
3. Tanzi, V. (2000). "Some politically incorrect Remarks on Decentralization and Public Finance," in J.-J. Dethier, ed., Governance, Decentralization and Reform in China, India and Russia, 47-63. Boston, MA: Kluwer.
4. Seabright, Paul (1996). "Accountability and Decentralization in Government: An Incomplete Contracts Model." European Economic Review 40:61-89.
5. Rodden, J. (2002). "The Dilemma of Fiscal Federalism: Grants and Fiscal Performance around the World." American Journal of Political Science 46(3): 670-687.
6. Wildasin, D. (1997). "Externalities and Bailouts: Hard and Soft Budget Constraints in Intergovernmental Fiscal Relations." Nashville, TN: Mimeo.
7. Rodden, J. and E. Wibbels (2002). "Beyond the Fiction of Federalism - Macroeconomic Management in Multitiered Systems." World Politics 54: 494-531.
8. Rodden, J. (2003). "Reviving Leviathan: Fiscal Federalism and the Growth of Government." International Organization 57: 695-729.

Voigt, Stefan. “Constitutional Economics and the Law”. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Konstitutionelle Ökonomie

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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