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Überprüfung: In der Wissenschaft ist eine Überprüfung ein Prozess, bei dem eine wissenschaftliche Arbeit oder ein wissenschaftliches Ergebnis von anderen Wissenschaftlern auf seine Richtigkeit und Validität getestet wird. Diese Überprüfung kann in Form eines Peer-Reviews erfolgen, bei dem die Arbeit von anderen Wissenschaftlern aus demselben Fachgebiet begutachtet wird. Siehe auch Experimente, Forschung, Wissenschaft, Methode, Verifikation, Gewissheit, Wissen, Fortschritt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Imre Lakatos über Überprüfung – Lexikon der Argumente

Schurz I 196
Theorierevision/Lakatos/Schurz: (Lakatos 1974(1), 129ff) Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme: zwei Annahmen:
1. “Immunisierung“: es ist immer möglich, den Kern einer Theorie im Fall eines Konflikts mit der Erfahrung zu retten, indem man an der Peripherie Anpassungen vornimmt.
I 197
2. Schutzgürtel“: jede (physikalische ) Theorie braucht Hilfshypothesen (exklusive ceteris paribus Hypothesen) um empirische Prognosen aufzustellen. Diese lagern sich wie ein Schutzgürtel in der äußeren Peripherie um Mitte und Kern. Konflikte mit der Erfahrung können dann beseitigt werden, indem eine Hilfshypothese ersetzt oder fallengelassen wird.
Def Anomalie/Lakatos: ein Beobachtungsdatum, das der gesamten Theorie (Kern + Peripherie) widerspricht.
Lösung:
Def ad-hoc-Hypothese: nimmt kompliziertere Systembedingungen an, in denen unbekannte Störfaktoren postuliert werden.
Vs: Problem: das erklärt das abweichende Datum nicht. D.h. es bleibt auch nach der Einführung der ad hoc Hypothese eine Anomalie!
ad hoc/Lakatos: solche Anpassungen sind überhaupt nur legitim, wenn sie wissenschaftlich progressiv sind. Sie müssen neuen empirischen Gehalt besitzen.
Schurz I 198
Falsifikation/LakatosVsPopper: Eine Theorieversion ist erst dann falsifiziert, wenn es eine progressive neue Version (mit neuem empirischen Gehalt) gibt. D.h. es gibt keine „Sofortrationalität“ (augenblickliche Entscheidung) welche Theorie besser ist. Das zeigt sich erst in der historischen Entwicklung.

Def Forschungsprogramm/Lakatos: harter Theoriekern zusammen mit einer negativen und einer positiven Heuristik.
Def negative Heuristik/Lakatos: Anpassungen werden nicht im Kern sondern nur an der Peripherie vorgenommen, Allerdings können im Zuge einer degenerativen Entwicklung sich die modus tollens Treffer auf gegen den Kern richten.
Def positive Heuristik/Lakatos: Programm, nach dem immer komplexere theoretische Modelle bzw. Systembedingungen für den Kern mit widerspenstigen Daten fertig werden können.

I 199
Theorieversion/Schurz: Kern plus Peripherie.

I 200
Def Falsifikation/Schurz: Eine Theorieversion ist falsifiziert, gdw. einige aus ihr deduktiv folgende Phänomene durch aktuale Beobachtungssätze falsifiziert wurden.
(s) Schurz spricht immer von Sätzen statt von Beobachtungen.


1. Lakatos, I. (1974). "Falsifikation und die Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme". In: Lakatos, I. und Musgrave, A., Kritik und Erkenntnisfortschritt. Braunschweig: Vieweg.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Laka I
I. Lakatos
The Methodology of Scientific Research Programmes: Volume 1: Philosophical Papers (Philosophical Papers (Cambridge)) Cambridge 1980

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006

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